184 Ortslandwirte haben ihre Arbeit aufgenommen

Konstituierende Sitzung in Waldeck-Frankenberg

Für den Landkreis Waldeck-Frankenberg sind vorletzte Woche in Vöhl 184 Ortslandwirte für die nächsten sechs Jahre offiziell ernannt worden. Als erste Aufgabe wählten sie einstimmig Martin Vollbracht zum neuen Stellvertreter von Kreislandwirt Fritz Schäfer.

Teilweise nach Jahrzehnten im Amt verabschiedeten sich Dutzende Ortslandwirte im Landkreis Waldeck-Frankenberg und überlassen damit ihren Nachfolgern das Feld.

Foto: Wilhelm Figge

Martin Vollbracht ist 51 Jahre alt, kommt aus Diemelsee-Giebringhausen und betreibt Landwirtschaft im Nebenerwerb und ist im geschäftsführenden Vorstand des Maschinenrings tätig Er folgt auf Heiko Kieweg.

Die Ortslandwirte betreuen den Landkreis flächendeckend, in wenigen Fällen sind sie neben ihrem Heimatort auch im Zuge der landwirtschaftlichen Angelegenheiten für weitere Orte zuständig. Kreisbeigeordneter Jens Deutschendorf, als Landwirtschaftsdezernent für die offizielle Ernennung zuständig, befand, dass die Abdeckung nicht überall in Hessen so gut gelinge.

Wilhelm Spangenberg verabschiedet

„Wir sind dankbar und stolz, dass wir es geschafft haben, alle Ortslandwirte zu bestellen“, sagte auch Heinrich Heidel, Vize­präsident des Hessischen Bauernverbandes. Unter den 184 Ortslandwirten sind zwei Frauen. Mehr als jeder vierte Benannte ist neu im Amt, die 47 ausgeschiedenen erhielten Urkunden des Kreises und des Landes.

Abschied nahmen die Versammelten auch von Wilhelm Spangenberg, dem stellvertretenden Leiter des Fachdienstes Landwirtschaft. Angefangen beim Tierzuchtamt war er 33 Jahre aktiv. Es sei ihm um Pflichterfüllung gegangen, die Arbeit sei aber auch schön gewesen, hielt der leidenschaftliche Rinderzüchter fest.

Auf die wegen niedriger Erzeugerpreise angespannte Situation in der Landwirtschaft ging Kreislandwirt Fritz Schäfer ein. Die Politik von der Kreisebene bis zur EU müsse dafür sorgen, dass die politischen Rahmenbedingungen sich bessern, um insbesondere „den Milchmarkt in den Griff zu bekommen.“ Bürgermeister Stappert stellte fest, die Zusammenarbeit zwischen Politik und Ortslandwirten funktioniere auf lokaler Ebene gut.

Die Aufgaben der Ortslandwirte legt das Berufsstandmitwirkungsgesetz fest, das nach Auflösung der hessischen Landwirtschaftkammer erlassen wurde. Demnach unterstützen die Ortslandwirte den Gebietsagrarausschuss (GAA) „insbesondere in Angelegenheiten der Agrar- und Marktstruktur, der Landschaftspflege und des Grundstücksverkehrs durch Beratung, Stellungnahme und Erteilung von Auskünften“.

Zu den Aufgaben der Ortslandwirte in der Praxis

Was das in der Praxis bedeutet, erklärte Kurt Wagner vom Fachdienst Landwirtschaft: Speziell bei Verkäufen von landwirtschaft­lichen Flächen nehmen sie Stellung, da Landwirte dabei ein Vorkaufsrecht haben. Wenn die Nutzung von Flächen geändert werden soll, klären sie über die Beschaffenheit des Landes auf. „Ein Ortslandwirt weiß zum Beispiel besser als der Ausschuss, ob ein geplanter Weg durch einen Sumpf führt“, erläuterte Wagner. Auch zum Beispiel bei der Planung von Feldholzhecken, FFH- oder Vogelschutzgebieten informieren die Ortskundigen. Für Auskünfte über entlaufene Nutztiere sind die Ortslandwirte nominell nicht zuständig, sie sind aber den­noch ein beliebter Ansprechpartner für die Polizei. Schließlich wüssten sie, wer und wo Rinder hält. Ortslandwirte werden vom GAA benannt, nachdem bei Versammlungen im Ort abgestimmt wurde. Von den 189 Ortsteilen in Waldeck-Frankenberg haben 184 einen Ortslandwirt.

Mit einem „Agrar-Slam“ hat Hendrik Ruwisch die Ortslandwirte unterhalten. Der Versmolder gewann 2014 mit seinem Auftritt über Sorgen und Freuden des „Landwirts 2.0“ den Agrar-Slam-Wettkampf in Lippstadt. Er berichtete von seinem Betrieb mit 2 000 Mastschweinen, die ihn in den Augen des Verbrauchers zu einem „Schnitzelgott“ machen würden – auch wenn er damit nur einer unter Tausenden sei.

Figge  – LW 12/2016