(Voll-) Kosten im Ackerbau

Runder Bauerntisch informiert über Kostenstrukturen

Auch am 9. Dezember waren etwa 60 Landwirte zu der Auftaktveranstaltung im Bischhäuser Hof, Neuental-Bischhausen erschienen, um sich über Kostenstrukturen und Sparpotenziale im Ackerbau zu informieren. Als Referent trug Bernhard Blackert, Betriebswirt beim LLH Kassel, die aktuellen Entwicklungen und Einflussgrößen auf die Wirtschaftlichkeit im Ackerbau vor.

Bernhard Blackert und Klaus Köhler in Bischhausen.

Foto: Dr. Hildebrandt

Eine Analyse der Ertragssteigerungen der Ackerkulturen in den letzten 20 Jahren zeige, dass die Erträge bei Raps und Weizen lediglich um 10 Prozent und bei Mais um 20 Prozent, bei Zuckerrüben allerdings um 60 Prozent gesteigert werden konnten. Gerade deshalb, beziehungsweise dennoch gewinne das Liquiditäts- und Risikomanagement an Bedeutung, da der Kosten- und Anpassungsdruck durch volatile Märkte unkalkulierbar gestiegen sei. Für landwirtschaftliche Unternehmen sei entscheidend die Kostenführerschaft zu erlangen oder zu behalten. Ein Buchführungsvergleich mit den erfolgreichen und weniger erfolgreichen Betrieben gleicher Struktur zeige, dass die Direktkosten (wie Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel) und Arbeitserledigungskosten (Lohnkosten, AfA, Maschinenunterhaltung, etc.), die 80 bis 90 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, im Wirtschaftsjahr 2007/08 um 153 Euro/ha differierten, wobei allein 2/3 des Kostenunterschieds bei den Arbeitserledigungskosten lagen. Kosten- und Anpassungsdruck ist unkalkulierbar gestiegen Blackert zeigte am Berechnungsbeispiel der Verfahrenskosten im Vergleich von zwei Pflanzenschutzspritzen für 1000 ha Jahreseinsatz (150 bis 200 ha AF), dass eine Anhängespritze mit 27 m Spritzgestänge für 60 000 Euro Anschaffungskosten mit Verfahrenskosten von 10,83 Euro/ha günstiger arbeitet als eine Aufsattelspritze mit 18 m Spritzgestänge für 25 000 Euro Anschaffungskosten und Verfahrenskosten von 13,23 Euro/ha. Hier zeige sich im Ergebnis, dass die doppelte Leistung, der halbe Zeitbedarf und eine Kostendegression von 20 Prozent erzielt werde. Durch weniger Fahrspuren sei zudem ein durchschnittlicher Mehrertrag von 1 dt/ha (+ 15 Euro/ha) erreicht worden. Um die betriebseigenen Arbeitserledigungskosten festzustellen, empfiehlt der Referent den Zeitaufwand zu stoppen, den Dieselverbrauch zu messen, das Buchführungskonto für Reparaturen in Unterkonten für einzelne Maschinen aufzugliedern und eine Maschinenkartei für die wichtigsten Maschinen einzurichten sowie die Kosten für einzelne Arbeitsgänge zu kalkulieren. Anschließend könne ein Vergleich der Eigenmechanisierung mit Kosten für Lohnarbeit oder Maschinenring aufgestellt werden (siehe Tabelle). Erfolgskennzahlen für die Zukunft Die Erfolgskennzahlen für die Zukunft würden nach einer Veröffentlichung des betriebswirtschaftlichen Beratungsbüros Göttingen 200 bis 250 ha AF/Arbeitskraft, einen Maschinenanschaffungswert unter 1300 Euro/ha, durchschnittlich mehr als 750 Sh/Jahr (pro Schlepper), 3 bis 4 Sh/ha, maximal 1:1 Schlepper zu AK und über 2,5:1 AK zu Sh, eine Maschinenunterhaltung von kleiner 4 Prozent vom Neuwert, die Maschinen-AfA unter 7 Prozent vom Anschaffungswert und weniger als 10 Akh/ha ausweisen. Blackert ging anschließend auf Pachtpreiskalkulationen zur Ermittlung der Grenzpachtkosten in Abhängigkeit von Schlaggrößen, Entfernung von der Hofstelle und durchschnittlichem Betriebsergebniss ein. Dabei machte er auch auf Gefahren aufmerksam, die bei zu dichten Pachtpreisen am Grenzkostenniveau liegen. Für die Zukunft könnte nach Blackert eine Vollkostenrechnung auf der Grundlage von Schlagkartei und Buchführungsunterlagen hilfreich sein. Die damit verbundene Ermittlung von Produktionskosten der Kulturen pro ha gebe eine verlässliche Orientierung zur Preisabsicherung (zum Beispiel bei Termingeschäften) und mögliche Margen bei Pachtpreisgeboten. Die Vollkostenermittlung für Arbeitsgänge ermögliche eine Grundlage bei der Kostenermittlung von neuen Produktionsverfahren und eine Orientierungsgröße bei der überbetrieblichen Maschinenverwendung. Letztendlich ermögliche die Vollkostenrechnung eine Ãœbersicht und den Vergleich von Kostenstrukturen der Produktionsverfahren und decke damit Einsparungspotenziale auf. Dr. Ernst-August Hildebrand – LW 52/2015