Der Weinjahrgang 2010 geht in den Endspurt

Jeder Jahrgang ist für die Winzer aufs Neue eine spannende Herausforderung. Das Vegeta­tionsjahr 2010 ist gekennzeichnet durch einen ungleichmäßi­gen, verzögerten Austrieb, eine sich lange hinziehende Traubenblüte, verbreitet Peronospora in den Laubwänden und regional starke Hagelschäden. Diese Einflüsse spiegeln sich nun in eine uneinheitliche Traubenreife wider, sodass mit einem unterschiedlichen Leseverlauf zu rechnen ist. Der August 2010 brachte doppelt so viel Niederschlag als die üblichen 60 mm im Monatsmittel. Diese massiven Regenfälle bereiten den Winzern nun Sorge, weil Fäulenester durch Botrytisbefall zu befürchten sind. Gut für die Trauben, dass die Temperaturen stark zurückgingen, sodass wenigstens das Risiko des Platzens von Beeren verringert wurde.

In den meisten Betrieben ist die Entblätterung der Traubenzone inzwischen Standard zur Vorbeugung von Botrytis, allerdings ist der Befallsdruck dieses Jahr ungewöhnlich hoch. Der Einsatz von Spezialbotrytiziden ist nur in spätreifenden Sorten, wie Riesling, noch möglich. Fäulnisgefährdete Bestände sind eventuell von Hand zu entblättern, wobei sich dieser zusätzliche Aufwand im Weinpreis niederschlagen muss. Jetzt brauchen die Trauben dauer­haft trockenes Wetter und Sonnenschein, damit die Oechslegrade steigen und sich die roten Sorten färben. Die ersten Federweißer sind in der Pfalz und Rheinhessen gelesen und lassen darauf schließen, dass eine eher geringe­re Erntemenge zu erwarten ist. Die Hauptlese wird voraussichtlich Ende September beginnen. Entscheidend für die Qualität des 2010ers ist die Witterung der nächsten Wochen. Die Winzer lassen beim Endspurt des Jahrganges nicht nach mit ihren Bemühun­gen möglichst gesunde Trauben zu ernten, um die Aromen für einen fruchtbetonten Wein zu bewahren.

Bettina Siée