Spontane Schlepperdemo vor ALDI-Zentrallager in Butzbach

Nachhaltiges Wirtschaften nicht zum Schleuderpreis!

Ein Dutzend Schlepper fanden sich am Sonntagabend um 20.30 Uhr vor dem Aldi-Zentrallager in Butzbach ein, um mit einer spontanen Mahnwache gegen die vorgezogenen Preisverhandlungen über Produkte der Weißen Linie (Trinkmilch) zu protestieren. Die aus den Landkreisen Wetterau, Vogelsberg, Gießen und Lahn-Dill nach Butzbach gekommenen Milchbauern wollten mit ihrer Aktion auf die aktuelle Lage aufmerksam machen, denn der Discounter orientiert sich hier bei seinen Preisverhandlungen an den Weltmarktpreisen, welche – auch aufgrund des Coronavirus - am fallen sind.

Bauern aus den Landkreisen Wetterau, Vogelsberg, Gießen und Lahn-Dill fanden sich spontan zu einer nächtlichen Mahnwache vor dem ALDI-Zentrallager in Butzbach ein.

Foto: Wißner

„Wir deutschen Landwirte können durch die ständigen Auflagen nicht am Weltmarktpreis mithalten. Daher fordern wir Landwirte einen höheren Preis, denn wir haben durch diese ganzen Auflagen weitaus höhere Produktionskosten. Denn nachhaltiges, umweltbewusstes Wirtschaften, für das wir stehen und das in Deutschland Standard ist, gibt es nicht zum Schleuderpreis! Zudem sollen und wollen wir in Tierwohl investieren, das es nicht umsonst gibt. Des Weiteren fordern wir keine weiteren Produktionsauflagen von seiten des Handels wie etwa gentechnisch veränderte Organismen-(GVO)-freie Milch. Aldi sollte sich seiner Vorbildfunktion bewusst sein und mit gutem Beispiel voran gehen, denn der restliche Lebensmitteleinzelhandel orientiert sich an Aldi“, betonte gegenüber LW Stephanie Schreiner, die in Altenhain mit ihrem Mann einen Milchviehbetrieb betreibt. Während in Butzbach kein Mitarbeiter von Aldi vor die Tore trat, während die Zahl der Schlepper vor den Toren auf über 30 anwuchs, hatte der Discounter bereits vor zwei Tagen erklärt, dass zwar die aktuellen globalen Entwicklungen wie die Verbreitung des Coronavirus die Weltmarktsituation und damit die Weltmarktpreise beeinflussen, dies aber in keinster Weise ausschlaggebend für den Zeitrahmen der Verhandlungen sei.

Dies sei auch „mit unseren Grundsätzen als Kaufleute nicht vereinbar“, wie dazu die Aldi-Zentrale in Essen ausführte. Als Begründung für die vorgezogenen Verhandlungen nannte der Discounter „interne, administrative Abläufe in beiden Unternehmensgruppen“. Zudem teilte Aldi mit, dass er den Verhandlungsprozess verlängern will und weiter einen sachlichen und partnerschaftlichen Dialog sucht. In dieser Woche sollten die Verhandlungen in ihre finale Phase eintreten; deshalb auch die spontane Mahnwache.

Thomas Wißner – LW 11/2020