Neuer Rollenprüfstand für praxisgerechte Testergebnisse
AK Industrie-Landwirtschaft besichtigt DLG-Testzentrum
„Wie sicher sind Traktortests bezüglich Abgasnormen und Kraftstoffverbrauch?“ Dieser Frage gingen die Mitglieder des Arbeitskreises Industrie-Landwirtschaft Hessen am Dienstag der vergangenen Woche beim Besuch des DLG-Testzentrums Technik und Betriebsmittel in Groß-Umstadt nach.
Geprüft werden zum Beispiel Traktoren, Kabinen (je zur Hälfte von Schleppern und Baumaschinen) sowie Mähdrescher, BodenbeÂarbeitungsmaschinen, DrillÂÂmaschinen, Motorsägen, Rasenmäher bis hin zu Liegematten in Boxenlaufställen sowie Verbrauchs- und Betriebsmittel. Die Techniktests und Prüfberichte bieten den Landwirten wichtige Informationen und Entscheidungshilfen bei der InÂvestitionsplanung für Agrartechnik und Betriebsmittel. Die Prüfberichte werden im Internet kostenlos veröffentlicht. Laut Dr.-Ing. Hermann Buitkamp, dem Leiter des DLG-Testzentrums, werden pro Tag etwa 4 000 Prüfberichte von Interessenten heruntergeladen. Im Bereich der Fahrzeugtechnik geht es in erster Linie um die Sicherheit von Kabinen, Sitzen, aber auch um die Messung von Geräuschen und SchwinÂgungen. Eine zunehmende Bedeutung hat die Elektronik mit Isobus, Lenk- und Kamerasystemen. „Bei Schleppern mit einem Vorbau von mehr als 3,50 Metern ersetzen Kamerasysteme den sonst zwingend vorgeschriebenen Einweiser“, berichtete Dr. Buitkamp in Bezug auf technische Neuerungen.
Neues Prüfsystem zum Messen der Energieeffizienz
Ein wichtiges Argument für den Kauf eines Schleppers ist nach wie vor dessen Leistung in Verbindung mit dem Kraftstoffverbrauch, der je nach Einsatzgebiet (Transport- oder Feldarbeiten) sehr unterschiedlich sein kann. Um in diesem Zusammenhang praxisgerechte Prüfergebnisse zu erhalten, wurde der so genannte DLG-PowerMix entwickelt. Mit diesem System wird der spezifische Kraftstoffverbrauch von Traktoren unter 14 praxisrelevanten Szenarien erfasst. Hierbei werden zum Beispiel Pflügen, Grubbern, Mäharbeiten, Ballenpressen und Transportfahrten simuliert und mit verschiedenen Bedingungen wie Zug-, Zapfwellen-, Hydraulik- und Transportarbeit kombiniert.
„Die Verbindung von Herstellerverpflichtungserklärungen und neutralen Kontrollmessungen stellen die Verlässlichkeit der Prüfungsergebnisse sicher. Insbesondere die Abgasnachkontrolle würde eine übermäßige Optimierung auf Kraftstoffersparnis offenlegen“, betonte Buitkamp. Die DLG-Traktortests seien bezüglich Abgasnormen und Kraftstoffverbrauch auch deshalb ganz sicher, weil der Kraftstoffverbrauch mit Feld- und Straßenzyklen gemessen und diese Verbrauchswerte mit realen Felddaten verglichen würden. Auch werden die ermittelten Verbrauchswerte stichprobenartig bei einer SerienÂmaschine nach einem Jahr noch einmal gemessen.
Schlepperhersteller haben hohe Entwicklungskosten
Dr. Buitkamp bezifferte die Kosten für einen Schleppertest mit rund 20 000 Euro. Allein aufgrund der gestiegenen Abgasnormen müssten die Traktorenhersteller etwa 300 Mio. Euro Entwicklungskosten pro Jahr aufbringen. Dieser Aufwand verteuere die Kosten für einen Schlepper im Schnitt um etwa 10 000 Euro. „Während der Kraftstoffverbrauch der Motoren ausgereizt ist, könnte es künftig noch Einsparpotenziale geben, wenn Anbaugeräte die Traktorensteuerung übernehmen“, prognostizierte er.
Bei der anschließenden Führung über das Testgelände durch den ehemaligen Prüfingenieur Heinz Roethemeyer beeindruckte besonders der neue Rollenprüfstand, auf dem die Energieeffizienz von Traktoren noch praxisnäher als bisher mit dem 27 t schweren Zugleistungsmesswagen ermittelt werden kann. Zuvor erläuterte Dr. Buitkamp den organisatorischen Aufbau der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) und stellte die Abteilungen mit jeweils einem ehrenamtlichen und hauptamtlichen Vorstand an der Spitze vor. Neben dem Zentralbereich gibt es die Abteilungen Ausstellungen, das Fachzentrum Landwirtschaft, das Testzentrum Landwirtschaft sowie das Fachzentrum Lebensmittel und das Testzentrum Lebensmittel.
Aufgaben für Agrar- und Maschinenbauingenieure
Das Testzentrum Landwirtschaft ist gegliedert in die Bereiche Fahrzeugtechnik, Außenwirtschaft, Innenwirtschaft, Gartentechnik und Betriebsmittel. 41 Personen, darunter Agraringenieure und Maschinenbauingenieure, sind dort beschäftigt. Hinzu kommen bis zu zehn Studenten, die ihre Bachelor- oder Masterarbeit im Testzentrum schreiben. Die Gesamtfläche beläuft sich auf zehn Hektar, einschließlich 8 000 Quadratmeter Gebäudefläche.
AKIL – LW 52/2015