Mit einem an den Klimawandel anpassen Wald wirtschaften
HessenForst stellt Geschäftsbericht 2022 und 2023 vor
Bei einer Waldbegehung nahe Bad Homburg wurde vergangene Woche der Geschäftsbericht des Landesbetriebes HessenForst vorgestellt. Am meisten beschäftigt hat den Forstbetrieb 2022 und 2023 die klimaresiliente Wiederbewaldung. Dabei spielte auch das Wildtiermanagement eine große Rolle.
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Naturverjüngung der Bestände wird priorisiert
Als Beispiel nannte er die Neupflanzung von klimaangepassten Baumarten und das Etablieren von Mischwäldern statt Monokulturen. Mit der Ende Juni ausgesetzten FSC-Zertifizierung und der Evaluierung von deren Nutzen für den forstlichen Betrieb sollen mehr Freiheiten bei der Wiederbewaldung geschaffen werden.
Michael Gerst, Landesbetriebsleiter von HessenForst, merkte an, dass ein Großteil der Wiederbewaldung in den hessischen Staatswäldern über Naturverjüngung geschehen soll. Neupflanzungen werden gezielt durchgeführt, wenn sich nicht die gewünschte Mischung der Baumarten auf der Fläche einstellt und die erneute Bildung einer Monokultur droht. 2022 wurden laut Geschäftsbericht im hessischen Staatswald 4,2 Mio. junge Bäume gepflanzt, 2023 waren es 3,9 Mio. Jungbäume. Genutzt wurden vor allem Douglasien und Eichen.
Weniger Menge zu besserem Preis vermarktet
Geerntet wurden 2023 1,6 Mio. Erntefestmeter (Efm), 2022 waren es noch knapp 2,1 Mio.Efm. Die Holzvermarktungsmenge des Landesbetriebes HessenForst lag laut Geschäftsbericht 2023 mit 1,5 Mio. Efm unter dem Niveau des Vorjahres (2022: 1,9 Mio. Efm). Dem gegenüber stehen gestiegene durchschnittliche Holzerlöse. So konnten 2023 105,8 Mio. Euro Gesamtumsatz in der Rohholzproduktion erzielt werden (2022: 28,7 Mio. Euro). Die Umsatzerlöse lagen im vergangenen Jahr bei 172,2 Mio. Euro.
Regulierte Wildbestände helfen bei der Erhohlung
Zentraler Baustein der Maßnahmen zur Wiederbewaldung sei auch ein modernes und wissenschaftlich fundiertes Wildtiermanagement. Das erklärte der Leiter des Forstamtes Königstein, Sebastian Gräf, bei der Waldbegehung. Es brauche Ruhezonen, in denen sich das Wild ungestört bewegen kann, Intervallzonen und Schwerpunktzonen. In den Intervallzonen werden wenige Jagden pro Jahr durchgeführt, die Schwerpunktzonen dagegen intensiv bejagd. Zusammen mit einem verbesserten Nahrungsangebot will HessenForst so die Schäden durch Verbiss und Schäle auf ein verträgliches Maß reduzieren. So sollen möglichst wenig Umzäunungen nötig werden.
Laut Geschäftsbericht konnte der Landesbetrieb so bereits die Schäden durch Verbiss reduzieren. Es bestehen jedoch große regionale Unterschiede. Um die Wildbestände noch besser zu regulieren, muss besonders auf den in den nächsten Jahren zunehmend dicht bewachsenen Kalamitätsflächen die Entwicklung der Wildbestände ständig überwacht werden. HessenForst hat 2022 und 2023 mit 23 626 und 23 684 Stück Rehwild die Streckenergebnisse gegenüber den Vorjahren leicht gesteigert. Auch beim Rotwild lag die Strecke mit 2 941 und 2 907 auf dem Niveau der Vorjahre.
Kommunal- und Privatwaldbetriebe
Da der Klimawandel auch die Kommunal- und Privatwaldbesitzer unter Druck setze und existenzgefährdend seien die Fördergelder aus Landes- und bundesmittel hier gut angelegt. Wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht betreute HessenForst 2023 insgesamt 351 Kommunalwald- und 315 Gemeinschaftswaldbetriebe.
Die betreute Fläche beläuft sich dabei auf rund 200 000 ha Körperschaftswald und rund 70 000 ha Privatwald. Die Holzvermarktung für Waldbesitzende mit kleinen Waldflächen unter 100 ha und Gemeinschaftswälder hatte der Landesbetrieb im Frühjahr 2023 komplett eingestellt. Deshalb waren HolzmarktÂorganisationen gegründet worden, die das durch HessenFrost bereitgestellte Holz vermarkten und verkaufen. Die Zusammenarbeit laufe gut, so der Bericht.
Co2-Einsparung auch beim Landesbetrieb ein Thema
Der Königsteiner Forstamtsleiter Gräf erklärte, HessenForst sei bestrebt den eigenen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Deshalb seien vermehrt Akku-Geräte zum Entasten von Jungbäumen und Sägen angeschafft worden. Auf skeptischen Fragen zur Akkulaufzeit und -kapazität erklärte Landesbetriebsleiter Gerst, die Leistung sei vollkommen ausreichend. Es seien lediglich mehrere Akkus notwendig, um die Geräte den gesamten Arbeitstag über zu nutzen. Außerdem sollen Neubauten des Landesbetriebes in Holzbauweise zu errichtet und mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
AS – LW 39/2024