Abschlusszeugnisse an die Junglandwirte verliehen
181 Absolventen aus Hessen beim Tag der Ausbildung
Am Donnerstag der vergangenen Woche fand in Alsfeld der Tag der landwirtschaftlichen Ausbildung 2015 in Hessen statt. Bei der Feier wurden die Abschlusszeugnisse an 181 neue Landwirtinnen und Landwirte in Hessen überreicht, die in diesem Jahr erfolgreich ihre Prüfung abgeschlossen haben.
Zum neunten Mal in Folge wurde der hessische Tag der Ausbildung begangen. Im Beisein von gut 400 Gästen feierten Bauernverband und Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen mit den Prüfungsausschüssen und den beteiligten Berufsschulen die jungen Landwirtinnen und LandÂwirte, die im Sommerhalbjahr ihre Abschlussprüfungen mit Erfolg absolviert hatten.
Absolventen der sieben Schulstandorte in Hessen
Die Ausbildung an den sieben Schulstandorten in Hessen ist insgesamt gut gelaufen, war zu erfahren. Im Folgenden die diesjährigen Absolventen, beginnend mit der Berufsschule in Alsfeld: Anna Lena Glaser, Benjamin Grübner, Jan Philipp Hainer, Christian Hardt, Sven Hehlgans, Marc Herbener, Leon Peter Hüttenberger, Laura Kahler, Simon Johannes Klas, Jan Klein, Jan Martin, Michael Motzkus, Markus Nies, Josef Oswald, Elisabeth Picker, Jesine Rippel, Philipp Roth, Niklas Schäfer, Niko Schmidt, Lutz Schmiedl, Niklas-Leon Schuth, Maximilian Seim, Michel Seipp, Niklas Staufenberg, Sebastian Stern, Michel Stroh, Lukas Julian Velte, Mauritz von Davier, Felix Weinfurter, und Johannes Wolf.

Foto: Dr. Ernst-August Hildebrandt
Die diesjährigen Absolventen der Berufsschule Bebra: Benjamin Bock, Nikolaus Brachvogel, Juliane Eckl, Max Eschstruth, Hendrik Fuchs, Simon Gerlach, Michaela Hahn, Dario Harzendorf, Julian Heß, Tobias Junkereit, Nico Lepper, Jan Meyer, Philipp Oels, Karl Rohmund, Linda Siebert, Alma Zebe, und Jan Zimmermann.
Die Absolventen 2015 der Berufsschule Butzbach: Angelika Bongartz, Tobias Braun, Stefan Bürger, Mats Dieffenbach, Nico Hensel, Lars Kröll, Kim Laubhold, Mark Metzger, Philipp Moede, Peer Sachteleben, Jan-Mathis Schmidt, und Alexander Schreiber (Helfer in der Landwirtschaft).
Absolventen der Berufsschule Dieburg: Christoph Breithaupt, Simon Eberts, Christian Engel, Andreas Flath, Andreas Fritsch, Sven Gräff, Georg Hermes, Leah Meyer, Daniel Peter, Thomas Scheffel, Mario Schmidt, Manuel Seibert, Susanne Spannagel, Colin Stangenberg, Nils Storck, Imre Varga, Jan Philipp Weber, und Johannes Alois Wetzel.
Die diesjährigen Absolventen der Berufsschule Fritzlar: René Amert, Yannik Appell, Marcel Arndt, Benjamin Beishecker, Daniel Beller (Helfer in der Landwirtschaft), Lukas Bollerhey, Tobias Brau, Jan Niklas Brede, Ron Dethof, Jan Geerken, Joshua Görl, Fabian Hage, Andreas Hartwig, Stefan Hochgrebe, Henning Hördemann, Leo Hüttig, Lukas Klein, Fabian Lembicz, Christian Liese, Seven Pfeiffer, Alexander Rexroth, Jan-Pascal Schäfer, Andreas Scheele, Sören Schwarz, Maik Ullrich, André Viering, Henning Voepel, Malte Wagner, Nils Wenderoth, und Matthias Wenzel (Helfer in der Landwirtschaft).
Die diesjährigen Absolventen der Berufsschule Fulda sind: Christian Abel, Jakob Dimmerling, Marc Engel, Julian Fischli, Matthias Haas, Kevin Habermann, Julian Kaminski, Marek Kern, Florian Kloss, Melanie König, Justus Kunkel, Ewald Kupsch, Daniel Link, Andreas Mathes, Markus Sippel, Sebastian Stieler, Janina Wagner, Philipp Weindl, und Lukas Witzel.
Absolventen der Berufsschule Limburg: Nico Andreas Beneke, Simon Besserer, Jonathan Failing, Alexander Glenz, Florian Kawollek, Henrik Schmitt, Christopher Schrohe, Jan Strack, Maximilian Volk, und Simon Noah Williges.
Absolventen der Externenprüfung
Die diesjährigen Absolventen der Externenprüfung an den Schulstandorten Alsfeld sowie Bebra sind Sophie Gemmer und Benjamin Dippel. Absolventen der Externenprüfung am Standort Dieburg sind: Christoph Jürgen Beier, Daniel Jäger, und Udo Sigmund Pfeil.

Foto: Dr. Ernst-August Hildebrandt
Ihre Externenprüfung haben am Schulstandort in Fritzlar abgeschlossen: Julian Bock, Jan Dörsch, Christoph Gleim, Sören Gonnermann, Dominik Götte, Stephan Hoffmann, Daniel Kloppmann, Tino Kloppmann, Carsten Kohl, Stefan Meszaros, Jörg Nau, Timo Pfennig, Florian Puntschuh, Sarah Rudert, Jochen Sagel, Karl-Konrad Sauer, Roland Scheffer, Daniel Seibel, Jürgen Theis, und Pascal Tölle.
Absolventen der Externenprüfung am Schulstandort in Fulda sind: Ingo Alt, Pascal Eichler, Matthias Elm, Philipp Enders, Alexander Fehl, Michael Gering, Karl Herchenröder, Markus Kimpel, Oliver Kirchner, Matthias Klee, Christian Limpert, Steffen Meinhart, Fabian Nierichlo, Christoph Oswald, Jens Reinhard, Matthias Schmidt, Fabian Schnaus, Olaf Scholz, und Andreas Ziert. Absolvent der Externenprüfung am Schulstandort Limburg ist Daniel Adam.
Auszeichnung der Jahrgangsbesten
Eine Auszeichnung gab es für die Jahrgangsbesten, vier von ihnen hatten mit der Note 1,0 abgeschlossen. Jahrgangsbeste sind: Juliane Eckel aus Witzenhausen, Carsten Kohl aus Bad Wildungen-Armsfeld, Philipp Oels aus Witzenhausen, Philipp Roth aus Annweiler, Lukas Bollerhey aus Schauenburg, Jan Geerken aus Bremen, Jan Klein aus Alsfeld, Alexander Glenz aus Erbach, Maximilian Seim aus Feldatal-Ermenrod, und Stephan Hoffmann aus Wanfried.
Hoch qualifizierter Berufsnachwuchs
Heidemarie Scharf, Ministerialrätin im hessischen Landwirtschaftsministerium, Friedhelm Schneider, Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV) und LLH-Direktor Andreas Sandhäger freuten sich über die hohe Anzahl von 181 Absolventinnen und Absolventen in diesem Jahr. Darunter 134 Landwirtinnen und Landwirte, zwei Helfer in der Landwirtschaft, sowie 45 Absolventinnen und Absolventen, die ihre Examina über die sogenannte Externenprüfung nach Paragraph 45,Absatz 2 des Berufsbildungsgesetzes abgelegt haben. So können nach entsprechenden Praxiszeiten und absolvierten Fortbildungskursen in der Landwirtschaft auch Personen mit anderen Vorbildungen anerkannte Landwirtin oder Landwirt werden.

Foto: Dr. Ernst-August Hildebrandt
Beweggründe für die Wahl der Ausbildung nach dieser Regelung des Berufsbildungsgesetzes gibt es viele. So haben beispielsweise Hofnachfolger zunächst einen Beruf außerhalb der Landwirtschaft erlernt und sind vielleicht erst durch Heirat oder durch Verzicht des Hoferben in die hauptberufliche landwirtschaftliche Tätigkeit gelangt. Oder aber sie führen einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb. Im Laufe der Zeit wird aber in vielen Fällen festgestellt, dass zur erfolgreichen Führung des landwirtschaftlichen Betriebes fundierte Kenntnisse im Pflanzenbau und in der Tierhaltung sowie in rechtlich-sozialen Fragen der Landwirtschaft erforderlich sind. Zudem sind Vorgaben zu beachten, wie beispielsweise der Nachweis der entsprechenden Sachkunde beim Ausbringen von PflanÂzenschutzÂmitteln. Diese jungen Leute haben über diese Regelung des Berufsbildungsgesetzes die Möglichkeit, den landwirtschaftlichen Berufsabschluss ohne eine vorherige Ausbildung in diesem Beruf nachzuholen.
450 Ausbildungsverhältnisse derzeit in Hessen
LLH-Direktor Sandhäger freute sich, dass die Ausbildungszahlen seit Jahren stabil sind und die neuen Ausbildungsverhältnisse im Sommer dieses Jahres sogar auf 180 deutlich zugelegt haben. In Hessen gebe es derzeit über 450 Ausbildungsverhältnisse in der Landwirtschaft, wobei festzustellen sei, dass immer mehr Auszubildende aus nicht landwirtschaftlichen Elternhäusern am Beruf des Landwirts Interesse haben und sich um einen Ausbildungsplatz bemühen. Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen unterstütze die Ausbildungsbetriebe und die Auszubildenden mit einer überbetrieblichen Ausbildung, die stets auch technisch auf dem aktuellsten Stand gehalten werde und den Lernenden auch Einblicke in landwirtschaftliche Unternehmensbereiche gebe, die der spezialisierte Ausbildungsbetrieb nicht vermitteln könne.
Betriebe müssen gewaltige Herausforderungen meistern
HBV-Präsident Friedhelm Schneider begrüßte die Absolventen als „die neue Garde der grünen Champions“, die in diesem Rahmen mit dem gebührenden Respekt gefeiert und vom Berufsstand mit Stolz empfangen würden. Dennoch dürfe niemand auf dem erworbenen Stand stehen bleiben. Der ständige Austausch von Wissen und Erfahrungen sei wichtig. „Wer aufhört besser sein zu wollen, der hört auf, gut zu sein“, sagte Hessens Bauernpräsident zur jungen Generation der Landwirte. Er wies auf Weiterbildungsangebote wie die Jungunternehmerschulungen der Hessischen Landjugend hin. Anfang Dezember startet beispielsweise eine neue, dreiteilige Jungunternehmerreihe, bei der es darum geht, die persönlichen Stärken und Talente zu trainieren (Näheres im LW 44 aus der Seite 55).
Auch mit Blick auf Gespräche mit Verbrauchern und Kritikern der Landwirtschaft forderte er die jungen Absolventen auf, den Beruf in derartigen Debatten mit Selbstbewusstsein zu vertreten und mit fachlicher Kompetenz zu überzeugen. Denn der Berufsstand müsse in der Gesellschaft besser wahrgenommen werden.
Ausbilder für ihr Engagement geehrt
Ministerialrätin Heidemarie Scharf gratulierte den Absolventen und sagte, die Zeugnisübergabe dürfe nicht als Abschluss verstanden werden, sondern müsse der Anfang für weitere Bildungsbemühungen sein. Landwirte seien mit stetig neuen Ausbildungsinhalten und Anforderungen konfrontiert, die sie meistern müssten. Daher sei auch die Bestrebung zu unterstützen, wenn junge Leute anschließend den Besuch an hessischen Fachschulen, die Teilnahme an Meisterkursen oder der Technikerschule, beziehungsweise die Aufnahme eines Studiums an einer Hochschule beabsichtigen. Dazu sei auch den Eltern der Absolventen zu danken, die ihren Kindern und Betriebsnachfolgern diese Ausbildung ermöglichen.

Foto: Dr. Ernst-August Hildebrandt
Sie leitete auf die jährlich beim Ausbildertag durchgeführten Ehrungen von drei verdienten Ausbildungsbetrieben über. Mit einer Urkunde, silberner Staatsplakette und einem Hofschild „Wir bilden aus“ wurden in diesem Jahr die Betriebe Heiko und Reinhold Hofmann GbR aus Hungen-Langd im Kreis Gießen, Marco und Eberhard Hepp GbR aus Hünfelden-Dauborn im Kreis Limburg-Weilburg und Dieter und Alexander Wetzel GbR aus Cornberg-Königswald im Kreis Hersfeld-Rotenburg geehrt (siehe Bild)3 Ausbilder (3) mit v.l. HBV-Präsident Friedhelm Schneider, Reinhold Hofmann, Eberhard Hepp, Alexander Wetzel, MRin Heidemarie Scharf und LLH-Direktor Andreas Sandhäger).
Beim Tag der Ausbildung werden traditionell ebenso landwirtschaftliche Ausbilder-Jubilare mit dem „Goldenen Meisterbrief“ geehrt, die vor 50 Jahren ihre Landwirtschaftsmeisterprüfung abgelegt haben. Goldene Meisterurkunden erhielten: Christian Sölzer aus Gudensberg im Schwalm-Eder-Kreis, Regina Geißel (hauswirtschaftliche Meisterin) aus Neustadt-Speckswinkel im Kreis Marburg-Biedenkopf und Heinrich Wilhelm Trümner aus Wohratal ebenfalls im Kreis Marburg-Biedenkopf.
Christian Dörr wird neuer Ausbildungsberater
Vor dem Festvortrag, der von Dr. Hans-Joachim Herrmann vom LLH zum Thema „Zukünftige Herausforderungen an die Tierhaltung in Hessen“ gehalten wurde stand die Würdigung der Arbeit des scheidenden Ausbildungsberaters Rolf Schmidt im Mittelpunkt. Schmidt beendet seine Tätigkeit als Ausbildungsberater zum Ende des Jahres und war hier lange Jahre als Mittler zwischen Auszubildenden Betrieben und den nordhessischen Berufsschulen sehr erfolgreich tätig und allerseits durch seine fachliche und persönliche Kompetenz überaus respektiert und anerkannt. Seine Nachfolge wird von Christian Dörr, ebenfalls am LLH Standort Alsfeld, angetreten.
Vortrag: Nutztierhaltung im Visier der Öffentlichkeit
LLH-Fachgebietsleiter Tierhaltung Dr. Hans-Joachim Herrmann, ausgewiesener und erfahrener Experte in Fragen der Tierhaltung, aktiv in verschiedenen Tierwohlgremien und Sprecher des bundesweiten Kompetenzzentrums Tierschutz stellte fest, das viele heutigen Diskussionen frühere Gewissheiten ausklammern würden. Mit Tierhaltung Geld zu verdienen, werde häufig als nichts Ehrenrühriges dargestellt. Dabei müsse aber allen bewusst sein, dass das „Halten“ von Tieren mit Einschränkungen verbunden sei. Für den Landwirt dürfe die Anpassungsfähigkeit der Tiere nicht überfordert werden. Wegen häufiger Kritik an Haltungsverfahren in der Nutztierhaltung habe die Politik reagiert, wobei das Bundeslandwirtschaftsministerium ein Gutachten für „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“ erstellen ließ und zu dem Ergebnis gekommen sei, dass allgemein kein akuter Handlungsbedarf bestehe. In derÂselben Woche seien Leitlinien zur Tierhaltung verabschiedet worden und der Discounter Lidl sei mit der Forderung nach neuen Tierwohlstandards aufgetreten.
Problem: Verbraucher hat sich entfremdet
In der öffentlichen Diskussion würde so die Skepsis gegenüber Tierbehandlungen geschürt. Negativ besetzt seien Begriffe wie Enthornung, Schwanzkupieren, Schnäbelkürzen und AntibiotikaÂeinsatz sowie geringes Lebensalter bei Mast- und Schlachttieren, die Schlachtung trächtiger Tiere und die Brunststeuerung.
Positive Entwicklungen, wie die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität, die Entlastung körperlicher Arbeit durch Technik werde vom Verbraucher in der Landwirtschaft nicht akzeptiert, der Verbraucher sei satt und habe sich von der Landwirtschaft entfremdet, ist sein Fazit. Hinsichtlich Ernährung wolle der Verbraucher allerdings mehr preiswerte Nahrungsmittel, mehr Convenience, mehr Abwechslung und mehr emotionale Qualität. Darunter versteht Dr. Herrmann Produkte, die beim Verbraucher Verbindungen mit positiven Bildern und Erfahrungen beispielsweise aus Kindheit und Urlaub assoziieren. In diesem Zusammenhang entstehe auch die Ãœberzeugung: „Ich bin gut, weil ich Gutes will“, wie zum Beispiel Weidegang, Gentechnikfreiheit, glückliche Milchkühe, Hörner und artgerechte Tierhaltung. Dabei würden Managementmöglichkeiten und wirtschaftliche Gegebenheiten für die Landwirte ausgeblendet. Der Fokus der Gesellschaft liege auf tiergerechter Haltung und vermeintlichen Missständen wie der Massentierhaltung.
Dr. Herrmann ist sich sicher, dass die Diskussionen um artgerechte Tierhaltung künftig dazu führen, dass die Marktpartner wie zum Beispiel die Molkereien stärker als der Staat sagen, wohin die Reise gehen soll.
Firmen nutzen Marketing wie Nachhaltigkeitsprogramm
Als Beispiel führt er das Nachhaltigkeitsprogramm für die Milchviehhaltung von Friesland Campina als modernes Marketingkonzept an. Das unter dem Begriff „Foqus Planet“ erstellte Konzept verbindet verschiedene Nachhaltigkeitsstrategien wie den verantwortungsbewussten Einsatz von Tierarzneimitteln, die rechtzeitige Mastitisbehandlung, Klauengesundheit und Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensdauer der Kuh mit Verbesserungen in der Produktion beispielsweise durch Nutzung von nachhaltigem Soja oder heimischem Eiweißersatz und erneuerbarer Energie mit Aspekten von Umwelt und Umgebung wie Weidegang, allgemeinen Landschaftsschutz und –Pflege und reduzierten Einwirkungen auf das Klima.

Foto: Dr. Ernst-August Hildebrandt
Foto: Dr. Ernst-August Hildebrandt
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Am Beispiel Weidegang könnten für Tier und Mensch neben den Vorteilen für Tiergesundheit und Tierkomfort aber auch Nachteile wie fehlende arrondierte Flächen in Stallnähe, jahreszeitliche Futterschwankungen in Qualität und Menge, schwierige Kontrolle der Futteraufnahme mit der Gefahr von Unterkonditionierung, erhöhter Arbeitsaufwand, Gefahr von Parasiten und mangelnder Hygiene, punktuelle Umweltbelastungen mit Kot und Urin sowie zusätzlicher Aufwand zur BeÂseitigung von Weideresten und Weidepflege. Insgesamt wachsen so die Anforderungen an ein optimiertes Management.
Dennoch würde der Handel vermehrt Weidemilch auch zu besseren Preisen nachfragen. Friesland Campina fordere für Weidemilch einen Weidegang von mindestens sechs Stunden täglich über 120 Tage im Jahr. Das heißt 8 Prozent des Jahres sind Weidegang und berechtigen zur Bezeichnung „Weidemilch“. Sollten die Verbrauchererwartungen damit erfüllt sein? Dr. Herrmann fordert dazu auf, den Verbraucher ernst zu nehmen und sachlich zu informieren.
Die in der Landwirtschaft gängigen Begriffe wie Tierproduktion, Merzung und Selektion werden bei Nichtlandwirten nicht oder falsch verstanden. Er empfiehlt in Bildern zu sprechen. So könnten Sachverhalte leichter erklärt und verstanden werden. Konfliktfelder wie BimschG, Umwelt- und Naturschutz sollten öffentlich gemacht werden und der Kontakt zur Gemeinde gesucht werden.
Öffentlichkeitsarbeit beginnt auf den Betrieb und im Dorf
Engagement im Ehrenamt, der Lokalpolitik und Präsenz in der Gemeinde seien essentiell, um auch als gesellschaftliches Mitglied wahrgenommen zu werden. Herrmann empfiehlt: „Nutzen Sie lokale Medien und feiern Sie die 100 000-Liter-Kuh oder den Stallneubau.“ Dabei solle man sich Selbstbewusstsein gönnen, ohne arrogant zu werden. Wichtig sei der Stolz auf die eigene Leistung und die Leistungen der Mitarbeiter und Angehörigen. Statt über die Kosten zu kommunizieren, sollte man den Nutzen der eigenen Arbeit sprechen. Alles andere sei dem Verbraucher egal. In diesem Zusammenhang sei eine ständige Weiterentwicklung und Weiterbildung Pflicht. Um den Ãœberblick bei Neuerungen und Prioritäten nicht zu verlieren sei neben einer aktiven Bemühung um Weiterbildung eine kompetente Beratung zur Unterstützung notwendig.
Gründe für Berufswahl und die weiteren Pläne
Im Anschluss erfolgte die Aushändigung der Abschlusszeugnisse. Der 26-jährige Absolvent Philipp Roth aus Annweiler in Rheinland-Pfalz setzte mit seinem Überlegungen und Erfahrungen aus der Ausbildung zum Landwirt den Schlusspunkt der Veranstaltung. Der junge Landwirt wuchs in einem nicht landwirtschaftlich geprägten Elternhaus auf und entdeckte sein Interesse an der Landwirtschaft in der Zivildienstzeit.
Nach einem Studium der Agrarwissenschaften in Witzenhausen entschloss sich Roth zu einer praktischen Ausbildung, die er jederzeit weiterempfehle. Mit Blick auf seine 16- bis 18-jährigen Mitstreiter glaubt er durch den anders gestalteten Bildungsablauf im Berufsfeld Landwirt besser auf die physischen und psychischen Anforderungen der Arbeitsabläufe gerüstet gewesen zu sein. Dies macht er unter anderem an den geforderten Zeiteinsätzen bei Spitzenbelastungen deutlich, die in der Landwirtschaft belastend sein können. Aus seiner Sicht kann das „Aufopfern“ für den Betrieb auch Spaß machen, wenn die zusätzliche Belastung später durch einen Zeitausgleich oder eine Sondervergütung ausgeglichen wird.
Der Belastungsausgleich wie auch die vielfältige Beschäftigung in Natur und Betrieb ist aus seiner Sicht ein wesentliches Instrument zur Verbesserung und Erhaltung der Attraktivität im Berufsfeld Landwirtschaft. Mit dem Dank für gute Betreuung und einen freundlichen Umgang an Ausbilder, Mitschüler, Lehrer und auch an seine Eltern und Freundin beschließt der Junglandwirt die Veranstaltung.
Das Festprogramm wurde musikalisch durch das Bläserensemble Kassel Brass umrahmt.
Dr. Hildebrandt – LW 45/2015