Abreife, Ertrag und Qualität

Landessortenversuche Silomais 2015

War das Jahr 2015 nun ein „Extremjahr“ für den Maisanbau, oder müssen wir uns einfach nur an diese Wetterkapriolen gewöhnen und sie irgendwann als gegeben hinnehmen? Eine Möglichkeit, auf diese Situation zu reagieren, stellt die angepasset Sortenwahl dar. Die mehrjährigen und regional angelegten Landessortenversuche (LSV) sind hierzu ein wichtiges Instrument.

Am Versuchsstandort Birkheim wird der Unterschied in der Bestandsentwicklung zwischen dem LSV und der „Restfläche“ deutlich; diese erhielt eine Unterfußdüngung.

Foto: DLR

Lässt man die Schlagzeilen der vergangenen Jahre in Bezug auf die Wechselwirkung zwischen Witterung und Maisanbau einmal Revue passieren, überwiegen klar die Negativmeldungen. Eine Möglichkeit, die der Landwirt hat, die Folgen abzumildern ist, so banal es auch klingt, die Lagerhaltung. Sprich, in guten Jahren einen Vorrat anzulegen, mit dem ertragsschwächere Jahre ausgeglichen werden. Betriebswirtschaftlich gesehen ist die Lagerhaltung sicherlich eine teure Angelegenheit, aber ein „outsourcing“, wie es uns die Industrie vormacht, ist in der Landwirtschaft nun einmal nicht möglich.

Wo lagen die Probleme beim Maisanbau 2015

Landesweit lagen die Niederschläge im Mai deutlich unter dem langjährigen Niveau. Je nach Bodenbeschaffenheit und Aussaatbedingungen führte dies schon sehr früh zu ersten Stresssituationen in der Jugendentwicklung. Deutlich abgemildert wurden diese allerdings, wenn zur Aussaat gleichzeitig eine Unterfußdüngung mit ausgebracht wurde. In solchen Stresssituationen macht sich diese Maßnahme besonders positiv bemerkbar.

Spätestens ab dem Monat Juni verbietet sich eine landesweite Aussage über die weitere Entwicklung der Bestände. Zwar war großräumig in Rheinland-Pfalz ein klares Nord- Südgefälle in der Entwicklung des Maises zu erkennen, aber auch kleinräumig gab es eklatante Unterschiede in der Ent-wicklung der Bestände. Letztlich entscheidet die vorhandene Bodenart das Wasserangebot, die Globalstrahlung einhergehend mit den hohen Temperaturen die Bestandsentwicklung und somit die Erträge.

Wie in der Praxis, so verlief auch im Versuchswesen das Maisjahr 2015 eher suboptimal. Das Ertragsniveau lag, je nach Standort gar nicht und bis zu 40 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Allein diese Zahlen machen deutlich wie unterschiedlich die einzelnen Regionen betroffen waren. Immerhin konnten alle sechs ausgesäten LSV in Rheinland-Pfalz auch geerntet und ausgewertet werden. Zusammen mit den Ergebnissen aus den anderen Bundesländern steht somit den Landwirten wieder eine aussagekräftige, unabhängige Datenbasis zur Entscheidungsfindung bei der Sortenwahl zur Verfügung.

Entscheidende Kriterien zur Sortenwahl

Abreife, Ertrag, Qualität. Anhand dieser drei aussagekräftigen Parameter und in der vorgegebenen Reihenfolge sollte sich jeder Landwirt der Sortenfrage in seinem Betrieb nähern. Nur mit einer systematischen Vorgehensweise behält man den Überblick über ein schier endlos erscheinendes Saatgutangebot.

Die sichere Abreife einer Maissorte ist eines der wichtigsten Kriterien. Nur eine an die Region adaptierte Sorte kann ihr Leistungsniveau voll entfalten. Der Verwendungszweck, ob Biogas oder Fütterung, ist hier zweitranging. Auch in der Biomasseproduktion hat man erkannt, dass ausgereifte Maissorten, jenseits der 30 Prozent TS, einen deutlich höheren Gasertrag liefern.

In wie weit der spezifische Gasertrag einer Sorte an Hand von „NIRS Parametern“ geschätzt werden kann, wird weiterhin kontrovers diskutiert. In diesem Jahr läuft der zweijährige Feldversuch aus, der sich unter Mitwirkung des Bundssortenamtes und des Deutschen Maiskomitees mit dieser Frage beschäftigt hat. Je nach Ergebnis dieser Versuchsreihe könnte es durchaus zu Änderungen in der Sortenbewertung für die Biomasseproduktion kommen. Bis auf weiteres gilt der TM-Ertrag/ha in dieser Produktionsrichtung als wichtigstes Entscheidungskriterium.

In der Rindvieh-Fütterung ist die Sortenwahl deutlich differenzierter zu betrachten. Neben dem Ertrag und den pflanzenbaulichen Aspekten spielen die Qualitätsparameter eine große Rolle in der Entscheidungsfindung.

Otto Lang, Dr. Albert Anderl, Marko Götz, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück – LW 51/2015