Es wird weniger Kohlenstoff gespeichert im Wald
Baumartenmischung und Naturnähe der Wälder legen zu
Der deutsche Wald gibt mehr Kohlenstoff ab, als er aufnimmt. Das zeigt die am Dienstag vergangener Woche von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir vorgestellte vierte Bundeswaldinventur (BWI), in deren Rahmen zuletzt 2022 umfangreiche Daten zum Zustand der Wälder in Deutschland erhoben wurden.

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Aus Sicht des Naturschutzes und der Biodiversität zeigt die BWI allerdings auch positive Entwicklungen. So ist die Menge an Totholz um ein Drittel gegenüber der Inventur 2012 gestiegen. Außerdem sind die Wälder seitdem strukturreicher geworden. Sie haben eine größere Baumartenmischung und vermehrte Schichtung, auch die Naturnähe hat zugenommen. Der Anteil der Nadelbäume sank von 60 Prozent im Jahr 2012 auf 52 Prozent zehn Jahre später. Die Daten zur nachwachsenden Waldgeneration bestätigen diese Trends. Özdemir wertet das auch als eine Folge der politischen Maßnahmen zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel. Er nutze den Termin, um einmal mehr für seinen Vorschlag eines neuen Bundeswaldgesetzes zu werben.
Die Waldfläche nahm sogar zu
Insgesamt zeigt die BWI außerdem eine leicht positive Waldflächenentwicklung in Deutschland. Unterm Strich waren 2022 bundesweit 15 000 Hektar mehr bewaldet als zehn Jahre zuvor. Das Ergebnis überrascht auf den ersten Blick,
besonders im Kontext der fortschreitenden Flächenversiegelung durch Siedlung und Infrastruktur. Dr. Thomas Riedel vom Thünen-Institut begründete den Befund mit dem hohen Schutzstatus, den der Wald in Deutschland genießt.
Nachhaltigkeit bleibt gewährleistet
Die BWI berücksichtigt auch die Bedeutung des Walds als Rohstoffquelle. So wurde errechnet, dass der deutsche Wald über einen Holzvorrat von 3,7 Mrd. Kubikmetern oder durchschnittlich 335 Kubikmeter je Hektar verfügt. In den zehn Jahren bis 2022 wurden in Deutschland durchschnittlich 72,6 Mio. Kubikmeter Rohholz jährlich geschlagen. Auf einen Hektar bezogen entspricht das 6,7 Kubikmeter, die pro Jahr genutzt wurden. Der Holzzuwachs betrug rund 9,4 Kubikmeter je Hektar. Damit ist die Nachhaltigkeit rechnerisch gewährleistet. Dass diese Holzvorräte nicht gleichmäßig verteilt sind, bringt mancherorts Kritik hervor.
age – LW 42/2024