Recyceltes Phosphat aus Abwasser stößt auf Akzeptanz

Wertvollen Nährstoff nachhaltig nutzen

Gute Aussichten für den Ökolandbau und für Kläranlagenbetreiber: Das Düngen mit Struvit, einem aus Abwasser zurückgewonnenen phosphathaltigen Mineral, stößt im Öko-Sektor auf Akzeptanz. „Wenn jetzt die Gesetzgebung nachzieht, könnte auf ökologisch bewirtschafteten Flächen dem Phosphatmangel besser begegnet werden“, sagt Dr. Maximilian Hempel, Abteilungsleiter Umweltforschung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), in einer Pressemeldung.

In Kläranlagen kann kristallisiertes Struvit beispielsweise in Rohrleitungen zu enormen Betriebsproblemen führen.

Foto: P.C.S. Pollution Control Service GmbH

Wie die DBU mitteilt, kann Phosphat im Öko-Anbau derzeit nur über Mist, Kompost oder Rohphosphat zugeführt werden. Die EU lasse nichts anderes zu. Rohphosphat sei jedoch mit Schadstoffen angereichert, werde außerhalb Europas abgebaut und habe eine begrenzte Düngewirkung. Hempel: „Den hohen Ansprüchen einer nachhaltigen Landwirtschaft entspricht das nicht.“ Inwieweit aus Abwasser oder Klärschlammasche gewonnene Phosphate aus Sicht der Öko-Landwirte geeignet sind, war innerhalb eines von der DBU geförderten Projektes ermittelt worden.

Klärschlamm ist nicht im Ökolandbau zugelassen

„Phosphor ist ein lebensnotwendiges Element, das von Lebewesen nicht selbst hergestellt werden kann. Im Boden kann es nur in gebundener Form, als Phosphat, von Pflanzen aufgenommen werden“, so Ann-Kathrin Bessai von der Bioland Beratung GmbH (Mainz). Werden die Pflanzen geerntet und zu Nahrungsmitteln verwertet, gelange der Phosphor über den menschlichen Stoffwechsel ins Abwasser und von dort in die Kläranlagen.

Um den wertvollen Rohstoff nachhaltig zu nutzen, müsste Phosphat-Dünger aus dem Abwasser zurückgewonnen werden. Doch genau das sei für den Ökolandbau nicht zugelassen, obwohl er zum Ziel hat, die Nährstoffkreisläufe regional zu schließen.

Dabei böten Phosphat-Dünger aus dem Abwasser sowohl für den Ökolandbau als auch für Kommunen interessante Perspektiven: Für die Kläranlagenbetreiber könne der Ökolandbau zu einem wichtigen Abnehmer von Struvit werden, das eigentlich ein Nebenprodukt der Abwasserklärung ist. Denn durch die Phosphat-Ausschleusung werden mineralische Ablagerungen zum Beispiel in Rohrleitungen vermindert, so Bessai.

Öko-Anbau kann wichtiger Struvit-Abnehmer werden

Durch das Projekt wurde deutlich: Für den Ökolandbau ist Struvit im Vergleich zu verschiedenen möglichen Phosphat-Produkten aus Abwasser oder Klärschlammasche die bestmögliche recycelte Düngealternative zu Rohphosphat. „Struvit ist sehr wirksam, energie- und schadstoffarm, qualitativ hochwertig und kann den Phosphat-Bedarf nachhaltig, regional und bezahlbar abdecken“, sagt Projektleiter Fabian Kraus vom Kompetenzzentrum Wasser (Berlin).

Die Herstellung sei im Gegensatz zum Abbau und der Verarbeitung von Phosphatgestein transparent und finde in Europa statt. Kraus: „In einigen Kläranlagen wird seit etwa zehn Jahren Phosphat in Form von Struvit aus dem Abwasser zurückgewonnen.“

Steigender P-Bedarf bei 20 Prozent Ökolandbau

Wenn der Öko-Anteil auf 20 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche steige, wie von der Bundesregierung angestrebt, würde sich der P-Bedarf von heute 7400 auf etwa 16 600 Tonnen pro Jahr erhöhen, so Hempel. In der Projektstudie sei zunächst ermittelt worden, welche Alternative im Öko-Landbau Akzeptanz finde.

Nur, wenn die Akteure überzeugt und Willens seien, diese auch tatsächlich einzusetzen, sei eine Zulassung sinnvoll. Ausschlaggebend werde jetzt aber sein, dass die rechtlichen Barrieren ausgeräumt werden und die EU-Verordnung Struvit als Düngemittel für den Öko-Anbau zulässt.

LW – LW 41/2019