Agritechnica: Alles bleibt anders

Ab nächste Woche startet die neue Auflage der Landtechnikmesse Agritechnica in Hannover. Nach den Rekordergebnissen der Landtechnikindustrie der letzten Jahre allerdings unter etwas veränderten Vorzeichen – zumindest was die Stimmung betrifft.

Der VDMA-Geschäftsführer Bernd Scherer sprach im Vorfeld der Veranstaltung von einer „typischen Wachstumspause“, die in erster Linie auf Sättigungseffekte, aber auch auf eine schwächere Einkommenssituation der Landwirte zurückzuführen sei.

Hinsichtlich der vorgestellten Neuheiten zeigt sich die Branche aber ungebremst innovativ, und der Megatrend zur immer tiefergehenden Auswertung der im Feld gewonnen Daten und die Umsetzung dieses Wissens in die Praxis hält weiter an. Die veranstaltende Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) trägt diesen Entwicklungen Rechnung und hat zum Beispiel mit dem Special „Digital Cropping“ und dem Forum „Future Farming“ neue Formate und Angebote in die Messe integriert.

Auch die von der DLG-Expertenkommission vergebenen Medaillen für herausragende Innovationen spiegeln die Bedeutung der Datenverarbeitung auf dem Feld und im landwirtschaftlichen Betrieb wider. Ebenso wurden Lösungen prämiert, die den Ackerbau noch nachhaltiger machen, wie etwa eine neuartige Reifendruckregelanlage oder ein systemübergreifender Pflanzenschutz-Manager, der den Einsatz automatisiert, optimiert und Auflagenkonform gestaltet – natürlich unter Verwendung aller zur Verfügung stehenden Daten.

Aber auch der Konzentrationsprozess in der Landtechnik setzt sich weiter fort. Deutlichen Ausdruck findet dies im Norden des Messegeländes, wo mit AGCO erstmals ein „Full-Liner“ eine gesamte Halle (20) für seinen Messeauftritt belegt hat. Wenn sich dieser Trend fortsetzt – beispielsweise hat gerade John Deere den führenden Präzisionssägeräte-Hersteller Monosem übernommen – könnte die Aufteilung des Messegeländes nach Fachgruppen in Zukunft überholt sein, und die Hallen beherbergen dann jeweils die gesamte Technikpalette eines oder nur weniger großer Produzenten. Aber das bleibt abzuwarten.

Karsten Becker – LW 45/2015