Wärme und Strom aus der Strohverbrennung

Deutschlands größtes Strohkraftwerk wärmt 200 Haushalte

Jährlich können deutschlandweit rund 30 Millionen Tonnen Getreidestroh als Koppelprodukt der Getreideproduktion geborgen werden. Zur Energetischen Nutzung stehen davon nach Schätzungen etwa 13 Mio. Tonnen zur Verfügung. Seit vielen Jahren wird ein kleiner Teil dieses Strohs zur Erzeugung von Wärme verwendet. Fachleute aus Hessen und Nordrhein-Westfalen besuchten jetzt Deutschlands größtes Strohkraftwerk im Niedersächsischen Emlichheim.

Bundesweit gibt es geschätzt zirka 100 Strohheizheizanlagen unterschiedlicher Größe. Um das im Brennstoff enthaltene Potenzial voll auszuschöpfen, lässt sich bei größeren Anlagen neben Wärme in Kraftwärmekopplung auch noch Strom produzieren. Im Niedersächsischen Emlichheim ist seit 2013 Deutschlands größtes Strohkraftwerk mit 49,8 MW Wärmeleistung und 11,5 MW Stromleistung am Netz. Das BEKW Bioenergiekraftwerk Emsland GmbH & Co. KG wurde Anfang November von einer Gruppe von Fachleuten aus Hessen und Nordrhein-Westfalen besucht.

Rund 70 000 t Stroh im Jahr

Jährlich werden im BEKW Emlichheim rund 70 000 Tonnen Stroh angeliefert und verbrannt. Täglich sind das im Schnitt 15 bis 20 LKW-Ladungen. Das Stroh kommt von Landwirten aus dem Umfeld, die auch Anteile am Kraftwerk halten, wird aber auch von anderen Vertragspartnern aus einem etwas größeren Umkreis angeliefert. Das ausschließlich in Quaderballen angelieferte Stroh wird gewogen, auf Restfeuchte geprüft und dann mit einem Hoflader entladen. Der Weitertransport des Strohs erfolgt von da ab über eine automatisierte Fördereinrichtung, die den Heizkessel nach Bedarf füttert. Das Stroh muss frei von groben Fremdstoffen sein und darf maximal 22 Prozent Feuchte aufweisen. Nicht geeignetes Stroh wird zurückgewiesen. Es werden zurzeit durchschnittlich 80 Euro/Tonne (netto) vergütet. Der Standort im Industriegebiet Emlichheim ist auf Grund der Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten für die erzeugte Energie ideal. Erstens wird die erzeugte Wärme mittels eines 30 km langen Nahwärmenetzes für die Anwohner eingespeist, hierfür steht ein Pufferspeicher von 3000 m³ Volumen zur Verfügung. Mit der Wärme werden so 200 Haushalte versorgt.

Prozessdampf für Erbsen und Kartoffeln verarbeitenden Betrieb

Zweitens wird Dampf mit 520 Grad Temperatur und 110 bar Druck erzeugt, der eine Turbine zur Stromerzeugung mittels eines Generators antreibt der bis zu 11,5 MW Stromleistung erzeugen kann. Bis zu 10 MW davon werden nach EEG eingespeist, der Rest wird im eigenen Betrieb für den Prozessablauf verbraucht. Drittens wird Dampf (mit 14 bar Druck) zur benachbarten Emslandstärke GmbH – einem Betrieb der jährlich etwa 50 000 Tonnen Erbsen und 100 000 Tonnen Kartoffeln verarbeitet – als Prozessdampf geliefert. Die Anlage ist nach 4. BImSchV genehmigt und unterschreitet die vorgegeben Höchstwerte deutlich. Jährlich wird so außerdem eine Menge von 80 000 Tonnen CO2 eingespart und sehr umweltfreundlich Strom und Wärme produziert.

Erich Gersbeck, Landesbetrieb Land- wirtschaft Hessen – LW 49/2016