Am Welternährungstag Landeserntedank gefeiert
35. Fest des Hessischen Bauernverbands in Bad Arolsen
Die Landjugend Waldeck stimmte die Gäste des LandesernteÂdankÂgottesdienstes vorigen Sonntag mit dem Hineintragen einer prächtigen Erntekrone auf das Fest ein. Und die mit herbstliÂchen Früchten geschmückte Evangelische Stadtkirche in Bad Arolsen verriet es: Erntedank ist weiterhin das wichtigste Fest der Landwirte im Jahr. Bischof Dr. Martin Hein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck zitierte aus dem ersten Brief an Timotheus. Das übertrug er auf die Landwirtschaft von heute; sie sei weltzugewandt und habe ihre Dankbarkeit aus Achtung vor der Schöpfung behalten.
Das Landeserntedankfest, zu dem der Hessische Bauernverband dieses Jahr in die schöne Barockstadt Bad Arolsen eingelaÂden hatte, war geprägt von den großen Herausforderungen unserer Zeit, sei es durch die Natur, den Markt oder die gesellschaftlichen Forderungen, in der sich die Betriebe behaupten müssen.Nicht umsonst sprach Karsten Schmal, Präsident des Hessischen Bauernverbandes, gleich zu Beginn der berufsständischen Feier im Anschluss an den Festgottesdienst gleich die Sorge um die Einkommen der Landwirtschaftsfamilien und die Erhaltung wirtschaftlich inÂtakter ländlicher Räume in ganz Hessen an. Schmal hob den Stellenwert des Erntedankfestes für die Landwirtschaftsfamilien hervor: „Wie es auch der Bischof sagte, wir Landwirte arbeiten in der Werkstatt der Natur. Dieses Jahr hat uns erneut vor Augen geführt, dass die Ernte in einem hohen Maße witterungsabhängig ist.“ Bezugnehmend auf den Welternährungstag (am 16. Oktober) betonte der HBV-Präsident die Leistungsstärke der Landwirtschaft, sie schaffe es auch in witterungsbedingt schweÂren Jahren noch eine Ernte einzufahren. Schmal sagte „Situationen wie dieses Jahr hätten in früheren Zeiten zu Hungersnöten geführt.“
Wohl und Wehe der Landwirtschaftsbetriebe und ihrer Familien hingen aber außer von der Gunst der Natur und von den Märkten, in immer stärkerem Maße auch von Politik und Gesellschaft ab. Der HBV-Präsident meinte „Mit den extremen Witterungsbedingungen wissen wir Bauern umzugehen, daran können wir nichts ändern. Was uns aber richtig weh tut, ist die nicht enden wollende Kritik an unserer Arbeit.“ In den letzten Jahren sei vieles verbessert worden, zum Beispiel auf dem Gebiet der Tierhaltung. Durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse seien auch künftig Fortschritte im Tier- und Umweltschutz zu erwarten. Die Umsetzung benötige aber Zeit und sei zudem mit hohen Kosten für die Betriebe verbunden, so Schmal. Bei den vielen Forderungen an die Landwirtschaft müsse stets auch die Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit für die Betriebe im Blick behalten werden.
Dialog mit Politik und Gesellschaft suchen
Heimische Betriebe müssten wettbewerbsfähig bleiben, die Produktion dürfe nicht abwandern. Hier seien die Standards in der Erzeugung von Lebensmitteln am höchsten, davon profitieÂre der Konsument. Der HBV setze sich ein, dass Marktanteile und Wertschöpfung in Hessen bleiben. Hessens Bauern wollten weiterhin die heimische Bevölkerung versorgen können. Um dabei erfolgreich zu sein, suche der HBV den Dialog mit Politik und Gesellschaft, um mehr Verständnis und Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte zu gewinnen.
„Landwirtschaft leistet wertvolle Arbeit“
Priska Hinz, Landwirtschaftsministerin in Hessen, sagte die Landwirtschaft leiste wertvolle Arbeit in schwierigen Zeiten und unterstrich Schmals Forderung, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die vielfältigen landwirtschaftlichen Betriebe in Hessen im Auge zu behalten. Sie seien Grundlage dafür, Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu erhalten, ebenso wie die Kulturlandschaft. Wichtig sei, dass die Gesellschaft die wertvolle Arbeit der LandwirÂte in Hessen besser wahrnehme und honoriere und bereit sei für Lebensmittel „einen fairen Preis zu zahlen.“ Sie sieht eine Bildungsaufgabe darin, die Gesellschaft für gerechte Nahrungsmittelpreise zu sensibilisieren. Auch sprach Hinz über die von der Landesregierung veranlasste vorgezogene Zahlung der Ausgleichszulage für Betriebe in beÂnachteiligten Gebieten sowie über die Aufstockung der Summe um rund fünf Mio. Euro an 12 000 Betriebe in Hessen, um den Milcherzeugern in benachteiligten Gebieten wegen der deÂsolaten Erzeugerpreise zu helfen. In Bezug auf die EU-Milchverringerungsbeihilfe, bei der Betriebe 14 Cent für jedes nicht produzierte kg Milch erhalten, teilte die Ministerin mit, dass in Hessen circa 600 Anträge gestellt worden sind.
Moe – LW 42/2016