Nervenaufreibende Ernte

Die Raps- und Getreideernte war und ist in diesem Sommer nur in engen Zeitfenstern möglich. Immer wieder regnet es in den Bestand, eine ganze Woche mussten die Mähdrescher jetzt stillstehen. Für den einzelnen Betrieb steht oftmals noch ein Wert von zigtausend Euro draußen auf dem Acker. Und der mühsam herangezogene Pflanzenbestand droht an Wert zu verlieren. Die sorgenvollen Blicke der Landwirte richten sich derzeit auf den zu einem Großteil noch stehenden Weizen, dessen Fallzahl bei der Feuchtigkeit und Wärme täglich abnimmt. Insbesondere die frühen Sorten sind davon betroffen. Dabei sind die Ertragsmeldungen beim Weizen bislang gar nicht schlecht, im Gegensatz zu Raps und Wintergerste.
Hinzu kommt jetzt noch die Verunsicherung auf den Finanzmärkten, hervorgerufen durch die immensen Haushaltsdefizite in den USA und in vielen EU-Ländern sowie die Abstufung der Kreditwürdigkeit. Auch die Notierungen für Getreide und Ölsaaten werden durch die Schuldenkrise unter Druck gesetzt. Allein der Weizen hat seit Ende letzter Woche an der Euronext Paris um mehr als 5 Euro pro Tonne an Wert verloren. Die Marktteilnehmer haben Angst vor einer Rezession und dass der Verbrauch von Getreide und Ölsaaten als Nahrungs- und Futtermittel aber auch als Energierohstoff eingeschränkt wird. Investmentfonds ziehen ihr Geld aus Rohstoffen ab und gehen mehr in festverzinsliche Papiere. Es herrschen große Unsicherheiten auf den Märkten. Den Landwirten bleibt dabei nur eins: so schnell wie möglich die Ernte einbringen und die Nerven behalten
Cornelius Mohr