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Gemüsebaubetrieb Tim Ballreich in Dudenhofen
Tim Ballreich bewirtschaftet 120 ha Fläche, davon rund 8 ha Getreideanbau, je 10 ha Bundkarotten, Rettich und Rhabarber, 35 ha Spargel und 12 ha Erdbeeren. Im November 2017 übernahm er den Betrieb von seinen Großeltern Theo und Traudel Beck. Wer das Bild des Betriebes sieht, weiß sofort: Hier wurde einst Tabak angebaut. Die große, hohe Halle mit den hölzernen Lamellen ist ein eindeutiger Hinweis. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Schon Theo Beck, hat den Anbau von Tabak vor 30 Jahren aufgegeben, um sich dem Gemüsebau zu widmen.

Foto: Setzepfand
Liebt Freiheit und Technik im Beruf Landwirt
Einige Frauen sind am Sortieren der Spargel. „Wir verlassen uns nicht ausschließlich auf die Maschine, sondern lieber auf das gute Auge der Menschen“, sagt Ballreich und winkt seiner 72-jährigen Oma zu, die es sich nicht nehmen lässt, fast täglich im Betrieb mitzuhelfen, wo immer gerade eine Hand gebraucht werde. Ein Familienbetrieb eben, Ballreichs Vater ist Metzger im Dorf, die Mutter arbeitet im Büro, mal in der Metzgerei, mal im Gemüsebaubetrieb. Tim hat noch zwei Geschwister, einen kleineren Bruder, der gerade das Abitur macht und eine Schwester, die Altenpflegerin ist. Für Tim Ballreich war schon immer klar, dass er mal den Betrieb der Großeltern übernehmen werde. „Ein Leben als Angestellter konnte ich mir nie vorstellen“, sagt Ballreich.
Auf dem kleinen Spargelfeld mit relativ kurzen Reihen, dahinter der Waldrand sind sechs Arbeiter im Regen am Ernten. Rund 85 verschiedene Parzellen bewirtschaftet Ballreich. „Lieber pflanze ich sechs Reihen Spargel auf einen kleinen Acker als Mais“, so seine Schlussfolgerung zu den kleinstrukturierten Bedingungen, denen er versucht entgegenzuwirken. Dann steuert Ballreich das große Spargelfeld auf einer Lichtung im Wald an, mehr als 12 ha. Hier erklärt der 24-Jährige die betriebsinterne Abdeckmethodik im Spargel.
Da es hier im Wald 2 bis 3° C kühler ist als auf den Spargelfeldern draußen im Freiland, nutze er dieses Kleinklima, um seine SpargelÂernte so gut wie möglich von Mitte März bis zum 24. Juni am besten gleichmäßig zu verteilen – so der Plan.
Je mehr Sonne, desto mehr gleichen sich die Systeme

Foto: Setzepfand
Optimale Kulturen für die sandigen Böden
Neben Spargel und Erdbeeren, baut Ballreich auch Bundmöhren und den japanischen weißen Hybridrettich an. Beide Kulturen gelingen besonders gut auf seinen sandigen Böden, die teils nur 20 nFK aufweisen. Den Hybridrettich hat sein Opa entdeckt. Er sei immer auf der Suche nach neuen Kulturen und Optimierungen gewesen, war seiner Zeit etwas voraus.

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„Die Nachfrage ist da, ich habe einen Abnehmer und noch werden für die hochwertigen Erdbeeren aus dem Folienhaus relativ gute Preise bezahlt“, argumentiert Ballreich für seine Investition. Im August habe man die Sorte Clery gepflanzt, sie sind nun in der Blüte. Ballreich zeigt sich nicht ganz zufrieden, da manche Pflanzen in der Entwicklung etwas hinterherhinken. Da sei noch Optimierungsbedarf, so der Jungunternehmer, der in intensivem Kontakt zu anderen Gemüseerzeugern über die bundesweiten Grenzen hinaus steht.
Der Option Bioanbau gibt Ballreich auf seinem Betrieb keine Chancen: „Unsere sandigen Böden sind zu schlecht.“ Er habe in zwei Biobetrieben gelernt und weiß über die Anbaubedingungen Bescheid. Doch sehe er zudem den Biomarkt langsam gesättigt und die Preise sinken. „Da bleibe ich lieber bei der Direktvermarktung, der Regionalität sowie einer Entwicklung des Betriebs mit Sinn und Verstand“, betont Ballreich, der aufgrund der Nähe zu Speyer gute Karten für einen Ausbau der Direktvermarktung hat.
Damit sich seine Kunden dennoch auch ökologisch mit seinem Betrieb identifizieren können, beugt er mancher Konfrontation mit dem Naturschutz vor: So sät er Blühstreifen um sein Maisfeld, sät Weizen im Vorgewende der Spargelfelder und lässt eben doch die kleinen Strukturen rund um den Hof mit Streuobst, Walnussbäumen und Hecken stehen, auch wenn die Spritze immer mal wieder daran hängenbleibt. Denn Ballreich ist auch Jäger und weiß um diese Landschaftselemente, die den Wildtieren als Rückzugsraum dienen und den Kunden als Augenschmaus auf dem Weg zu seinem Hof.
zep – LW 15/2019