Viele rütteln an der Ersten Säule
Wie und wann sich der Brexit auf die Agrarförderung insgesamt auswirken wird, darüber konnte jetzt auch der Agrarrat nur spekulieren. Die Frage ist dabei auch, ob und wie Großbritannien mit der EU verbunden bleibt, etwa mit einem Status, den Norwegen besitzt. Auch dieses Land trägt zum EU-Haushalt bei. Gleichwohl wird das EU-Budget mit dem Austritt des Nettozahlers Großbritannien voraussichtlich schrumpfen. Und bei einem neuen Finanzrahmen, ob er nach 2020 oder schon früher kommt, werden die Forderungen der osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten nach einer Angleichung der Betriebsprämien massiv werden. In Polen liegen beispielsweise die Betriebsprämien bei 197 Euro, rund 100 Euro weniger als hierzulande. Hinzu kommen die Natur- und Umweltverbände, die eine Umwidmung der Gelder verlangen, sowie Politiker, die das Geld lieber für eine europäische Sozial- und Bildungspolitik ausgeben würden. Bislang machen die Direktzahlungen allerdings einen beträchtlichen Teil des Betriebseinkommens aus. Soll weiterhin eine Vielzahl von familiengeführten Betrieben bestehen bleiben, und dieser Wunsch wird vielfach geäußert, so muss sich die Politik zu einer starken Agrarpolitik und starken einkommenswirksamen Ersten Säule bekennen.
Cornelius Mohr – LW 11/2017