Ist die Braugerste noch zu retten?

RGT Planet ist die aktuell mit Abstand ertraglich und auch qualitativ beste Braugersten-Sorte am Markt. Leider wurde ihr für die kommende Anbausaison vom Sor­tengremium der Braugersten­gemeinschaft keine uneingeschränkte Verarbeitungsempfehlung erteilt.

Diese Entscheidung macht es den Anbauern nicht leichter, sich für die risikobehaftete Kultur Braugerste zu entscheiden, deren Anbau in der letzten Saison wiedereinmal gesunken ist. Oft ist die Wirtschaftlichkeit einfach nicht gegeben. Denn die Preise müssen deutlich über den Konkurrenzfrüchten liegen, um zum einen die Mindererträge, die wegen einer reduzierten N-Düngung in der Natur des Braugerstenanbaus liegen, und zweitens das Risiko, die hohen Qualitätsanforderungen nicht zu erfüllen, auszugegleichen.

Neue ertragsstarke und sichere Qualitäten liefernde Züchtungen können hier etwas Abhilfe schaffen. Aber nicht nur acker­bauliche, sondern auch die Brau-Eigenschaften spielen beim Bierrohstoff eine große Rolle. Und hier hat es bei der Sorte Planet in einigen Versuchen im Rahmen des „Berliner Programms“ hinsichtlich der Läuterung Probleme gegeben. Dieses Manko beim Filtrieren der Maische hat letzlich dazu geführt, dass die Landwirtschaft nicht uneingeschränkt vom Ertrags- und Qualitätssprung der Züchtung profitieren kann.

Natürlich muss man bei der Erzeugung immer die Vermarktung im Auge haben – was nutzt das tollste Produkt, wenn es niemand kauft. Andererseits müssen Mälzer und Brauer darauf achten, dass ihnen nicht der heimische Rohstoff ausgeht, gerade heute, wo die Regionalität beim Verbraucher an Stellenwert gewinnt.

Das wird grundsätzlich durch die branchenübergreifenden Gespräche zu den empfohlenen Sorten auch versucht. Zum aktuellen Fall „Planet“ ist zu sagen, dass es durchaus Brauereien gibt, die diese Sorte bisher ohne Probleme verarbeitet haben und auch gerne annehmen. Also sollte sich jeder Erzeuger erst­einmal nach einem Abnehmer für die von ihm favorisierte Sorte umschauen, damit er nicht an Wirtschaftlichkeit und damit letztlich die Lust am Braugerstenanbau verliert.

Karsten Becker – LW 2/2017