Projekt #SOLIDAHRITÄT vielversprechend angelaufen

Die Weinbranche zeigt sich solidarisch und unterstützt die Ahr

Die Dagernova Weinmanufaktur/Ahr Winzer eG, die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr und weitere führende Akteure aus dem Weinbaugebiet Ahr hatten die Idee einen Gemeinschaftswein zu kreieren, dessen Verkaufserlös dem Verein AHR – A wineregion needs Help for Rebuilding e.V. zugutekommen soll. Inzwischen hat das Gemeinschaftsprojekt Gestalt angenommen.

Auch in der Weinbranche werden zahlreiche Hilfsprojekte aufgelegt, die zugunsten der Geschädigten im Ahrtal erfolgen.

Foto: VG Monsheim

Dagernova-Vorstandsvorsitzender Dominik Hübinger erklärt, dass in einem ersten Schritt unter der Bezeichnung #SOLIDAHRITÄT zwei Weine auf den Markt kommen, die preislich bei 7,49 Euro (UVP) angesiedelt sein sollen: ein Riesling und eine Rotweincuvée.

Weine aus Rheinhessen für die Ahr

Die beiden Qualitätsweine stammen allerdings nicht von der Ahr, sondern aus Rheinhessen, weil an der Ahr schon vor der Flutkatastrophe die verfügbaren Mengen knapp waren. Durch die verheerenden Hochwasserschäden wurden sie weiter dezimiert.

Hübinger, der sich federführend um das Projekt kümmert, sprach deshalb mit zahlreichen Kollegen und bat sie um Unterstützung. Die Hilfsbereitschaft sei überwältigend gewesen. Alle Gesprächspartner hätten sich bereit erklärt, zu helfen. Die Weinkontrolle habe die Verwendung des Namens #SOLIDAHRITÄT abgesegnet, auch wenn die Weine nicht von der Ahr stammen. Schließlich entschloss man sich, das Angebot der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH in Freyburg/Unstrut anzunehmen, die für die Aktion je 100 000 Liter Riesling und Rotwein spendete. Das entspricht der Gesamtmenge von 260 000 Flaschen (à 0,75 l). Kostenlos abgefüllt werden die beiden Weine von der Kellerei Peter Mertes in Bernkastel-Kues, die laut Hübinger auch die Flaschen, Etiketten, Verschlüsse, Kartons und sonstigen Materialien „zum Nulltarif“ zur Verfügung stellt. „Wir haben an verschiedene Handelspartner insgesamt bereits eine sechsstellige Flaschenzahl verkauft, obwohl die Weine noch gar nicht abgefüllt sind“, freut sich Hübinger, der lobend erwähnt, dass auch die Handelspartner beim Verkauf der Weine auf ihre Spannen verzichten.

Mitte August sollen die Weine in den Läden verfügbar sein. Sollten alle Flaschen verkauft werden, käme durch die Aktion eine Summe von knapp 1,95 Mio. Euro zusammen, die in den Wiederaufbau des Weinbaus und der Weinbaubetriebe an der Ahr fließen sollen. Ob weitere #SOLIDAHRITÄT-Weine folgen, steht derzeit noch in den Sternen. Die Bereitschaft aus dem Produzentenlager, zusätzliche Weinmengen zu spenden, ist vorhanden. wer

Flutwein-Verkauf über Crowdfunding „startnext“

Viele Weingüter an der Ahr sind durch die Hochwasserkatastrophe beschädigt oder komplett zerstört. Nach und nach werden allerdings nennenswerte Mengen an Flaschen aus dem Schlamm geborgen. Mit einer besonderen Spendenkampagne über die Crowdfunding-Plattform „startnext“ will der Verein „AHR – A wineregion needs Help vor Rebuilding“ den Winzern helfen. Der Inhalt der verschmutzten Flaschen sei gleichgeblieben, heißt es von den Initiatoren Linda Kleber („Klebers Küche & Garten“) und Peter Kriechel (Vorsitzender des Ahrwein e.V.). Es handele sich noch immer um Qualitätswein.

Pakete mit jeweils drei Flaschen „Flutwein“ werden für 60 Euro über die Plattform (www.startnext.com/flutwein) verkauft. Mit Unterstützung der Seven.One AdFactory entstand ein aktuell viral gehender Spendenaufruf, der die heil gebliebenen Ahrwein-Flaschen effektvoll in Szene setzt. Sie sollen nach Ablauf der Aktion (nach der diesjährigen Ernte, frühestens ab September) in dem Zustand verschickt werden, in dem sie geborgen wurden. Der Außenwerber Wall stellt für die Aktion bundesweit digi­tale Plakatflächen kostenfrei zur Verfügung.

„Jede einzelne Weinflasche ist ein Unikat mit hohem symbolischem Wert und gleichzeitig Deine Möglichkeit, zu helfen“, schreiben die Initiatoren. „Das Hochwasser trifft das Ahrtal mitten ins Herz – der Weinbau ist in unserer Region eine tragende wirtschaftliche Säule, die nun nicht mehr steht. Die Wassermassen haben fast allen Weingütern aus der Region buchstäblich den Boden unter den Füßen weggerissen. Doch wir erfahren derzeit eine genauso große Flut an Hilfsbereitschaft und Mitgefühl. #Flutwein ist ein Paradebeispiel für diese unfassbare Solidarität.“ Bis zum 29. Juli wurden über das erst am 24. Juli gestartete Projekt schon rund 1 Mio. Euro eingenommen. Mit dem Erlös wird der Wiederaufbau der zerstörten Winzerbetriebe an der Ahr unterstützt.

Weinspenden aus Österreich, Griechenland und Südtirol

Die ersten 10 000 Weinpakete (à 6 Flaschen) der Aktion SolidA(H)Rität waren binnen 48 Stunden verkauft und bis 26. Juli versendet. Gespendet wurden diese Weine von Weinhändlern und Winzern aus Deutschland, aber auch aus Frankreich, Griechenland, Israel, Luxemburg, Österreich und Südtirol. Damit wurden in wenigen Stunden über den Shop des Weinguts St. Antony rund 650 000 Euro erlöst, mit denen geschädigte Winzer an der Ahr unterstützt werden sollen.

In Österreich haben sich mehr als 70 Winzer mit Artur Toifl (Weingut Thiery-Weber, Rohrendorf) und Bernhard Ernst (Weingut Ernst, Deutschkreutz) zusammengetan, die den Sammeltransport ab Rohrendorf koordinieren. „Mit dieser Resonanz hätte ich nie gerechnet“, so Initiator Dirk Würtz. SolidA(H)Ritäts-Pakete waren ab 2. August um 10 Uhr) wieder in seinem Shop erhältlich. Er hofft 150 000 Flaschen, davon mehr als 30 000 Flaschen aus Österreich, zusammenzubekommen.

Thomas Wirth von der WM-Projektgesellschaft hat der Initiative das aktuell im Entstehen befindliche Logistikzentrum in den ehemaligen Kümmerling-Hallen in Bodenheim bei Mainz kostenlos überlassen. Der Tipp dazu kam – wie viele andere Kontakte – ursprünglich aus dem Deutschen Weininstitut (DWI). Würtz betont, dass das DWI mit seinem Netzwerk und den regionalen Weinwerbeverbänden fantastische Arbeit im Hintergrund leiste.

Unzählige Weingüter in allen deutschen Anbaugebieten haben Verkaufsaktionen gestartet und spenden den Gewinn für die Ahrwinzer. Die Kunden unterstützen dies und greifen zu.  ja

5 000 Euro Soforthilfe für geschädigte Unternehmen

Die von der Flutkatastrophe betroffenen Unternehmen können 5 000 Euro Soforthilfe erhalten. Das hat das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau am 29. Juli in einer Pressemitteilung erklärt. Mit der Soforthilfe stellt die Landesregierung den Betroffenen schnell Liquidität zur Verfügung. Die Anträge nehmen die Kreisverwaltungen oder die Stadtverwaltung Trier entgegen, für den Kreis Ahrweiler wird der Kreis Mayen-Koblenz die Aufgabe übernehmen.

Antragsberechtigt sind Unternehmen der Gewerblichen Wirtschaft, Freiberufler und Selbstständige aus dem unmittelbaren Hochwasserschadensgebiet, die von den Unwettern direkt betroffen sind, auch Unternehmen der Land- und Forstwirtschaft. Antragsformulare sind auf den Internetseiten der Kreisverwaltungen und der Stadtverwaltung Trier zu finden. Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt hat seit Montag im Ministerium für die vom Hochwasser betroffenen Unternehmen eine Service-Hotline und eine Service-Email-Adresse eingerichtet. Unternehmen können sich mit ihren Fragen rund um die Unternehmensfinanzierung und Unterstützungsleistungen an die Hotline wenden: 06131/16-5110 und E-Mail: unternehmenshilfe-Hochwasser@mwvlw.rlp.de.

 – LW 31/2021