Wie „Eh da-Flächen“ funktioniert

FML stellt in der Pfalz neues Projekt zur Artenvielfalt vor

Viele Arten der Tier- und Pflanzenwelt begnügen sich schon mit kleinen Arealen, um weiter existieren zu können. Der Stellenwert dieser Restflächen ist für die Natur beachtlich. Das Forum Moderne Landwirtschaft (FML), vormals Fördergemein­schaft Nachhaltige Landwirtschaft, will die ökologi­sche Leistung derartigen Freilan­des, das landwirtschaftlich nicht genutzt werden kann, erhöhen. Darum ging es vorige Woche auf einer Tagung in Bornheim bei Landau in Rheinland-Pfalz, wo das vom FML geförderte Projekt „Eh da-Flächen“ vorgestellt wurde.

Am Feldweg hat Winzer Gerhard Bach einen Blühstreifen angelegt. Für Bienen ist die Necktar­quelle im Spätsommer wichtig. Das Saatgut dazu hat er von der Gemeinde erhalten.

Foto: Moe

Um Flächen wird konkurriert. Nicht nur die Landwirte brauchen sie für die Existenz ihrer Betriebe. Auch der Straßen- und Siedlungsbau beansprucht das knappe Gut, ebenso wie der Naturschutz. Das Eh-da-Konzept basiert auf dem Grundsatz, nicht mit der Landwirt­schaft oder mit dem Naturschutz wetteifern zu wollen und setzt auf Flächenressourcen der Kommunen, die „eh da“ sind und auch Raum für eine ökologische Aufwertung bieten können.

Im Fokus der Initiative steht die Verbesserung von Tracht- und Brutbiotopen für die Wildbienen. Bisher liegt viel Potenzial brach, meinte Projektinitiator Prof. Dr. Christoph Künast. Um dieses bes­ser auszuschöpfen, richtet sich der Blick zum Beispiel auf Feldränder, Böschungen oder Grünzonen sowie Ortsareale und Geländekanten, beispielsweise Hohlwege. Also auf Flächen, die nicht landwirtschaft­lich genutzt werden, beziehungsweise naturschützerischen Zwecken dienen.

So gibt es auch vom Grundsatz her keine Spannungen weder mit Landwirten, noch mit Natur­schützern. Und doch liegt darin zugleich eine Hürde in der praktischen Umsetzung der Initiative, machte Prof. Künast weiter deutlich. Per Definition sind Finanzierungen oder Kofinanzierungen seitens der EU an landwirtschaftlichen Flächen oder an Naturschutzflächen gebunden. Eh da-Flächen sind zwar kein „Niemandsland“, aber sie fallen nicht unter einer dieser beiden Kategorien.

Derzeit setzt man auf Fördergelder landwirtschaftlicher Stiftungen, längerfristig auch auf Mittel vom Land. Deutlich wurde: wichtiger Akteur ist derzeit die Kommune. Sie beauftragt beispielsweise ihren Bauhof, die Grünflächen in Staffelmahd zu pflegen, damit den ganzen Sommer über genug Blütentracht für Wildbienen vorhanden ist.

In Rheinland-Pfalz solle die Förderung der Vielfalt der Arten stärker in die Fläche getragen werden, meinte die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Ulrike Höfken. Sie begrüßt das Projekt und sieht darin einen Baustein, politische Ziele der „Rio-Konferenz“ – beim Weltnachhaltigkeitsgipel 1992 in Rio de Janeiro haben sich die Vereinten Nationen zu mehr Biodiversität verpflichtet – umzusetzen.

Das bundesweite Potenzial für die Eh da-Flächen wurde mittels Kataster und GIS-Daten (Satellit) ermittelt, durchgeführt vom Institut RLP-AgroScience des Landes Rheinland-Pfalz. Dr. Matthias Trapp informierte über die Ergebnisse der Studie und stellte fest, dass dies bis zu fünf Prozent der Gesamtfläche ausmacht. Für Rheinland-Pfalz schätzt man dies auf circa 3 200 ha.

In Süddeutschland ist der mögliche Eh da-Flächen-Anteil größer. Dies ist eine Folge der früheren Realerbteilung im Süden, gegenüber des im Norden geltenden Anerbenrechtes. Bornheim mit 1 600 Einwohnern ist deutschlandweit die erste Gemeinde, die an Eh da-Flächen teilnimmt. Bornheim liefert dem FML Informationen zur weiteren Umsetzung. Zum Beispiel, wie die Flächen gemanagt werden und wie der Nutzen für die Bewohner ist. Darüber sprach der Ortsbürgermeister, Prof. Dr. Karl Keilen. Haßloch, eine Nach­bargemeinde von Bornheim, nimmt ab 2016 an „Eh da-Flächen“ teil.

Moe – LW 38/2015