Volatilität am Rapsmarkt hält an

Widersprüchliche Signale verunsichern Marktbeteiligte

Die Schwankungen der Rapskurse an der Börse in Paris in den Tagen zuvor waren mit minus 16 und plus 13 Euro/t immens und spiegeln die vertrackte Situation am Ölsaatenmarkt wider. Auf der einen Seite sprechen die Fundamentaldaten für eine reichliche Versorgung mit Raps und Sojabohnen im Wirtschaftsjahr 2022/23. Auf der anderen Seite stehen die Exporte aus der Ukraine auf wackeligen Beinen. Wienke von Schenck von der AMI GmbH gibt einen Überblick über das Marktgeschehen.

Wienke von Schenck von der AMI GmbH, Bonn.

Foto: ami

Die jüngsten Bombardements belasten den Alltag in der Ukraine immens, was sich auch im Agrarhandel und -export niederschlagen dürfte. Die Annexion der Regionen beschneidet die landwirtschaftliche Fläche der Ukraine und wird allein schon daher das Potenzial der nächsten Ernte beeinträchtigen. Hinzu kommen die kriegsbedingten Versorgungs-Probleme mit Produktions- und Betriebsmitteln. Auch wenn davon gesprochen wird, dass der Anbau der Sommerungen ausgedehnt werden könnte, so bleibt fraglich, was davon tatsächlich exportiert werden kann.

Verarbeiter agieren sehr vorsichtig

Raps wird am Kassamarkt in Deutschland derzeit nur sporadisch auf den Terminen bis Jahresende gehandelt. Die Volatilität der Kurse bremst die Ak­tivitäten, und auch die Erzeuger verkaufen derzeit kaum noch etwas. Anders als im vorangegangenen Jahr wird das Verkaufsinteresse von den nun wieder erzielten Aufschlägen für spätere Liefertermine gebremst. Jetzt wird abgewartet, ob die hinteren Liefertermine nicht preislich mehr bringen als der zeitnahe Verkauf. Die Unsicherheit hinsichtlich der Energiebelieferung ab Januar 2023 lässt die Verarbeiter sehr vorsichtig agieren. Auch die Alternativen dafür bergen derzeit eine große Unsicherheit. Der Exportkorridor aus der Ukraine ist sehr unsicher und es ist fraglich, ob es eine Verlängerung des Abkommens am 22. November geben wird. Australien, im vergangenen Wirtschaftsjahr eine sichere Quelle für Raps, hat sich vom Markt zurückgezogen. Es liegen von dort kaum Offerten für die neue Ernte vor, denn es rechnet sich für die australischen Exporte nach Kanada mehr, statt in die EU zu verkaufen.

 – LW 42/2022