Die Biogasbranche wird zur Biogas-Brache

Die Bundesregierung hat das Ziel formuliert, den CO2-Ausstoß Deutschlands bis 2020 um mindestens 40 Prozent zu reduzieren. Wie sie das ohne einen weiteren konsequenten Ausbau der Bioenergie-Nutzung, vor allem durch Biogasanlagen, schaffen will, steht in den Sternen. Denn leider bedeutet das neue EEG – mit deutlich reduzierten Vergütungen und Boni – für den grünen Strom aus Gülle und Mais nichts anderes, als den Zubau neuer Anlagen fast komplett zu stoppen.

Der Unmut der Branche war auf der Fachmesse „Energy Decentral“ in Hannover letzte Woche mit Händen zu greifen. Nicht nur der Fachverband Biogas, auch der Präsident der DLG, Carl-Albrecht Bartmer, beklagte eine sprunghafte Förderpolitik, die zum wiederholten Male einen wichtigen Wirtschaftszweig von der Ãœberholspur aufs Abstellgleis befördert.

Bezeichnend war die Reaktion des Parlamentarischen Staatssekretärs des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, Peter Bleser, der Verständ­nis für die Kritik zeigte und als Grund für die Änderungen den gesellschaftlichen Druck anführte, Stichwort „Vermaisung“.

Warum hat die große Koali­tion nicht das Kreuz, ein so wichtiges Zukunfts-Projekt auch gegen eventuellen öffentlichen Gegenwind durchzusetzen – zumal auch aus der Opposition keine großen Widerstände zu erwarten sind? Statt den Weg des kleinsten Widerstandes zu suchen, sollte die Regierung durch Information und Aufklärung den erneuerbaren Energien den Weg in die breite Nutzung ebnen. Nur mit „Leuchturm­projekten“ wie den in Hannover ausgezeichneten Bioenergiedörfen, die meist deutlich unter 1000 Einwohner zählen, ist die Energiewende jedenfalls nicht zu stemmen.

Vielleicht fehlt aber in Wirklich auch der Wille. Wie spiegel-online berichtet, hat sich die Bundesregierung intern von ihren Klimazielen schon verabschiedet; unter anderem weil Wirtschaftsminister Gabriel unbedingt die Kohle stützen will.

Wie die Branche und landwirtschaftliche Betriebe jetzt reagiern können, lesen Sie in unserem Schwerpunkt ab Seite 9.

Karsten Becker – LW 47/2014