Pioniere sind gefragt

Die Birke, botanisch Betula pendula, ist ein Pionier. Nach den Stürmen Lothar, Kyrill und Xynthia hat sie sich gleich an die Arbeit gemacht. Sie besiedelte die Kahlflächen innerhalb weniger Jahre, dazu brauchte sie außer Licht nicht viel. Da steht sie, trotzt Brombeeren und Calamagrostis, besitzt eine große Resis­tenz gegenüber Frost, Hitze und Schädlingen, lässt ihre langen dünnen Zweige romantisch im Wind wehen, wächst rasant in der Jugend und beendet ihr Höhenwachstum je nach Standort bereits mit 30 bis 40 Jahren.
Waldbaulich wurde die Birke in den vergangenen Jahrzehnten als „Unholz“ bezeichnet. Waldbesitzer und Förster haben sie mit der Hippe aus den Beständen verbannt. Dabei leben Skandinavien, Osteuropa und Russland zu einem beträchtlichen Teil von dieser Baumart, die sowohl trockene als auch äußerst kalte Standorte besiedelt. Seit der Brennholzboom die deutsche Forstwirtschaft erreicht hat, ist auch die Birke bei uns mehr wert.
Untersuchungen zeigen, dass sie bei richtiger Bewirtschaftung durchaus Wertholzqualität erreichen kann, mit Submissionspreisen von knapp 100 Euro/Fm. Notwendig ist, dass man sie früh freistellt, damit sich die Krone entwickeln kann. Dadurch ist zwar eine Astung notwendig, doch dieser Eingriff lohnt sich. Allerdings muss sie dann auch früh gefällt werden, bevor sich ein Braunkern ausbilden kann, der das Holz entwertet.
Die zwei Beiträge zur Sandbirke in dieser und in der LW-Ausgabe 47 zeigen, dass die Birke eine wichtige Funktion als Pionier im Waldbau innehat und nebenbei auch Wert­holz produzieren kann. Unter ihrem Schirm können sich die Schattenbaum­arten Buche und Eiche entwickeln. Man wird keine Birkenreinbestände anlegen, doch wo sich eine natürliche Birkenverjüngung einstellt, sollte man das Potenzial nutzen, nicht nur für Kaminholz. Elke Setzepfand