Die Trockenheit verursachte enttäuschende Erträge

Landessortenversuche Öko-Wintergerste 2018

Öko-Ackerbauern benötigen Sortenempfehlungen, die unter den Bedingungen des Ökologischen Landbaus gewonnen wurden. Dr. Thorsten Haase vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen fasst die Ergebnisse des hessischen Öko-Landessortenversuches zu Wintergerste (2014 bis 2018) zusammen.

LLH-Berater Thomas Schindler stellt den Öko-LSV Wintergerste vor.

Foto: Dr. Haase

Der Öko-Landessortenversuch Wintergerste rotiert in Alsfeld-Liederbach auf den Betriebsflächen des seit 1989 biologisch-dynamisch bewirtschafteten Betriebs Kasper und steht stets im ersten Jahr nach zweijährigem Feldfutterbau. Aufgrund der integrierten Viehhaltung (0,4 GV/ha) ist die Versorgung mit den Grundnährstoffen Phosphor, Kalium und Magnesium auf den meisten Schlägen im optimalen Bereich (Versorgungsstufe C).

Wintergerste bietet Öko-Betrieben zahlreiche Vorteile

Viele Öko-Praktiker haben in jüngerer Zeit mit dem Anbau von Öko-Wintergerste durchaus positive Erfahrungen gemacht, so dass sie in immer mehr Betrieben einen festen und günstigen Platz in der Fruchtfolge einnimmt. Die Wintergerste hat aus pflanzenbaulicher Sicht im Ökolandbau viele Vorzüge. Aufgrund ihrer zeitigen Saat und der vergleichsweise frühen Ernte lässt sich das punktuell sehr hohe Arbeitsaufkommen beim Anbau von Druschfrüchten entzerren. Das frühzeitige Räumen der Ackerfläche ermöglicht darüber hinaus eine intensive Stoppelbearbeitung und damit auch Regulierung von ausdauernden Wurzelunkräutern. Auch für eine rechtzeitige Aussaat von Kleegras und Zwischenfrüchten bietet der Wintergerstenanbau Vorteile.

Bei der Sortenwahl sind auswinterungsfeste, blattgesunde und langstrohige Sorten mit zügiger Frühjahrsentwicklung (gute Unkrautunterdrückung) zu bevorzugen. Standfestigkeit und eine geringe Neigung zu Halm- und Ährenknicken sind weitere wichtige Auswahlkriterien. In den Öko-Landessortenversuchen zu Wintergerste werden vorwiegend mehrzeilige Wintergersten geprüft. Zweizeilige Sorten spielten in der Praxis des Ökolandbaus lange eine untergeordnete Rolle, nehmen aber im Anbauumfang zu.

Enormer Einfluss des Anbaujahres

Die mehrzeilige Sorte Lomerit wird in Alsfeld-Liederbach bereits seit 2002 durchgängig (Ausnahme 2003) geprüft und dient als Referenz zur Studie von Ertragsniveau und -stabilität aber auch der langfristigen Ertragsentwicklung auf dem Versuchsstandort. Der durchschnittliche Kornertrag dieser Sorte aus 15 Prüfjahren (2002 bis 2018, ohne 2003 und 2012, Auswinterung) liegt bei 56 dt/ha, der maximal erreichte Ertrag lag bei 82 dt/ha (2011), der geringste Ertrag bei 36 dt/ha (2018). Derartige Zeitreihen belegen den enormen Einfluss des Anbaujahres auf den Ertrag unter den Bedingungen des Ökologischen Landbaus.

Die mittleren Kornerträge (Bezugsbasis) der Öko-Wintergerste in Alsfeld-Liederbach waren 2018 mit durchschnittlich rund 36 dt/ha auf einem weit unterdurchschnittlichen Niveau. Als Bezugsbasis dienten die in den zurückliegenden fünf Versuchsjahren (2014 bis 2018) geprüften mehrzeiligen Sorten Semper, Highlight, Lomerit, Titus und die zweizeilige California. Vergleicht man die aus fünf Jahren gemittelten jeweiligen Relativerträge dieser fünf Sorten untereinander, so schneidet die zweizeilige Sorte California am besten (104 Prozent), Semper am schlechtesten (98 Prozent) ab.

In der Folge wird die Ertragsleistung für die bereits mindestens drei Jahre lang geprüften Sorten und stets im Verhältnis zum Ertrag der Bezugsbasis bewertet und hinsichtlich ihrer Ausprägung der wichtigsten agronomischen Eigenschaften.

Die Sorten im Kurzporträt

Die Erträge von Lomerit bewegen sich dreijährig (2016 bis 2018) knapp unter (99 Prozent) der Bezugsbasis. Zu beachten ist die Anfälligkeit für Lager und Halmknicken sowie für Netzflecken und Rhynchosporium. Positiv hervorzuheben sind die Winterfestigkeit und die zügige Jugendentwicklung. Lomerit kann für den Anbau noch immer in die engere Wahl genommen werden, jedoch unter den genannten Vorbehalten.

Die Sorte Highlight hat im Schnitt der letzten drei Jahre knapp unter Durchschnitt gedroschen (98 Prozent) und kommt dennoch für den Anbau nach wie vor in Frage. Sie fällt durch ihre ausgeprägte Langstrohigkeit auf. Die Anfälligkeit für Pilzkrankheiten ist bei Highlight ausgewogen.

Semper ist ebenfalls eine langjährig geprüfte Sorte und Sorte besitzt eine gute Winterfestigkeit, ist halmstabil, damit standfest und weitestgehend blattgesund. Semper kann für den Anbau empfohlen werden.

 – LW 35/2018