Verbraucher schätzen die hohe Qualität regionaler Erzeugnisse

Erdbeersaison-Eröffnung in Groß-Umstadt

„Landwirte können und müssen mit Wetter-Widrigkeiten leben“, meinte Hessens Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich gelassen, als sie am Montagmorgen letzter Woche auf dem Erdbeerhof Münch in Groß-Umstadt die diesjährige Erdbeersaison eröffnete. Trotz schlechten Wetters rechnen die Anbauer mit einer guten Saison.

Erdbeerkönigin Sophia I. und Hessens Landwirtschaftsministerin Lucia Puttrich bei der Erdbeersaison-Eröffnung in Groß-Umstadt.

Foto: Kirsten Sundermann

In der Tat hätte das Wetter kaum schlechter sein können: Es war kalt, es regnete, und der Spaziergang zum Erdbeerfeld war mit normalen Straßenschuhen nur deshalb möglich, weil Hausherr Hansgeorg Münch den Weg mit viel Stroh abgedeckt hatte. Doch vor allem war auch der Erntebeginn selbst in Verzug geraten und reife, rote Erdbeeren gab es bislang lediglich unter dem Hochtunnel.

Reife Erdbeeren nur unter dem Hochtunnel

Dennoch war die Stimmung gut unter den zahlreichen Teilnehmern an diesem symbolhaften Akt. Denn die einladenden Organisationen (Arbeitskreis Erdbeeranbau Hessen, Landesverband für Erwerbsobstbau und die MGH Gutes aus Hessen) hatten alles perfekt für den Empfang der Ehrengäste vorbereitet, und nach dem gemeinsamen Erdbeerpflücken saßen alle zufrieden im trockenen Festzelt.

Gekommen waren prominente Vertreter der Landwirtschaft, wie beispielsweise Hessens Bauernpräsident Friedhelm Schneider oder der Vorsitzende des Regionalbauernverbands Starkenburg, Dr. Willi Billau. Die Politik und die Medien zeigten ebenfalls viel Interesse an diesem Ereignis, das alljährlich auf einem anderen Erdbeerbetrieb der Region stattfindet. Als Ehrengast dabei war zudem die Hessische Erdbeerkönigin Sophia I. aus Hofheim-Wallau, die die Ministerin beim Erdbeerpflücken kenntnisreich unterstützte.

Optimistisch, was die diesjährige Saison angeht

HBV-Präsident Friedhelm Schneider und Hansgeorg Münch erläutern die Vorzüge des Tunnelanbaus.

Foto: Kirsten Sundermann

Puttrich ist überzeugt davon, dass sich die Saison dank der zahlreich angebauten Erdbeersorten, die alle zu unterschiedlichen Zeiten reif werden, noch zufriedenstellend entwickeln wird. Auch die anderen Podiumsgäste – Berthold Heil (Vorsitzender des Hessischen Landesverbands für Erwerbsobstbau), Andreas Lenhardt (Vorsitzender des Arbeitskreises Erdbeeranbau beim LLH Griesheim), Walter Schütz (Aufsichtsratsvorsitzender der Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen“) und Peter Klingmann (Geschäftsführer von „Gutes aus Hessen) zeigten sich optimistisch, was die diesjährige Saison angeht. Heil erwartet, dass die Ernte in spätestens zehn Tagen massiv losgehen wird. Allgemein waren die Fachleute der Ansicht, dass „Angst vor Billigkonkurrenz aus Spanien oder Italien mittlerweile unbegründet“ sei, da der Verbraucher sehr wohl regionale Qualität sowie kurze Lieferwege zu schätzen wisse. „Man hat wieder Appetit auf Region“, meinte Schütz.

Gastgeber Hansgeorg Münch wurde an diesem Tag als neuer Partnerbetrieb der Qualitätsmarke „Geprüfte Qualität Hessen“ aufgenommen. Die hierbei übergebene Urkunde, so der Direktor des hessischen Gärtnerei-Verbands Hans Georg Paulus, sei eine sichtbare Anerkennung dafür, dass der Betrieb die Bestimmungen der Qualitätsmarke einhalte und dass dort regelmäßige Kontrollen von unabhängigen Institutionen durchgeführt würden.

Vor den Toren der Betriebe gibt es eine hohe Nachfrage

V.l: Landrat Klaus Peter Schellhaas, Hans Georg Paulus, Ursula und Hansgeorg Münch, Lucia Puttrich, Walter Schütz.

Foto: Kirsten Sundermann

Zuvor hatte Münch einen kurzen Überblick über seinen beruflichen Werdegang gegeben. Ursprünglich hatten seine Eltern einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Ackerbau und Milchwirtschaft in der Innenstadt von Groß-Umstadt geführt. Im Jahr 1967 hatten sie sich entschlossen, vor den Toren der Stadt einen Aussiedlerhof zu betreiben. Er selbst machte eine Ausbildung in Heidelberg als Obstanbauer und konnte 1991 eine erste Erdbeer­ernte anbieten.

Weil der neue Hof gut über die Bundesstraße 45 angebunden war und ist, florierte das Unternehmen schnell und er konnte sein Angebot in den Folgejahren ständig erweitern. Es kamen Himbeeren hinzu und „Blumen zum Selbst-Pflücken“. Danach Spargel, Johannisbeeren, Kürbis und Blaubeeren. Seit 1998 bietet er seinen Kunden jeden Sommer ein gern besuchtes „Mais-Labyrinth“ an.

Vor zwei Jahren hat er einen Hofladen mit Spargelschälmaschine eingerichtet. Und er hat die Hoffnung, dass sein Familienbetrieb weitergeführt wird. Denn einer seiner zwei Söhne studiert Biologie, und der andere wird demnächst eine landwirtschaftliche Lehre beginnen.

Schwerpunkt des hessischen Anbaus liegt in Südhessen

Erdbeeren wurden im vergangenen Jahr in Hessen auf 780 ha im Freiland angebaut und auf etwa 34 ha unter begehbaren Schutzabdeckungen wie Gewächshäusern oder Hochtunneln. Der Schwerpunkt des hessischen Erdbeeranbaues liegt in Südhessen. Deutschlandweit werden rund 13 600 ha Erdbeeren angebaut, Hessen liegt an sechster Stelle.

Sundermann – LW 21/2013