Schwere Zeiten für Dornfelder

In den 90er Jahren begründete der Dornfelder den deutschen Rotweinboom. Er war der Shootingstar der Weinbranche, vor allem in Rheinhessen und der Pfalz. Noch nie zuvor gelang es ohne Einsatz von Werbemitteln so schnell eine Rebsorte mit einem klaren Profil in den Köpfen der Verbraucher zu verankern: Dunkelrot, Sauerkirsch­aroma , angenehme Säure. Dabei verhältnismäßig unproblematisch in An- und Ausbau. Keine Frage, der Dornfelder war lange Zeit für viele Betriebe eine siche­re Bank, wenn es um die Wertschöpfung ging. Waren es zuerst die Selbstvermarkter, die den Ruf des Dornfelders begründeten, stiegen nach und nach Genossenschaften und Kellereien in die Vermarktung ein, und die neu angepflanzten Flächen stiegen und stiegen. 2003 wurden aber bereits erste kritische Stimmen laut. Die Qualitäten waren angesichts teils extrem hoher Hektarerträge nicht mehr zufriedenstellend.

In der Folge wurde das Mindestmostgewicht angehoben, und auch bei den anderen Kriterien wie Farbe und Geschmack wurden strengere Maßstäbe angelegt. Die Dornfelderwelt schien wieder in Ordnung. Dann kam das Jahr 2010 mit frostbedingten geringen Erträgen. Die Folge waren explodierende Preise, die zu Aus­lis­tungen des Dornfelders im Lebensmitteleinzelhandel führten. Die Sorte wurde durch südeuropäische Weine ersetzt. Und auch beim 2011er scheint sich dieser Trend fortzusetzen. Mengen fließen nicht ab und bringen die Preise unter Druck. Knapp 20 Prozent weniger Anstellungen bei der Landwirtschaftskammer sprechen eine deutliche Sprache. Auch in diesem Jahr liegen die Anstellungen für die Qualitätsweinprüfung bei den Handelskellereien mit bisher 17,4 Prozent minus deutlich unter dem Vorjahr. Sollte sich der Mengenabfluss nicht verbessern, sind weiterhin sinkende Dornfelderpreise zu befürchten.

Henning Seibert