Was erwarte ich vom Ökolandbau?
Serie rund um die Umstellung auf ökologischen Landbau
Was ist ökologischer Landbau? Welche Motivation liegt einer Umstellung zu Grunde? Wie funktioniert eine Umstellung? Welche Fördermöglichkeiten bestehen? Was ändert sich durch eine Umstellung im Betrieb und wie funktioniert eigentlich die Öko-Kontrolle? Christian Cypzirsch vom Kompetenzzentrum ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz widmet sich in einer mehrteiligen Reihe verschiedenen Fragestellungen rund um die Umstellung auf den ökologischen Landbau. Im ersten Teil geht es um die Frage, was sich eigentlich hinter dem Begriff ökologischer Landbau verbirgt.

Foto: Cypzirsch
Rechtsrahmen schützt Begriffe „ökologisch“ und „biologisch“
Durch diesen Rechtsrahmen sind die synonym genutzten Begriffe „ökologisch“ und „biologisch“ bereits seit 1991 geschützt, zunächst durch die EWG-Öko-Verordnung. Über diese war zu Beginn ausschließlich die pflanzliche Erzeugung geregelt. Vorgaben zur Tierhaltung und Verarbeitung tierischer und pflanzlicher Erzeugnisse wurden erst sukzessive über Anhänge ergänzt. Mit Inkrafttreten der aktuellen EU-Öko-Verordnung VO (EU) 2018/848 folgte zum 1. Januar 2022 eine weitere Neuordnung. Insofern unterliegen auch das Gemeinschaftsrecht sowie der ökologische Landbau generell einer beständigen Weiterentwicklung.
Die EU-Öko-Verordnung regelt die Erzeugung und Verarbeitung von ökologischen Lebensmitteln sowie Futtermitteln. Dabei sind die Erzeugnisse nicht über Produkteigenschaften wie beispielsweise Nährstoffgehalte oder Rückstände definiert. Stattdessen zeichnen sich ökologische Erzeugnisse durch einen definierten Prozess in ihrer Wertschöpfungskette von Anbau über Verarbeitung bis zum Verkauf aus. Diesen gesamten Prozess liegt der Grundgedanke weitestgehend geschlossener Stoffkreisläufe zu Grunde. Dies bedeutet, dass im ökologischen Landbau vorrangig Erzeugnisse eingesetzt werden sollen, die selbst ökologisch erzeugt wurden und über das System Ökolandbau bereitgestellt werden können.
Ein klassisches Beispiel ist der Einsatz von ökologisch zertifiziertem Saatgut oder aber der Zukauf von Öko-Tieren. Außerhalb des Systems Ökolandbau und damit per Definition konventionell erzeugte Produkte dürfen nur in Ausnahmefällen und nach vorheriger Genehmigung zum Einsatz kommen, wenn keine entsprechenden ökologischen Erzeugnisse verfügbar sind. Konkret möglich sind diese Ausnahmen nur für Saat- und Pflanzgut sowie bei Zuchttieren.
„Öko“ wird über den Herstellungsprozess definiert
Kategorisch ausgeschlossen wird der Einsatz mineralischer Stickstoffdüngemittel sowie chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Welche Dünge- und Pflanzenschutzmittelwirkstoffe im Ökolandbau eingesetzt werden dürfen, ist über Positivlisten geregelt. Die gängigen konventionellen Mittel lassen sich keinesfalls direkt gegen öko-konforme austauschen. Welche Auswirkungen dies im Betrieb hat, wird in weiteren Beiträgen dieser Reihe näher beleuchtet werden.
Der System- und Prozessgedanke ist auch das verbindende Glied zwischen der nüchtern-sachlichen Ausführung von Rechtstexten und dem traditionellen Begriff des ökologischen Landbaus, da ihm das Kerngedankengut des Ökolandbaus, der geschlossene innerbetriebliche Nährstoffkreislauf, zu Grunde liegt.
– LW 39/2023