Der MBLV sorgt in Südhessen für günstigen Maschineneinsatz

Verband hat sich vor 25 Jahren gegründet

Vor 25 Jahren war Hessen südlich des Mains in großen Teilen ein weißer Fleck, was die überbetriebliche Maschinenverwendung (ÜMV) anbelangt. Heute sorgt dort der breit aufgestellte Maschinen-, Boden- und Landschaftspflegeverband Südhessen (MBLV) für eine gute landtechnische Ausstattung der Landwirte, wie der Verbandsvorsteher Georg Friedrich Michel und Geschäftsführer Reiner Haas in einem Gespräch mit dem LW vergangene Woche in Groß-Umstadt erläuterten.

Thorsten Müller, Vorsteher Georg Friedrich Michel, Christiane Müller und Geschäftsführer Reiner Haas (v.l.), hier in der Geschäftsstelle in Groß-Umstadt, betreuen rund 550 Mitglieder.

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Der MBLV Südhessen – er ist einer von 43 Wasser- und Bodenverbänden in Hessen – habe sich in dem Vierteljahrhundert seines Bestehens ein großes Vertrauen und Ansehen bei den Bauern erworben.

Einflussreiche Vorbilder in Südhessen

Auf örtlicher Ebene gab es damals schon kleinere Maschinengemeinschaften. Und es gab und gibt die örtlichen Wasser- und Bodenverbände (WBV) im Hessischen Ried, die Vorreiter waren für die WBV in Hessen. Sie organisierten seit den sechziger Jahren nicht mehr nur die Bereitstellung von Beregnungswasser, sondern investierten für ihre Mitglieder auch in Landtechnik wie zum Beispiel Mähdrescher. In der Fläche aber fehlte eine kostengünstige Versorgung mit Maschinen und Geräten auf überbetrieblicher Basis. Vor allem der Gebietsagrarausschuss machte sich damals darüber Gedanken, wie Michel erläutert. Zu den maßgeblichen Akteuren gehörten die Kreislandwirte Walter Schütz und Gunter Kramm. Der Antrieb war, Kosten bei der Arbeitserledigung in der Landwirtschaft zu senken. Die erfahrenen ÜMV-Protagonisten Karl-Heinz Dickhaut, Hans Lenhardt und Kurt Schulz standen beratend zur Seite.

Im Mai 1992 kam es dann in Spachbrücken bei Reinheim zur Gründung des MBLV, bei der 72 Landwirte anwesend waren. Dabei wurde auch beschlossen, dass jeder der fünf Landkreise Groß-Gerau, Bergstraße, Odenwald, Darmstadt-Dieburg und Offenbach mit jeweils drei Vertretern im Verbandsausschuss repräsentiert werden, erzählt Michel. Der 66-Jährige hat das Ehrenamt als Vorsteher schon seit Anbeginn inne.

Dass man sich für einen Wasser- und Bodenverband statt für die Gründung eines Maschinenrings entschieden hat, lag vor allem beim Vorteil der Finanzierung der Maschineninvestitionen, wie Michel erläutert. Die WBL können als Körperschaften öffentlichen Rechts günstiger Kredite erlangen und zinsgünstige Kommunaldarlehen in Anspruch nehmen, was zur damaligen Zeit noch lukrativer war. Darüber hinaus kam auch zum Tragen, dass die Akteure alles überzeugte WBL-Anhänger waren.

Maschinenbeschaffung hessische Besonderheit

Die Bereitstellung von Maschinen durch die Wasser- und Bodenverbände ist eine hessische Besonderheit. Sie wird durch das entsprechende hessische Ausführungsgesetz des Wasserverbandsgesetzes möglich. In anderen Bundesländern beschäftigen sich die Verbände vorrangig mit der Deichunterhaltung, der Be- und Entwässerung von Flächen oder der Abwasserbeseitigung.

Die günstige Finanzierung ist der Tatsache geschuldet, dass die Körperschaft öffentlichen Rechts nicht insolvent werden kann. Im Notfall muss der MBLV von seinen Mitgliedern Beiträge nachfordern. Als Körperschaft unterliegen die Verbände darüber hinaus einer staatlichen Aufsicht, die insbesondere auf eine ordnungsgemäße Haushaltsführung achten soll. Im Falle der MBLV ist die Kommunalaufsicht des Landkreises Darmstadt-Dieburg zuständig.

Körperschaft des öffentlichen Rechts

Der MBLV ist mit dem Zuckerrübenanbau in Südhessen groß geworden. Mit einem Viertel des Aufkommens an Maschinennutzungsgebühren hat er noch heute die größte Bedeutung für den Verband.

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Der Körperschaft können auch Kommunen beitreten. „Das hat beiderseitige Vorteile bei der Abwicklung von kommunalen Arbeiten“, erklärt Reiner Haas. So können beispielweise Arbeiten wie die Pflege von Sportplätzen oder von Straßenrändern an die Landwirte einfacher vermittelt werden. Heute gehören dem MBLV zehn Kommunen als Mitglieder an.

Haas ist fast seit Beginn an Geschäftsführer des Verbandes. Der 55-Jährige arbeitet mit zwei Kollegen in der Geschäftsstelle in Groß-Umstadt. „Heute hat der Verband 550 Mitglieder mit einer beachtlichen durchschnittlichen Betriebsgröße von 80 Hektar“, wie der Agraringenieur betont. „Unsere Mitgliedschaft besteht zu über 90 Prozent aus aktiven Landwirten.“

MBLV mit dem Rübenanbau groß geworden

Groß geworden ist der MBLV mit der Mechanisierung des Zuckerrübenanbaus. „Da hat sich der Verband sehr entwickelt“, sagt Vorsteher Michel. Zwei 18-reihige Rübendrillen seien die ersten Geräte gewesen, die der Verband angeschafft habe. Danach wurde der erste Holmer Rübenroder gekauft. „Damals wurde noch abgestimmt, ob er für 45 oder 50 Zentimeter Reihenweite ausgelegt sein soll“, sagt Michel. Aktuell verfügt der Verband über vier Roder, die inzwischen eine variable Weiteneinstellung haben und auf 3 000 Hektar im Verbandsgebiet im Einsatz sind. Darüber hinaus besitzt der Verband fünf Rübendrillmaschinen und zwei Lademäuse. „Durch die straffe Organisation und den kostengünstigen Einsatz der Maschinen haben wir bundesweit mit die besten Preise für Ernte und Abfuhr von Zuckerrüben“, stellt Haas heraus.

Das Zuckerrübengeschäft hat nach wie vor die größte Bedeutung für den MBLV. Derzeit liegt dessen Anteil an den Maschinennutzungsgebühren bei 25 Prozent. Das Gesamtgebührenaufkommen liegt bei 3,2 Mio. Euro. Mit den Mitgliedsbeiträgen sowie anderen Einnahmen liegt der Haushalt des MBLV bei insgesamt rund 3,5 Mio. Euro. Die Maschinen haben einen Neuwert von 15 Mio. Euro, wie der Geschäftsführer erläutert. Das sind unter anderem Schlepper, Schwader, Güllewagen, Ackerwalzen. Und sogar einen Trauben-Vollernter hat der MBLV im Bestand. Er wird in den Weinbergen um Groß-Umstadt eingesetzt.

Jede Maschine ist einer Gruppe zugeordnet

„Schon früh hat der MBLV ein System eingeführt, wonach jede Maschine einer Gruppe von mindestens drei Mitgliedern zugeordnet wird“, erläutert Michel. Landwirte müssen sich vor der Anschaffung einer Maschine zusammentun und einen Plan mit einer Aufstellung des Maschineneinsatzes erstellen. Das Mitglied selbst wird mit einem separaten Vertrag zur Nutzung der von ihn mit beantragten Gemeinschaftsmaschine verpflichtet. Darüber hinaus haftet es gesamtschuldnerisch für alle Teilnehmer der Gruppe. Wenn ein Gruppenmitglied seine Zahlungsverpflichtungen gegenüber den MBLV, der die Maschinennutzung abrechnet, nicht nachkommt, haftet also die Gruppe für den Fehlbetrag. Jede Gruppe benennt einen Obmann, der als Ansprechpartner für die Unterstellung, Wartung und Einteilung usw. fungiert. Mit dieser strikten Ordnung will der Verband Fehlinvestitionen vermeiden, die ansonsten der gesamten Mitgliedschaft zur Last fallen würden.

Heute gibt es rund 110 Gruppen mit insgesamt rund 330 Maschinen. „Wir haben es immer geschafft, stetig steigende Maschinenpreise durch Kostensenkung auszugleichen, betont Haas. „Der Verband leistet gute Arbeit, das merken die Leute und deshalb genießen wir Vertrauen“, sagt Vorsteher Michel. Das zeige sich auch in Gruppen, die fast keine eigenen Maschinen mehr haben, sondern alle Maschinen über den MBLV nutzen.

Die Betriebe bleiben liquide

„Die Nutzer haben den großen Vorteil, dass sie keine Kredite für die Maschinenanschaffung aufnehmen müssen und Geld für andere Investitionen frei ist. Liquidität bleibt erhalten“, sagt Michel. Und schließlich werde dadurch die Bonität der Landwirte bei den Banken höher eingestuft.

Um weitere Vorteile für die Mitglieder zu ermöglichen, hat der MBLV eine GmbH gegründet, die Betriebsmittel wie beispielsweise Motorenöle, Folien und Beregnungsmaterial gemeinsam zu günstigen Konditionen beschafft.

In der nächsten Zeit wird es voraussichtlich auch um die Umsetzung der neuen Düngeverordnung gehen und um Fragen der Ausbringung und Lagerung von organischen Düngern. „Der Verband wird dabei wie immer auf die Bedürfnisse seiner Mitglieder reagieren“, stellt Michel heraus.

CM – LW 20/2017