Ein Tor zur Weide für den gelenkten Kuhverkehr

René Kömpf erhält den 1. Preis für ein Schiebetor

Der Milchviehbetrieb von Florian Luckert (37) in Laubach-Wetterfeld ist mit zwei Melkrobotern von DeLaval ausgestattet. Die Kühe werden mittels Gatter und Tore, die sich jeweils nur in eine Richtung öffnen, vom Ruhebereich über den Hof, zur Weide beziehungsweise zum Fressbereich und schließlich zu den Melkrobotern geführt. Luckerts Schwager René Kömpf (34) hat hierzu ein Schiebetor gebaut, das ein entscheidender Baustein für den auf dem Betrieb praktizierten gelenkten Kuhverkehr mit Weidegang ist. Kömpf erhält dafür den 1. Preis des LW-Tüftlerwettbewerbs, der mit 1 500 Euro dotiert ist.

René Kömpf (l.) und sein Schwager Florian Luckert demonstrieren, dass das Schiebetor auf der rechten Seite nur in Richtung Weide und auf der linken Seite nur in Richtung Stall/Fressbereich durchgängig ist. Zur Unterteilung dient ein Gatter (rotbraun).

Foto: Mohr

Eine Herausforderung in Betrieben mit Automatischen Melksystemen beziehungsweise Melkrobotern ist, dass die Kühe regelmäßig freiwillig zum Melken gehen, erklärt der Betriebsleiter. Denn Kühe, die sich zum Beispiel am Ende der Laktationszeit befinden und weniger Milch geben, verspüren weniger Druck im Euter und gehen seltener zu den Melkrobotern. Das kann sich auf Milchleistung und Eutergesundheit auswirken.

Tore lassen sich nur in eine Richtung öffnen

Auf dem Betrieb werden die Tiere deshalb gelenkt. Es ist eine Art Einbahnstraßenverkehr durch die verschiedenen Stallbereiche: Vom Liegebereich, einem Tiefmiststall, gehen sie, wenn sie Hunger verspüren, durch ein Tor, dass sich nur in eine Richtung öffnen lässt in den Laufhof. Der Betrieb Luckert wirtschafet ökologisch und bietet seinen Tieren Weidegang an. Deshalb können die Tiere vom Laufhof entweder auf die Weide zum Fressen oder zum Fressbereich in den Stall laufen. Um auch hier einen gelenkten Verkehr hin zum Melkroboter zu gewährleisten, haben Luckert und Kömpf ein Schiebetor entwickelt, das dafür sorgt, dass die Tiere ungehindert zur Weide gelangen und beim Rückweg nur über den Fressbereich und dann zum Melken kommen. Dazu kommt ein weiteres Gatter zum Einsatz, das zwischen dem Ausgangs- und dem Eingangsbereich des Schiebetors zur Weide beziehungsweise (siehe Foto oben links) zum Fressplatz platziert wird.

Auf dem ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb Luckert werden 120 Milchkühe gehalten. Sie haben eine jährliche Leistung von 9 000 Kilogramm. Außerdem betreibt die Familie eine Biogasanlage. Auf dem Hof arbeiten Florian Luckert, sein Bruder, seine Eltern sowie ein Angestellter.

Alle Kühe sind mit einem Transponder ausgestattet. Wenn sie den Fressbereich verlassen wollen, um zum Ruhebereich zu gelangen, müssen die Tiere ein sogenanntes Smart Gate durchlaufen. Dort wird die Identität der Kuh durch einen Scanner erfasst und entschieden, ob sie momentan ein Melkanrecht hat oder nicht. Je nachdem öffnet das Smart Gate die Tür zum Melkroboter oder zum Liegebereich.

Akkurate Ausführung

Der Vorteil des gelenkten Kuhverkehrs ist, dass die Nachtreibearbeit der Tiere zum Melk­automat entfällt, erklärt der Betriebswirt der Fachrichtung Agrarwirtschaft. Mit seinem Schwager, der als Maschinenbautechniker bei einem großen Unternehmen für industrielle Wärmetechnikanlagen arbeitet, hat er an dem Konzept und wie das Tor aussehen muss, getüftelt. Kömpf hat das Tor sehr akkurat mit Hilfe einer Computergestützten Konstruktionsplanung (CAD) entworfen und selbst gebaut. Es wurde lackiert und teilweise verzinkt. Das Tor lässt sich trotz des hohen Gewichts, dank einer Aufhängung mit zwei Doppelrollen pro Stütze, von einer Person sehr bequem öffnen und schließen. Es besteht aus einem Doppel-T-Träger und beweglichen Metallbügeln. Durch eine Schubstange, die in der ganzen Breite am unteren Rand des Tores in Halterungen läuft, kann sie auch komplett verschlossen oder teilweise geöffnet werden. Gegenüber einem Flügeltor hat das Schiebetor den Vorteil, dass es auch dann geöffnet werden kann, wenn die Kühe direkt davor oder dahinter stehen. Das Tor überspannt einen breiten Zugang beziehungsweise eine breite Zufahrt, die so angelegt ist, dass Schlepper oder Hoffahrzeuge zum Tiefmiststall fahren können, der regelmäßig eingestreut und entmistet werden muss.

Das Tor kann durch die untere blaue Stange komplett oder zum Teil geschlossen werden.

Foto: Mohr

Wenn die Kühe, die mit einem Transponder ausgestattet sind, vom Fress- in den Liegebereich wollen, müssen sie durch ein Smart-Tor, das erkennt, ob sie zuvor gemolken werden müssen.

Foto: Mohr

Auf dem Betrieb herrscht ein Einbahnstraßenverkehr. Es geht nur immer in eine Richtung: vom Ruhebereich (einem Tiefmiststall) zur Weide oder Fressbereich, zum Melken und wieder in den Ruhebereich.

Foto: Mohr

CM – LW 43/2024