Die Witterung förderte Zünsler und Fusarium

Mulchen nach der Maisernte senkt den Befallsdruck

Bei Betrachtung der Maisbestände fällt ein zunehmender Fusariumbefall an den Maiskörnern auf. Dies belegen auch Untersuchungsergebnisse von bereits geerntetem Körnermais. Das frühe Auftreten von erheblichen Fusariuminfektionen dürfte mit den feuchten Bedingungen während der Maisblüte und der häufigen Anlage von Zweitkolben, die stärker von Fusariuminfektionen betroffen sind, zusammenhängen. Außerdem ist auf zahlreichen Schlägen ein erheblicher Maiszünslerbefall am Kolben zu beobachten, wodurch die Gefahr einer Fusariuminfektion zusätzlich erhöht wird.

Dieses Jahr tritt Kolbenfusarium verstärkt in Beständen auf, die im Sommer unter Staunässe litten, ebenso wie bei starkem Zünslerdruck und bei Zweitkolben. In der Folge treten erhöhte Mykotoxingehalte auf.

Foto: Dr. Sprich

In der Südpfalz hat die Maisernte bereits in der letzten Septemberwoche begonnen, während die Ernte am Oberrhein erst in der zweiten Oktoberwoche einsetzte, die Erträge liegen bisher über den Vorjahren, allerdings wurden vereinzelt deutliche Grenzwertüberschreitungen bei Deoxynivalenol (DON) gemessen. Stark betroffen waren in erster Linie Maisschläge, die während der Blüte im Juli unter Staunässe litten. Ebenso Bestände mit zahlreichen Zweitkolben und Bestände, die Kolbenverletzungen durch Maiszünsler beziehungsweise Vogelfraß zeigten.

Es beginnt an der Spindelspitze

Meist beginnt der Pilzbefall an der Spindelspitze, insbesondere wenn der Kolben an der Spitze nicht vollständig befruchtet oder durch Maiszünslerlarven beziehungsweise Vogelfraß geschädigt wurde. Vor allem bei feuchter Witterung im Herbst breiten sich die Fusarienpilze zügig von der Kolbenspitze bis zur Kolbenbasis hin aus. Dann besteht die Gefahr, dass die EU- weit geltenden Grenzwerte für die Fusarientoxine Deoxynivalenol, Zearalenon und Fumonisine im Erntegut überschritten werden. In diesen Fällen kann das Erntegut nicht mehr im Lebensmittelbereich eingesetzt werden. Mit zunehmender Abreife ist zudem mit verstärktem Auftreten von Stängelfusarium und damit Lager und Ernteverlusten zu rechnen.

Eine erhöhte Fusariumgefahr besteht besonders bei Sorten, deren Lieschblätter den Kolben fest umschließen, so dass die Maiskörner nur langsam trocknen können. Sorten, bei denen sich die Lieschen leicht vom Kolben lösen, trocknen zügiger ab und zeigen daher in der Regel weniger Fusarium-Befall.

Bei Fusarium-Befall Ernte vorziehen

Vor allem Bestände, die im Sommer unter Staunässe litten, einen stärkeren Zünslerbefall aufweisen beziehungsweise zahlreiche Doppekolben ausgebildet haben, sind jetzt regelmäßig auf Kolbenfusarium zu kontrollieren. Dazu sollten pro Schlag an drei oder vier verschiedenen Stellen jeweils zehn Kolben entliescht werden; besonders auf die schwächeren Zweitkolben ist hier zu achten. Ein Fusariumbefall lässt sich gut an einem weißen bis lachsroten Pilzrasen erkennen.

Bei auffälligem Befall empfiehlt sich eine frühzeitige Be­erntung, allerdings sollte die Erntefeuchte möglichst unter 35 Prozent liegen, weil sonst mit erheblichem Bruch zu rechnen ist. Eine zeitige Ernte reduziert die Wachstumszeit der Fusariumpilze und damit die Bildung von Myko­toxinen. Bei Untersuchungen zeigt sich in den vergangenen Jahren regelmäßig eine Zunahme der Fusarien-Toxinwerte bei späteren Ernteterminen.

Generell begünstigen feuchte Bedingungen, wie sie im Herbst oft vorherrschen, das Wachstum von Fusarienpilzen. Da sich die Ernte 2021 aufgrund der aktuell noch hohen Kornfeuchten bis in den Dezember hinziehen dürfte, besteht in diesem Jahr die Gefahr erhöhter Mykotoxinwerte.

Zügige Trocknung stoppt Ausbreitung im Erntegut

Nach der Ernte müssen Körnermaispartien mit sichtbarem Kolbenfusariumbefall zügig getrocknet werden, da sich die Fusariumpilze im feuchten Erntegut rasch weiter ausbreiten. Mit Fusarien befallenes Erntegut ist umgehend nach dem Drusch zur Trocknungsanlage zu bringen. Bei der Trocknung sterben die Fusarienpilze ab, so dass danach keine weiteren Fusarium­toxine gebildet werden.

Aktuell können in zahlreichen Maisbeständen sehr starke Zünslerschäden beobachtet werden. Vermutlich profitierte der Schädling von den moderaten Temperaturen während der Eiablage im Juli, wodurch nur wenige Zünslereier vertrocknet sind und sich zahlreiche Zünslerlarven entwickeln konnten. Auch war dieses Jahr eine lange Flugdauer und damit eine Eiablage des Maiszünslers bis in den August zu beobachten. Dies erklärt die teilweise unbefriedigende Wirkung sowohl bei der chemischen als auch bei der biologischen Zünslerbekämpfung.

Maiszünslerbekämpfung oft mit geringeren Wirkungsgraden

Besonders bei einem längeren Flugfenster des Zünslers, wie in diesem Jahr, brachte die einmalige Trichogramma-Ausbringung nicht immer den gewohnten Erfolg. Die zweimalige Trichogramma-Ausbringung und der Insektizideinsatz schnitten in der Regel besser ab, aber auch hier war der Bekämpfungserfolg längst nicht immer ausreichend.

Derzeit bewegen sich die Zünslerraupen im Maisstängel nach unten, um unterhalb des letzten Knotens als Raupe im Maisstängel zu überwintern. Da zum Erntezeitpunkt die meisten Zünslerraupen bereits im unteren Teil des Stängels sind, werden sie weder bei der Körnermais- noch bei der Silomaisernte vollständig erfasst. Für eine effektive Zünslerbekämpfung ist deshalb eine zusätzliche Bearbeitung der Stoppel notwendig.

Nach der Ernte Maisstroh und Stoppeln zerkleinern

Besonders effektiv arbeiten dabei Schlegelmulcher mit Hammerschlegeln und Gegenschneiden. Um umgedrückte Stoppeln besser zu erfassen, ist es sinnvoll, gegen die Ernterichtung zu mulchen. Idealerweise sollten das Maisstroh einschließlich des unteren Knotenbereiches zerkleinert, die Stängel geöffnet, zerspleißt und gleichmäßig auf der Fläche verteilt sowie mit Erde vermischt werden. Bei einer intensiven Stoppelbearbeitung werden über 90 Prozent der Maiszünslerlarven sowie deren Winterquartiere zerstört.

Da der Maiszünsler ein sehr mobiler Schädling ist, muss in Regionen mit stärkerem Befall allen Landwirten bewusst sein, dass der Zünslerbesatz nur dann wirksam reduziert wird, wenn alle eine Stoppelbearbeitung durchführen. Eine konsequente Zerkleinerung des Maisstrohs führt zu einer schnelleren Verrottung, damit sinkt auch die Übertragungsgefahr der Fusarienpilze vom Maisstroh auf die Folgekultur wie Getreide oder Mais im nächsten Frühjahr. Dies gilt auch für andere Pilzkrankheiten wie Rhizoctonia und Helmithosporium, die ebenfalls an Maisstroh überwintern können.

Dr. Hubert Sprich, Cornexo  – LW 42/2021