Starke Vorstellung hessischer Fleckviehzüchter in Oberbayern

8. Deutsche Fleckviehschau in Miesbach

Mehrfach war sie abgesagt und verschoben worden, jetzt konnte am vierten Wochenende im September die 8. Deutsche Fleckviehschau endlich veranstaltet werden. Auch wenn das hessische Kontingent der Qnetics durch den von der Zahl der Herdbuchkühe abgeleiteten Schlüssel recht überschaubar in der Anzahl der Tiere war, konnten die heimischen Züchter dies durch ihren Einsatz und die Qualität der Schaukühe wettmachen.

Ramona (Hutera x Rau) aus der Zucht von Heinrich Tobelander und im Besitz von Gabriel Heister (Foto) war auf dem Punkt topfit. Mit großen Rahmen, enormer Stärke und Tiefe bei rund 1 000 kg Lebendgewicht strahlte sie eine ungemeine Präsenz im Ring aus.

Foto: Dorothe Warder (BRS)

Die an zwei Tagen voll besetzte Oberlandhalle in Miesbach mit insgesamt rund 4 000 Besuchern war ein würdiger Standort für diesen Event, der von der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Rinderzüchter (ASR) organisiert wurde. Zuschauer aus ganz Deutschland, vielen europäischen Nachbarländern, aber auch aus Süd- und Mittelamerika waren ins Voralpenstädtchen gekommen. Etwa 140 Schau- und Nachzuchtkühe umfasste die Gesamtkollektion, dazu kamen noch 36 Jungrinder für die Vorführ- und Typwettbewerbe der Jungzüchterinnen und Jungzüchter.

Preisrichter Reinhard Scherzer aus Paternion in Kärnten (Österreich) ist ein international renommierter Fachmann, er erledigte am Schausonntag nach Tiersegnung und Begrüßung die große Aufgabe souverän und zügig. Für ihn war diese Schau das Sahnehäubchen auf einer langen Preisrichterkarriere, am Ende der Veranstaltung erklärte er seinen Rückzug vom Schauring.

Er begann mit dem Richten von vier Gruppen hoffnungsvoller Jungkühe, die durchaus unterschiedlich im Typ waren. Seine Favoriten waren Färsen „ohne Makel im Fundament, mit besten Eutern und viel Entwicklungspotenzial“. Leider waren die hessischen Anwärterinnen für dieses Segment aufgrund verschiedener Umstände im heimischen Stall geblieben, sie hätten sicher keinen Grund gehabt, sich vor der süddeutschen Konkurrenz zu verstecken. Der Champion 2023 der Jungkühe kommt aus der Oberpfalz, die Ex-Machina-Tochter zeigte ein fest angesetztes, drüsiges Euter bei fehlerfreien Körperbau. Auch in dem Bereich der Kühe mit zwei und drei Abkalbungen konnte von den Hessen nicht beschickt werden. Hier sind die Kühe schon weitgehend fertig mit der Entwicklung, voll in der Produktion. Die Siegerkuh dieser Klassen stammt vom Eurogenetik-Partner RBW aus Baden-Württemberg, die Miami-Tochter zeigte viel Rumpf und Körperbreite und ein lang und breit angesetztes Euter.

In den Gruppen und Klassen der älteren Schaukühe griffen nun die hessischen Teilnehmerinnen an. Ramona (Hutera x Rau) aus der Zucht von Heinrich Tobelander und im Besitz von Gabriel Heister, beide Kirchhain-Großseelheim, war auf dem Punkt topfit. Sie ist von der German-Dairy-Schau in Alsfeld im Juni 2023 noch vielen bestens in Erinnerung. Mit großen Rahmen, enormer Stärke und Tiefe bei rund 1 000 kg Lebendgewicht im letzten Drittel der Laktation strahlt sie eine ungemeine Präsenz im Ring aus. Dank ihres extrem drüsigen und fest aufgehängten Euters, ihrer langen Rippe und starker Vorhand gewann sie souverän ihre Gruppe. Bei der Auswahl der Klassensiegerin der Kühe mit fünf Kälbern musste sie zwar einer südbayrischen Kuh den Vortritt lassen, aber die Schärpe war ihr sicher und der Reservetitel stellt einen großen Erfolg für die hessischen Farben da. Sie hatte schon im Stall viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und diente oft als Fotomotiv. Champion der alten Kühe wurde schließlich eine Hood-Tochter aus Oberfranken.

Die zweite Schaukuh der hessischen Abordnung stammt vom Betrieb Frank Hofmann aus Gersfeld in der Rhön. Sie trat im Segment der Dauerleistungskühe an. Kühe aus diesen reinen Grünlandregionen können und sollten sich nicht so massiv und schwer präsentieren wie Exemplare von Ackerbaustandorten, aber die Manuap-Tochter Franzi mit sechs Kälbern brillierte mit viel Harmonie, einem wunderschönen Euter und bester Oberlinie. Der 1c-Platz war dafür der Lohn, somit haben es beide Qnetics-Starterinnen aufs „Stockerl“ geschafft, ein großer Erfolg für die Züchterinnen und Züchter sowie ein starker Leistungsnachweis der Fleckviehzucht in Hessen.

Eine bleibende Erinnerung generierte auch die Champion-Kuh der Dauerleistungstiere, die in der achten Laktation stehende Rave-Tochter aus dem Miesbacher Zuchtgebiet nutzte den Heimvorteil und begeisterte mit einem beeindruckend festen Euter, besten Bewegungen und guten Fundamenten. Die Bilanz der hessischen Fleckviehzucht und der Qnetics-Delegation fällt deutlich positiv aus: durchweg sehr gute Ergebnisse, bestens herausgebrachte Schaukühe und Vorführrinder und viel internationale Aufmerksamkeit.

Heiko Grob, Qnetics – LW 40/2023