Was macht das Klima mit unserem Gemüse?

Feldtag auf dem Gemüsebaubetrieb Rote Rübe Schwarzer Rettich

Gemüseanbauende Betriebe und Beratung müssen den spürbar veränderten Klimabedingungen entgegensteuern und folgten daher mit großem Interesse der Einladung zu einem Feldtag auf den Bio-Betrieb „Rote Rübe- Schwarzer Rettich“ in Gleichen-Rittmarshausen. Die Gärtnerei ist eine von zwei Demobetrieben im Projekt „Bio-Klima-Gemüse“ der Universität Kassel-Witzenhausen. Weitere Feldversuche finden auch auf dem Versuchsbetrieb der Universität, der Domäne Frankenhausen, statt.

Betriebsleiter Andreas Backfisch berichtet bei der Feldbesichtigung über seine Erfahrungen zur Nutzung von Mulch in Porree.

Foto: Bio-Klima-Gemüse

Das Projekt untersucht die Fragen, wie der Anbau und die Vermarktung von Gemüse klimaangepasst gestaltet werden können. Die insgesamt vier Versuche im Projekt konzentrieren sich zunächst auf den wassersparenden Anbau von Porree und Möhren, deren Wirtschaftlichkeit in einem zweiten Arbeitsschritt bewertet werden soll. Auf überbetrieblicher Ebene werden parallel die Hemmnisse und Potenziale für eine regionale Verarbeitung und Vermarktung von Gemüse in den Blick genommen. Aus vier Bundesländern kamen insgesamt 26 Teilnehmende aus Anbau und Beratung, die sich über das Projekt und den Mulchversuch informiert und ausgetauscht haben.

Auf einem Rundgang über den Betrieb berichtet Betriebsleiter Andreas Backfisch von seinen Erfahrungen mit Mulch, den er nicht nur für den Versuch mit Porree anwendet, sondern auch bei anderen Gemüse-Kulturen wie der Zucchini.

Die Mulchschicht sorgt unter anderem dafür, dass die Bodenfeuchtigkeit erhöht wird, weniger bewässert werden muss und Beikräuter unterdrückt werden, erläutert Betriebsleiter Andreas Backfisch. Das bestätigen auch die Ergebnisse von Doktorand Benjamin Ruch. Er hat die teilnehmenden Betriebe begleitet und die Versuche ausgewertet. „Während die Vorteile von Mulch bereits gut dokumentiert sind, besteht Forschungsinteresse daran, wie sich Interaktionen mit verschiedenen Bewässerungsformen auf Ertrag, Wasserverbrauch und Wassernutzungseffizienz auswirken, wobei sich bisher die Kombination aus Mulch und Tröpfchenbewässerung als am vorteilhaftesten erwiesen hat“, so Ruch.

Zudem dient der Mulch als Dünger, weil bei der Zersetzung des Materials Nährstoffe an die Pflanze abgegeben werden. Vor allem für gemüseanbauende Betriebe ist die Wasserverfügbarkeit sehr wichtig. Jedoch ist es nicht selbstverständlich, dass jedem Betrieb die notwendige Infrastruktur und Wasserrechte zur Verfügung stehen.

Wasserbedarf wird sich in der Zukunft verdreifachen

Deswegen ging Hanna Pohlmann, ebenfalls Doktorandin im Projekt im zweiten Teil der Veranstaltung auf die Prognosen zur zukünftigen Wassernutzung in Deutschland ein. „Der landwirtschaftliche Anteil an der Gesamtwasserentnahme ist zwar mit zwei Prozent sehr gering, der Wasserbedarf wird sich allerdings bis zum Ende des Jahrhunderts verdreifachen“, berichtet Pohlmann. Im anschließenden Austausch mit den Betrieben wird deutlich, dass an vielen Stellen schon so wassersparend wie möglich gearbeitet werde, aber besonders die Tröpfchenbewässerung sehr aufwendig sei. „Die Betriebe wünschen sich langfristige Rechte für die Wasserentnahme, Zuschüsse für wassersparende Maßnahmen und Lösungen, die sich gut in den Betriebsablauf integrieren lassen“, fasst Pohlmann beim Austausch zusammen.

Die Wetterextreme der letzten Jahre sowie zukünftige Prognosen zeigen es: Wasserknappheit, erhöhter Bewässerungs- und Wasserspeicherbedarf sind wichtige Themen. Um sich an diese Extreme anzupassen und als Betrieb weiterhin erfolgreich Gemüse vermarkten zu können, werden im Praxisverbund mit der Wissenschaft wassersparende Lösungen implementiert, resümiert Silke Flörke, Co-Koordinatorin des Projektes, am Ende der Veranstaltung. Weitere Infos zum Projekt sind unter kurzlinks.de/8h8e zu finden.

ukw – LW 44/2025