An vielen Schrauben gedreht
Maßnahmen beim Mindestlohn
Rolf Meinhardt bewirtschaftet in Weiterstadt einen Betrieb mit 100 ha Spargel, 35 ha Erdbeeren, 15 ha Kernobst und 0,25 ha Himbeeren im Tunnel.
Foto: Brammert-Schröder
Als ersten Punkt nannte er die Produktivitätssteigerung. „Wir haben die Produktivität je laufendem Meter in den letzten drei bis vier Jahren von 7 t auf 10 t gesteigert“, sagte Meinhardt. Und das vor allem durch anbautechnische Maßnahmen wie Verjüngung der Anlagen, Umstellen auf Einsatz von Tropfbewässerung, Anlagenpflege und Umstellung der Düngung.
„Die Dammpflege ist ein wichtiger Punkt, wenn er schön locker ist, lässt sich viel Arbeitskraft und -zeit beim Stechen einsparen.“ Auf dem Tannenhof wird seitdem auch auf gut geschärfte Messer geachtet. Meinhardt empfahl den Zuhörern, sich auch in Sachen Produktionstechnik wie Pflanzenschutz und Düngung beraten zu lassen. Durch Umstellung auf die Gabe von Einzelnährstoffen und Blattdünger habe er nicht nur die Stangengewichte deutlich erhöht, sondern spare auch Stickstoff ein.
Arbeitsprozesse effizienter machen
„Die Arbeitskräfte sind der wichtigste Faktor!“, ist sich Rolf Meinhardt sicher. Nach Einführung des Mindestlohns hat er die Mannschaft verjüngt und die Gruppen verkleinert. Und er setzt auf eine klare Kommunikation mit seinen Mitarbeitern. „Die Leute müssen genau wissen, was sie zu tun haben“, machte er deutlich.
Er schaut genau, welche Voraussetzungen die Saisonarbeiter mitbringen und richtet seine Kommunikation danach: „Viele Leute können nicht lesen und schreiben. Wir müssen sicherstellen, dass sie auch verstehen, was wir von ihnen wollen.“ Deshalb gibt es auf dem Tannenhof Lehrfilme, die die Arbeit erklären, und tägliche Treffen mit den Gruppenleitern, notfalls auch mit Dolmetscher. Und Meinhardt bemüht sich, sich mit seinen Saisonarbeitern in ihrer Sprache zu verständigen. „Ich lerne gerade rumänisch.“ Eine feste Freie-Tage-Regelung und ein Freizeitangebot für die Saisonarbeiter sind selbstverständlich.
„Früher haben wir in zwei Schichten gearbeitet, sind auch zweimal zu den Feldern gefahren. Das machen wir nicht mehr“, erklärte Meinhardt. Die Mittagspause wird auf dem Feld verbracht, die Arbeiter bekommen ein Lunchpaket mit. Das spart enorm viel Zeit. Feierabend ist um 17 Uhr. Abends wird warm gegessen, ein Rumäne kocht landestypische Gerichte. „Gutes Essen schafft Zufriedenheit“, weiß der Betriebsleiter. Die Berechnung der Arbeitsleistung erfolgt nach Stangen, nicht nach kg Spargel. „Das ist gerechter“, so Meinhardt. Er gibt eine realistische Stechleistung vor, die 100 Prozent gesetzt wird. In einem Feldprotokoll wird die Leistung der Arbeiter festgehalten. Daraus ergibt sich die Bonus-Berechnung der Mitarbeiter. „Die Bewertung hängen wir jeden Tag aus. Dann kann jeder Arbeiter sehen, wie er im Vergleich zu den anderen steht.“ Meinhardt setzt auf Motivation der Teams: die besseren Teams bekommen schon mal T-Shirts oder Mützen mit Hoflogo und neue Stechkörbe. „Das kostet nicht viel, hat aber einen enormen Effekt. Die Mitarbeiter fühlen sich als Mitglied im Ernteteam, sie ernten nicht mehr die Spargel des Chefs, sondern sagen unsere Spargel.“
Wichtig ist Meinhardt, dass er stets einen Überblick über die Erntemengen auf den einzelnen Feldern hat. „Wenn die Erntemenge unter 100 kg/ha fällt, setzen wir die Ernte auf dem Feld einen Tag aus. Sonst sind die Erntekosten höher als der Ertrag.“ Er rät seinen Kollegen, genau zu kalkulieren, ab wann sich eine Ernte nicht mehr lohnt. „Ich habe in diesem Jahr 10 ha Spargel rumgemacht, als die Preise in den Keller gegangen sind. Das ist sinnvoller als weiter zu ernten. Das geht aber nur, wenn ich weiß, was im Betrieb abläuft und rechne.“
ibs – LW 48/2017