Zu früh gesäte Bestände können leicht überwachsen
Den richtigen Saattermin für Winterraps abwarten
Im Vergleich zum Vorjahr sind doch schon etliche zukünftige Rapsflächen geräumt. Die angekündigte Witterung für die nächsten Tage lässt hoffen, dass die Ernte weiter vorangehen kann. Das letzte Jahr war durch eine sehr späte und nasse Ernte gekennzeichnet. Viele Rapsflächen mussten unter sehr späten, ungünstigen Verhältnissen bestellt werden. Der kalte Herbst und lange Winter in Kombination mit den strengen Kahlfrösten im FebÂruar haben viele Pflanzen auswintern lassen. Für die neue Rapsbestellung in diesem Jahr ist dennoch davor zu warnen, zu früh mit der Bestellung zu starten. Denn massiv überwachsene Bestände reagieren auch mit einer nachlassenden Winterhärte.
Winterraps benötigt von der Aussaat bis zum Auflaufen zirka 80 °C, für eine gute Vorwinterentwicklung bis zum 8-Blattstadium werden weitere 680 °C benötigt. Die Temperatursumme bei Raps errechnet sich aus den Tagesdurchschnittswerten größer 0 °C. Neben der Temperatur muss auch die Tageslänge bedacht werden, die ein effektives Wachstum ermöglicht. Die Regionen weisen eine sehr unterschiedliche Temperaturentwicklung im Herbst auf. In den kontinental geprägten Anbauregionen Süd- und Südostdeutschlands sind die Temperaturen zur Saat noch recht hoch, können dann aber sehr schnell Anfang November abfallen. Je weiter nach Osten, umso kontinentaler das Klima, das heißt die Temperaturen fallen rapide ab.In den nordwestdeutschen Niederungen halten sich milde Temperaturen im Herbst länger; dabei gilt: Je geringer die Entfernung zur Nordsee, umso länger hält dieser Effekt an. Allerdings wird dieser milde Einfluss im November und Dezember weniger effektiv genutzt, da mit dem Herbstanfang (21. September) die Kurztagsphase beginnt und somit nicht mehr ausreichende Strahlung vorhanden ist. Hier werden die südlicheren Anbaugebiete wieder bevorzugt, da die Tageslänge langsamer abnimmt. An der Ostseeküste entlang ist der Einfluss des „warmen“ Wassers nur bis etwa 30 km ins Landesinnere zu merken, dann verliert sich der Effekt stark.
Regionen mit sehr differenzierter Temperaturentwicklung
Den weiteren Verlauf der Witterung kann niemand vorhersagen. Auf Grundlage der langjährigen Werte der einzelnen Wetterstationen sind in Tabelle 1 die Temperatursummen vom genannten Datum bis zum Vegetationsende dargestellt. Liegt die Summe unter 760 °C ist von einer Rapssaat abzusehen! Im Temperatursummenbereich von 900 °C hat der Raps die Möglichkeit bis zu zehn Blätter auszubilden, jedes Blatt mehr führt zu deutlich überentwickelten Pflanzen. In Tabelle 1 ist kein Standort dabei, der vor dem 20. August zu bestellen ist. Der optimale Bereich liegt zwischen 760 und 900 °C. Natürlich kann jeder Landwirt seinen eigenen Standort selbst am besten einschätzen, da sehr kleinräumig kalte und nasse Flächen vorkommen, die aus der Erfahrung heraus immer „schwer in Gang“ kommen. Änhliches gilt für die Höhenlagen, da hier die Temperaturen doch ziemlich schnell absinken können. Die zweite Tabelle zeigt die optimalen Bedingungen beziehungsweise Ansprüche von Winterraps. Dort ist dann auch von einer Temperatursumme von rund 900 °C die Rede.Abschätzung der Stickstoffdüngung schlagweise vornehmen
Hinsichtlich der N-Düngung müssen die erzielten Erträge des aktuellen Erntejahres und der zurückliegenden betrachtet werden. In jedem Fall ist es sinnvoll, die Entzüge schlagweise zu betrachten und daraufhin seine Entscheidung zu treffen.Zu unterscheiden ist also zwischen drei Situationen:
- die Erträge waren weit jenseits der Ertragserwartung mit hohen Strohmengen: Der Boden ist leer und der Raps wird sehr wahrscheinlich in größerem Umfang mit Stickstoff gedüngt werden müssen. Hier bietet sich an, zunächst zur Aussaat beim Herbizideinsatz im Vorauflaufverfahren etwas AHL (20 bis 40 kg N/ha) mitzunehmen, um einerseits die Strohrotte und andererseits das Wachstum bis zum 4-Blattstadium zu unterstützen. Weiterer Effekt ist, dass die Abdrift von Clomazone-Präparate reduziert wird (dieses sollte aber nicht der Hauptgrund sein!). Die weitere Düngung ab Ende September richtet sich dann nach der Nachlieferung (Boden, organische Düngung, Witterung).
- die Erträge und Proteinwerte entsprachen den Erwartungen und somit auch der N-Düngung: In diesem Fall sollte nach Weizen (auch Roggen und Triticale) auf jeden Fall eine Ausgleichsdüngung für das Stroh erfolgen. Ob nachfolgend weiterer Stickstoff gestreut werden muss, hängt von der weiteren Entwicklung des Rapses und vom Standort ab.
- die Erträge waren deutlich hinter der Ertragserwartung und somit der N-Gabe zurückgeblieben: Gerade nach einer späten Abschlussgabe sollte noch ausreichend Stickstoff im Boden sein. Aber auch bei normaler Düngerverteilung und ausgesprochen geringen Erträgen reicht der Reststickstoff oftmals aus. Überhänge von 50 bis 60 kg N/ha machen eine Ausgleichsdüngung überflüssig. Dabei ist natürlich immer auch auf die Düngebilanz zu achten.