Die Welt der Bienen

Großer Besuchertag des Kirchhainer Bieneninstituts

Zum Besuchertag des Bieneninstituts Kirchhain freute sich Institutsleiter Dr. Ralph Büchler über fast 1 000 Besucher, die an der breiten Palette von Informationen rund um die Imkerei, das Bienenleben, dessen Auswirkungen auf Natur und Landschaft, aber auch die Probleme und Gefahren für intakte Völker und Umwelt reges Interesse zeigten.

Auch nach der Rapsblüte brauchen Bienen „Blühweiden“.

Foto: Dr. Ralph Büchler

Nach einer Phase mit abnehmenden Imkerzahlen und weniger werdenden Bienenvölkern in Hessen haben sich die Bestände in den letzten Jahren wieder erholt. So wieß Manfred Ritz, ers­ter Vorsitzender des Hessischen Bienenzuchtverbandes, mit Stolz darauf hin, dass in Hessen derzeit 7 421 Imker rund 48 500 Bienenvölker betreuen.

Mit durchschnittlich sieben Völkern pro Imkereibetrieb handelt es sich dabei überwiegend um Hobby- und Nebenerwerbsbetriebe, die diese anspruchsvol­le Betätigung ausführen. So beispielsweise Ernst Löber aus dem nordhessischen Fritzlar-Lohne, der den Besuchertag in Kirchhain nutzte, um sich über die Fort­bildungsangebote und Arbeitsergebnisse des Bieneninstituts zu informieren. Mit den gewonnenen Ideen und Anregungen will er die vor einiger Zeit übernommene Kleinimkerei mit vier Völkern noch erfolgreicher gestalten.

Dr. Ralph Büchler, Leiter des zum Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen zählenden Instituts wieß darauf hin, dass die meisten dieser Kleinimkereien überraschenderweise in den hessischen Ballungsgebieten aufzufinden sind. So auch einige in den Zentren der Großstädte wie Frankfurt und Wiesbaden. Dass es hier zu keinen größeren Konflikten unter Nachbarn kommt, ist wohl der erfolgreichen Züchtungsarbeit der vergangenen Jah­re zu verdanken, die unter anderen Züchtungszielen besonders auf die „Sanftmut“ achtet und damit aggressive Verhaltensweisen von Honigbienen nahezu „weggezüchtet“ hat.

Mehr „Weideflächen“ nötig

Konflikte können sich noch immer bei intensiver Landbewirtschaftung ergeben, wobei Büchler darauf hinwieß, dass weniger eine Gefahr durch Pflanzenschutz und Düngung ausgeht, als vielmehr die uniformen Fruchtfolgen und der großflächi­ge Anbau weniger Kulturen für die bestäubenden Insekten Probleme bereitet. Nach der Rapsblüte würden die Nektar- und Pollensammler kaum noch blühende Pflanzen antreffen. Zwischen Juni und Oktober wären kaum noch ausreichende „Weideflächen“ für Bienen vorhanden. Es sei zu hoffen, dass durch entsprechende Anreize hier gegengesteuert wird und künftig mehr Blühstreifen, Hecken und Schutzzonen geschaffen werden. Für die meisten Wildbienenar­ten könne ein 300 m breiter blütenloser Feldschlag (für Hummeln 1,5 km; für Honigbienen 3 bis 5 km) nicht überwunden werden, was dazu geführt habe, dass inzwischen nahezu alle der betroffenen 500 Arten auf der ro­ten Liste stehen. Um die Gefahr des Aussterbens abzuwenden bestehe nur die Chance, wieder mehr blühende Pflanzen über den gesamten Sommer in der Landschaft zu etablieren. Die sei sowohl ökologisch, wie auch ökonomisch von besonderer Bedeutung, da 80 Prozent aller Blü­tenpflanzen von der Insektenbestäubung abhängig seien.

Saatgut für Blühstrei­fen

Rund 9,5 Prozent des Ertrages werden dem segensreichen Wirken der Bienen, Hummeln und weiteren Bestäubern zugeschrieben. Weltweit macht dies jährlich einen Wert von 153 Billio­nen Euro aus. Im vergange­nen Jahr habe der Pflanzen­schutz­mittel­hersteller Syngenta Landwirtschaftsbetrieben je 1 kg Saatgut für Blühstrei­fen angeboten, worauf sich kurzfristig über 1 000 Betriebe um die Portionen meldeten und Blühstreifen anlegten, die bei der Bewirtschaf­tung durch große Gerätebreiten nur schwer zugänglich waren. In diesem Jahr wurde die Aktion wiederholt, wobei Syngenta mit 2 000 Saatgutportionen die doppelte Menge bereit hielt. Das Interesse der Landwirte sei ungebrochen. Nach kurzer Zeit wa­ren 5 000 Anfragen eingegangen. Für Büchler ist dies Indiz dafür, dass die Interessen von Landwirtschaft, Imkerei und Naturschutz zu vereinbaren sind. Es müsse mehr für gegensei­tiges Verständnis geworben und das vorhandene Informationsdefizit beseitigt werden.

Gemeinsames Projekt

Ein interessanter Ansatz zeige sich in einem gemeinsamen Projekt des Deutschen Bauernverbandes mit dem Deutschen Imkerbund und dem Bund der Deutschen Landjugend: „500 Bienenvölker auf Betrieben von Junglandwirten/Junglandwirtin­nen“. Imker und Junglandwirte sollen in diesem Projekt zusammen arbeiten und den Austausch intensivieren. Dabei sollen Patenschaften gegründet werden, in denen Imker den Junglandwirten ein Volk zur Verfügung stellen und dieses gemeinsam betreuen. Im Gegenzug sollen die Landwirte die Imker mit den landwirtschaftlichen Arbeitsabläufen und den Kulturmaßnahmen vertraut machen. Im wechselseitigen Miteinander soll so das Verständnis füreinander verbessert werden. Informationen zum Projekt sind bei den Imker- und Bauernverbänden zu erhalten. Dr. Hildebrandt, LLH