Wetter stoppte Krankheiten und förderte die Schädlinge
Landessortenversuche Speisekartoffeln 2017, frühe Reifegruppe
Im frühen Segment wurden insgesamt zwölf Sorten auf zwei Standorten, mit und ohne Beregnung, geprüft. Alle Sorten wurden im Frühjahr geliefert und in weißen Kunststoffkisten vorgekeimt. Wie schon im vergangenen Versuchsjahr wurden ausschließlich Sorten aus dem vorwiegend festkochenden Segment erstmals geprüft. Die Sorten hießen Lisana, Mia und Malika.
Nach einem recht feuchten Herbst und einem trocken kalten Winter mit Frosteindringtiefen bis 20 cm Bodentiefe erwärmte sich der Boden bis Ende März bereits auf im Mittel stattliche 12,5 °C (20 cm Tiefe). Die Auspflanzung in Haßloch (unberegnet) erfolgte am 31. März bei trockenem Boden mit sehr guter Krümelstruktur. Ähnliches konnte auch am Standort Böhl zur Pflanzung am 6. April vorgefunden werden. Nach Ostern traten zwischen dem 20. und 24. April mit bis zu -6 °C Spätfröste auf. Diese kalte Phase dauerte etwa bis zum 10. Mai.Erste nennenswerte Niederschläge im Mai
Im Mai gab es ab der zweiten Dekade nach Monaten der Trockenheit an vier Tagen die ersten nennenswerten Niederschläge (>5mm). Eine deutlich negative Wasserbilanz blieb aber bestehen. Auch im weiteren Verlauf des Halbjahres regnete es zwar immer wieder, aber unterdurchschnittlich in der Menge. So blieb der Krautfäuledruck gering, und eine epidemische Ausbreitung fand nicht statt. Andererseits war das Auftreten von Kartoffelkäfern und Blattläusen phasenweise sehr hoch. Es mussten an beiden Standorten zwei Behandlungen gegen die Kartoffelkäferlaven durchgeführt werden, da die Bekämpfungsschwelle von 15 Larven je Pflanze deutlich überschritten wurde. Die Ernten erfolgten am 1. August in Haßloch und am 16. August 2017 in Böhl.
Standort Böhl-Iggelheim mit Rohr-Beregnung
Der durchschnittliche Rohertrag lag in Böhl-Iggelheim mit 512 dt/ha beim fünfjährigen Mittel von 501 dt/ha. Die Grundlage für diesen positiven Ertrag wurde durch die frühe Wasserversorgung für den Knollenansatz (Mittel 15,2 Kn/St.) gelegt. In dem sehr trockenen Frühjahr wurde dadurch die rechtzeitige Nährstoffversorgung, besonders mit Phosphor, sichergestellt. Das Augenmerk sollte aber auf den Relativertrag gerichtet werden. Statistisch abgesicherte Mehrerträge (relativ größer 140) erzielten die drei neuen Sorten und die Sorte Wega. Einen statistisch abgesicherten Minderertrag konnte nur bei der Sorte Belana mit rel. 72 ermittelt werden. Aber unterdurchschnittliche Werte erreichten auch Gunda (rel. 88), SF Hit (rel. 111), Isabelia (rel. 120) und Goldmarie (rel. 121). Die restlichen drei Sorten Julinka (rel. 134), Monique (rel. 134) und Axenia (rel. 138) lagen im mittleren Bereich.
Speisewareertrag und Stärkegehalt
Im Gegensatz zum Rohertrag erreichte die neue Sorte Malika, durch den höchsten Übergrößenanteil von 39 Prozent, keinen überdurchschnittlichen Ertrag mehr. Er lag nur noch bei rel. 94. Mit 22 Prozent Übergrößen war bei der Sorte Goldmarie nur noch ein unterdurchschnittlicher Wert zu erzielen. Bei allen anderen Sorten konnte keine Verschiebung der Erträge festgestellt werden, da die Übergrößenanteile nicht über 7 Prozent angestiegen waren. Eine Krautregulierung wurde nicht durchgeführt. Dadurch konnten die Sorten bis zur Ernte am 16. August natürlich abreifen. Mit durchschnittlich 12,7 Prozent Stärkegehalt kann von einem knapp mittleren Wert gesprochen werden. Betrachtet man den Durchschnitt ohne den höchsten Wert der Sorte SF Hit 18,0 Prozent, so fällt der Mittelwert auf 12,3 Prozent. Wie schon ein Jahr zuvor zeigten Axenia (14,9 Prozent), Gunda (14,3 Prozent) und Belana (13,3 Prozent) überdurchschnittliche Gehalte. Unter 11 Prozent Stärkegehalt lagen die Sorten Wega mit 10,8 Prozent und die neue Sorte Mia mit nur 10,5 Prozent. Die restlichen sechs Sorten hatten Werte zwischen 11,4 Prozent und 12,7 Prozent.
Ergebnisse der Knollenbonituren
Bei den Merkmalen Zwiewuchs und Wachstumsrisse lagen die Befallshäufigkeiten nur zwischen 0 und 7 Prozent. Bei beiden Merkmalen konnten bei der Sorte Goldmarie die höchsten Werte bonitiert werden. Dieses Phänomen war auch 2016 aufgetreten. Sieben Sorten waren von Oberflächenschorf betroffen. Die höchsten Werte hatten die beiden neuen Sorten Lisana (3,0) und Malika (1,4). Lisana zeigte auch im LSV Öko mit dem Index von 2,1 den höchsten Befall. Goldmarie (0,9), SF Hit (0,8), Axenia (0,5) Monique (0,3) und Gunda (0,2) zeigten relativ niedrige Befallsstärken. Bis auf die neue Sorte Malika zeigten alle Sorten Mängel in ihrer Form durch Rhizoctonia Deformationen. Aber auf niedrigem Niveau zwischen 1 Prozent bei der Sorte Monique und 10 Prozent bei den Sorten Gunda und Axenia. Die beiden neuen Sorten Lisana und Mia erhielten Boniturwerte von 7 beziehungsweise 6 Prozent. Der Anteil grüner Knollen lag im Mittel bei 6,1 Prozent (2016: 4 Prozent). Über dem Mittel lagen die Sorten Malika (21 Prozent), Wega (14 Prozent), Lisana (9 Prozent) und Axenia (9 Prozent). Der Wert bei der Sorte Monique (7 Prozent) ist auch teilweise dadurch bedingt, dass in einer Wiederholung der Damm teilweise weggespült wurde.
In den vergangenen vier Jahren trat immer wieder bei wenigen Sorten die Eisenfleckigkeit auf. In dem abgelaufenen Versuchsjahr konnte nur bei der Sorte Lisana (1 Prozent) Eisenfleckigkeit bonitiert werden. Im Jahr 2015 waren die Sorten Allora (1 Prozent) und Monique (2 Prozent) betroffen. Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob freilebende Nematoden für die Symptome verantwortlich sind. Aber auch in diesem Versuchsjahr sind bei zwei Sorten, Wega (32 Prozent) und Mia (9 Prozent) sternförmige Schalenrisse aufgetreten. Im Jahr 2015 hatte zusätzlich die Sorte Queen Anne einen Anteil von 13 Prozent. Das Symptom der Nabelendfäule konnte nur bei der Sorte Malika (12 Prozent) bonitiert werden.
Speisewert der geprüften Sorten in Böhl-Iggelheim
Allgemein wurden alle Sorten sehr positiv bewertet, wobei das Mittel bei 3,4 lag. Die neue Sorte Malika lag mit 2,8 unter dem Mittel und konnte einen ersten positiven Eindruck hinterlassen. Die beste Benotung erreichte die Sorte Gunda mit 2,6, gefolgt von der bereits erwähnten Sorte Malika (2,8) und SF Hit (2,9). Julinka bestätigte mit 3,0 ihren ersten positiven Wert von 3,2. Nach dem die festkochende Sorte Monique im Versuchsjahr 2015 mit der zweitbesten Benotung von 2,8. einen ersten positiven Eindruck hinterlassen hatte, konnte sie mit der zweit schlechtesten Benotung von 4,7 nicht ganz überzeugen und zeigte mit 4,0 im dritten Jahr eine leicht überdurchschnittliche Bewertung.
Standort Haßloch, ohne Beregnung
Zu unterscheiden ist der Rohwareertrag und der Speisewareertrag. Der durchschnittliche Rohertrag betrug im dritten Versuchsjahr 481 dt/ha (2016: 606 dt/ha, 2015: 412 dt/ha), davon waren 76 Prozent Speiswareertrag (367 dt/ha). Identisch mit dem Standort in Böhl zeigten die drei neuen Sorten und die Sorte Wega die höchsten Roherträge. Die fünfte Sorte mit einem statistisch abgesicherten Mehrertrag war Axenia (rel. 117). Gunda war mit rel. 77 die einzige Sorte mit einem statistisch abgesicherten Minderertrag. Beim Speisewareertrag rutschten Axenia, Malika und Wega wegen 32 Prozent, 26 Prozent beziehungsweise 23 Prozent Übergrößen aus dem Segment der Sorten mit einem statistisch abgesicherten Mehrertrag. Dafür rückten Julinka (rel. 121) und Isabelia (rel. 117), trotz 12 Prozent Untergrößen, in den Bereich der Sorten mit statistischem Mehrertrag. Auch hier konnte nur bei der Sorte Gunda mit rel. 83 (10 Prozent Untergrößen) ein statistisch abgesicherter Minderertrag ermittelt werden. Neben den bereits genannten drei Sorten mit mehr als 15 Prozent Übergrößen hatten die drei Sorten Monique, 20 Prozent, SF Hit ,19 Prozent, und Mia, 17 Prozent, ebenfalls überdurchschnittliche Werte. Mia zeigte aber trotzdem den höchsten Speisewareertrag. Und die anderen beiden Sorten immerhin einen mittleren.
Stärkegehalte höher als in Böhl-Iggelheim
Mit durchschnittlich 13,5 Prozent (2016:14,4 Prozent, 2015: 13,3 Prozent) lag der Wert im Bereich des dreijährigen Mittels (13,7 Prozent) und über dem Mittel vom Standort in Böhl. Wie schon in den vergangenen zwei Jahren, erzielte auch hier die Sorte SF Hit mit 19,5 Prozent den höchsten Gehalt. Einen überdurchschnittlichen Gehalt zeigten auch die Sorten Axenia (15,5 Prozent), Gunda (15,0). Die geringsten Werte hatten die neuen Sorten Lisana (11,5 Prozent), Mia (11,6 Prozent), Goldmarie (11,6 Prozent) und Belana (14,4 Prozent). Der Rest der Sorten bewegte sich zwischen 12,1 und 13,2 Prozent. Nach dem Wega zwei Jahre deutlich unter dem Mittel blieb, lag sie im dritten Jahr mit 13,2 Prozent relativ hoch.
Knollenbonituren am Standort Haßloch
Die zwei Symptome Rhizoctonia Sklerotien und dry core, verursacht durch den Pilz Rhzoctonia solani, traten im Mittel mit 1,2 Prozent beziehungsweise 5,0 Prozent auf. Den höchsten Anteil mit Sklerotien hatte die neue Sorte Lisana (9 Prozent). Nur noch Belana (3 Prozent), Goldmarie (1 Prozent) und Isabelia (1 Prozent) zeigten Befall auf sehr niedrigem Niveau. Zweistellige Werte beim Symptom dry core erreichten Lisana (33 Prozent) und Axenia (10 Prozent), gefolgt von Belana (9 Prozent) und Goldmarie (9 Prozent). Alle anderen Sorten lagen beim Mittel von 5 Prozent oder darunter. Gunda, SF Hit und Mia zeigten keinen Befall.
Mit 0,4 im Durchschnitt trat Schorf nur gering auf. Deutlich über diesem Wert bewegte sich mit 3,8 nur die Sorte SF Hit. Der Schorf-Index der vier befallenen Sorten bewegte sich nur zwischen 0,2 und 0,5. Das Merkmal grüne Knollen konnte bei acht Sorten bonitiert werden. Deutlich über dem Mittel von 4 Prozent lagen die Sorten Wega (13 Prozent), Axenia (10 Prozent) und Malika (10 Prozent). Die Merkmale Zwiewuchs und Wachstumsrisse traten nicht auf. Eine Krautregulierung wurde nicht durchgeführt.
Manfred Mohr, DLR Rheinhessen- Nahe-Hunsrück, Neustadt/Weinstraße – LW 5/2018