Jetzt die Weichen für die nächste Vegetation stellen
Grünlandpflege im Herbst nicht vernachlässigen
Zufriedenstellende Erträge vom Grünland, wie sie bisher in dem zurückliegenden Jahr 2014 eingefahren werden konnten, dürfen nicht dazu verleiten, die Nutzung und die Pflege- und Düngemaßnahmen im Herbst zu vernachlässigen. Dabei werden auf Dauergrünland und mehrjährigen Feldfutterbeständen die Weichen für das nächste Vegetationsjahr im Herbst gestellt.
Foto: Thiex
Optimale Nutzung der Herbstaufwüchse
Nach den extrem trockenen Monaten März und April mit sehr milden Temperaturen, nennenswerten Regenmengen in der zweiten Maiwoche sowie den Niederschlägen im Juli und August (teilweise „richtiges Grünlandwetter“) konnte bei intensiver Nutzung bis Mitte September in der Regel der vierte Schnitt gemäht werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Vegetation noch nicht zu Ende, es bildet sich noch ein Aufwuchs aus, der mengenmäßig entsprechend der Zusammensetzung der Bestände, den Standortbedingungen und den tatsächlichen Witterungsverhältnissen vor Ort unterschiedlich ausfällt.
Diese Aufwüchse bilden hauptsächlich Blattmasse aus, da die Pflanzen ihre Blüten- und Samenbildung eingestellt haben. Dementsprechend halten die Pflanzen über mehrere Wochen eine gewisse Energiedichte, die natürlich nicht mehr die hohen Werte, die bei einem frühen Schnitt im Frühjahr möglich sind, erreicht. Die Schnittnutzung und Verwertung dieses an sich eher wertvollen Futters kann problematisch sein, die Gefahr der Futterverschmutzung ist gegeben, in den Herbstaufwüchsen werden in der Regel höhere Rohascheanteile festgestellt.
Im Herbst werden größere Mengen von Regenwurmlosungen abgesetzt, die bei Tiefschnitt mit dem Futter vermischt werden. Eine nicht zu tiefe Einstellung der Mähwerke (siehe unten) ist Grundvoraussetzung dafür, die Verschmutzung in Grenzen zu halten. Einige „sonnige Tage“ oder der Einsatz von geeigneten Silierhilfsmitteln können die Silierung des meist auch nassen Futters weiter verbessern.
Eine optimale Nutzung der Herbstaufwüchse ist sicherlich durch Beweidung möglich. Dabei muss natürlich der geringe Rohfaseranteil des Materials bedacht werden. Bei Beweidung unter nassen Bedingungen beziehungsweise sehr später Beweidung ab Mitte Oktober ist die Gefahr durch Trittschäden hoch. Außerdem sind nach Weidenutzung in der Regel Pflegemaßnahmen wie Abschleppen und Nachmahd notwendig.
Bestände nicht zu hoch oder zu kurz in den Winter schicken
Beobachtungen zeigen, dass Bestände vielfach zu hoch in den Winter gehen. Besonders nach diesem Jahr mit meist hohem Futteranfall besteht diese Tendenz. Ist eine Nutzung nicht mehr vorgesehen oder nicht mehr möglich oder lässt sich nach einer letzten Nutzung ein Überwachsen der Bestände nicht vermeiden, ist unbedingt noch ein Mulchgang durchzuführen. Dieser kann bis Mitte oder Ende Oktober notwendig werden, da Gräser bei Temperaturen von etwa 8 bvis 10 °C noch Zuwachs haben.
Die optimale Mulch- oder Schnitthöhe im Herbst liegt bei etwa 6 bis 8 cm, sowohl ein zu kurzer als auch ein zu kräftiger Grasbestand ist nachteilig für die Überwinterung und beeinflusst die Entwicklung und Ertragsbildung im kommenden Frühjahr negativ. Bei tieferem Abschneiden werden die Vegetationskegel verletzt und der Wiederaustrieb im Frühjahr verzögert sich, da keine Reserven vorhanden sind.
Der Zeitpunkt des letzten Schnittes des jetzigen Aufwuchses darf auch nicht zu spät gewählt werden. Die Pflanzen müssen noch die Möglichkeit erhalten, nach der letzten Nutzung beziehungsweise dem Mulchgang noch etwas zu wachsen, um vor Winter genügend Reservestoffe einzulagern und die optimale Überwinterungshöhe von 10 cm zu erreichen.
Lücken werden von unerwünschten Arten besetzt
Es ist natürlich optimal, wenn die letzte Nutzung gleichzeitig eine Pflegemaßnahme beziehungsweise die erste Pflegemaßnahme für das folgende Frühjahr 2015 darstellen kann und weitere Arbeitsgänge sich erledigen. Letztlich entscheidend ist das tatsächliche Vegetationsende.
Bei zu hohen Pflanzen ist die Gefahr von Verpilzungen (Schneeschimmel) hoch, was die Winterhärte besonders der wertvollen Weidelgräser herabsetzt und somit ein Entarten der Bestände über Winter begünstigt. Bei Auswinterung von wertvollen Pflanzen werden Lücken gebildet, in die immer von unerwünschten Arten (gemeine und jährige Rispe, Ampfer, Quecke, Löwenzahn, Hahnenfuß, Vogelmiere) gefüllt werden. Ist die Pflanzenmasse bei einem Mulchgang zu hoch, müssen diese Materialien abgefahren werden. Mattenbildungen zerstören sicher die Narben, werden ebenfalls verstärkt von Pilzen befallen und bilden die Basis für Mäusepopulationen.
Ab etwa Ende August diesen Jahres ist landesweit ein Ansteigen der Mäusepopulationen zu beobachten. Diesbezüglich müssen unbedingt die Flächen beobachtet und Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Mäuse können, wie die Vergangenheit zeigt, ganze Grünlandbestände zerstören. Bei mittlerem Mäusebesatz ist das Aufstellen von Sitzkrücken für Greifvögel eine altbewährte Methode der Bekämpfung. Bei steigendem Mäusebesatz sind weitergehende Maßnahmen erforderlich.
Ernährungszustand entscheidet über die Winterhärte
Neben den beschriebenen Nutzungsparametern hat der Ernährungszustand der wertvollen Gräser einen entscheidenden Einfluss auf die Winterhärte. Hohe Stickstoffmengen besonders in Kombination mit höheren Temperaturen regen natürlich die Gräser zur Massenbildung an. Andererseits sind nicht gedüngte und unter Mangel leidende Bestände wesentlich anfälliger für Pilzkrankheiten (Roste) und senken dementsprechend die Winterhärte.
Eventuelle N-Düngungsmaßnahmen müssen von der Intensität der Nutzung und Jahresdüngung abhängig gemacht werden. Hohe Nutzungsintensitäten verlangen über die Schnitte verteilt hohe Düngemengen. Unter solchen Bedingungen, besonders auch bei hohem Wirtschaftsdüngereinsatz, sind eher noch Restmengen vorhanden als bei sparsameren Bestandesführungen.
Für eine vorgesehene letzte Nutzung ist sicherlich eine Begüllung in vernünftiger Höhe (rund 15 m3/ha) angemessen. Nur in Ausnahmefällen kann eine Mineraldüngergabe von etwa 30 kg N/ha sinnvoll sein. Grundsätzlich ist in zahlreichen Versuchen und Erhebungen die positive Wirkung einer Herbstgülle auch auf die Ertragsbildung im kommenden Frühjahr nachgewiesen worden. Wenn Nutzungen nicht mehr vorgesehen sind, sollte die Herbstgülle nicht zu früh auf die Flächen kommen, um ein Überwachsen mit allen beschriebenen Nachteilen zu verhindern. Nach hinten begrenzt die Sperrfrist, die für Grünland ab dem 15. November gilt, die Ausbringmöglichkeit.
Güllegabe nicht bis kurz vor die Sperrfrist schieben
Dabei ist es sehr kritisch, die Ausbringung bis kurz vor Beginn der Sperrfrist Mitte November hinaus zu
zögern, da dann häufig die Flächen wegen hoher Niederschläge nicht befahrbar sind. Ab etwa Ende Oktober sollten Mengen von ebenfalls höchstens 15 m3/ha ausgefahren werden.
Bei niedrigen Temperaturen wird der Ammonium-Stickstoff in den Narben konserviert und kann im folgenden Frühjahr in der Düngeplanung voll angerechnet werden (bei 15 m3/ha etwa 30 kg N/ha).
Nachsaaten erst wieder im kommenden Frühjahr vornehmen
Für die optimale Ernährung von Grünlandpflanzen und damit auch die optimale Winterhärte spielen natürlich auch weitere Nährstoffe („Grundnährstoffe“ P2O5, K2O) und der pH-Wert eine grundlegende Rolle. Die Düngeverordnung verlangt außerdem das Vorliegen der Phosphatuntersuchung (nicht älter als sechs Jahre). Wenn keine aktuellen Ergebnisse vorliegen (fachlich alle drei bis vier Jahre zu empfehlen), bietet der Herbst die Zeit, diese Bodenproben zu ziehen und im anerkannten Labor untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse bilden dann die Grundlage für die Planung der Grunddüngung.
Weiterhin sollte bei den mittel- und langfristigen Planungen zur Grünlandverbesserung der Einsatz von ausdauernden Mischungen (roter Aufkleber) vorgesehen werden. Die dort enthaltenen Sorten sind speziell für die Mittelgebirgsregionen geprüft und weisen dementsprechend vergleichsweise hohe Winterhärten auf.
Neuanlage- und Nachsaatmaßnahmen sollten bis zum jetzigen Zeitpunkt erledigt sein, da die auflaufenden Pflanzen die notwendige Winterhärte nicht mehr erreichen. Obwohl der Herbsttermin grundsätzlich den sichereren Erfolg verspricht, sollten dringend notwendige Saaten jetzt in das Frühjahr 2015 verschoben werden.
– LW 39/2014