Tüftler aus Leidenschaft

Michael Dörr, Roßdorf, gewinnt den zweiten Platz im Tüftlerwettbewerb

Es ist eine Binsenweisheit, dass die Ordnung im Stall, auf dem Hof und in der Werkstatt eine Voraussetzung für effektives Arbeiten ist. Wenn man dann noch Aus­zu­bil­den­de, Ge­hilfen und Praktikanten beschäftigt, ist ein Chaos nur dadurch zu vermeiden, dass jeder weiß, wo was liegt und es nach Gebrauch auch wieder dort hinlegt. Diese Notwendigkeit hat Michael Dörr veranlasst, verschiedene Lösungen für dieses Problem zu suchen und gewann damit den mit 1 000 Euro dotierten zweiten Platz beim Tüftlerwettbewerb des LW Hessenbauer, Pfälzer Bauer/der Landbote.

Saubere Sache: Michael Dörr vor den Halterungen in ergonomischer Arbeitshöhe.

Foto: Becker

Eines merkt man gleich, wenn man auf den Karlshof vor den Toren Darmstadts kommt: Hier sind Be­su­-cher willkommen. Auf dem außerhalb von Roßdorf auf einer Anhöhe liegenden Betrieb führt eine Beschilderung Besucher am Wohnhaus und den Altgebäuden vorbei zu einem Selbstbedienungs-Milch­­automa­ten. Er befindet sich in dem zum neuen Stall gehörenden Melk­zentrum, direkt neben der Milchküche.

Besucher sind immer willkommen

Und auch sonst ist der Karlshof, der von Karl und Michael Dörr als GbR geführt wird, auf Besucher eingestellt. Regelmäßige Seminare, Führungen und Lehrgänge zeugen von einem Betrieb, der die moderne Landwirtschaft auch einem städtisch geprägten Publikum nahe bringen kann. Die Familie Dörr bewirtschaftet mit insgesamt sechs Arbeitskräften; zu denen neben den Ehefrauen zwei Auszubildende, ein Gehilfe und ein bis zwei Praktikanten gehören, 155 Hektar Acker- und 45 Hektar Grünland.

In zwei Boxenlaufställen werden 240 Kühe mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 10 050 kg gehalten. Außerdem bekommen Besucher ein 28-er Melkkarussell, eine Biogasanlage und die Jungvieh­aufzucht mit 220 Plätzen zu sehen. Mit dem 2003 gebauten Liegeboxenlaufstall gewann der Betrieb den Bundeswettbewerb landwirtschaftliches Bauen. „Wenn oft viele Leute und auch Kinder auf dem Hof sind, muss man be­sonders auf Sauberkeit und Ordnung achten, schon um die Unfallgefahr möglichst gering zu halten“, erklärt Michael Dörr.

Halterungen für Zugmaul, Kugelkopf, Ackerschiene, Oberlenker und Bolzen

Für kleine Besucher stehen stresstolerante Übungsobjekte parat.

Foto: Becker

Deshalb habe er beispielsweise Halterungen für Zugmaul, Kugelkopf, Ackerschiene, Oberlenker und Bolzen direkt außen an der Werkstatt angebracht. Die Vorteile beschreibt Dörr so: „Alles ist an seinem Platz und befindet sich in Griffhöhe, was das Heben deutlich erleichtert. Die Wartung ist einfacher auch dadurch, dass sich Rostlöser und Fettspray ebenfalls an der Halterung befinden, und man spart Zeit, weil unnötiges Suchen entfällt.

Weitere Eigenentwicklungen findet man zum Beispiel im Stall, wo ein klappbares Gestell es erlaubt, Rundballen vom Futtertisch in die Tieflaufställe zu rollen, oder einen Wagen mit Ständern für Besen und Schaufeln, den auch die Kinder des Schulbauernhofes ziehen können. Erwähnenswert sind auch die aus Ölfässern geschweißten Kühe und ein Kalb, die vor dem Milchautomaten von kleinen Besuchern gemolken beziehungsweise getränkt werden können, wobei das Kalb dann sogar etwas zeitverzögert pinkelt.

Angesichts der Fülle an Ideen aus dem Hause Dörr kann man hoffentlich mit weiteren interessan­ten Einreichun­gen zu kommenden Tüftlerwett­bewer­ben, die übrigens bundesweit in allen Wochenblättern ausgeschrieben werden, rechnen. KB