Annäherung von öko und konventionell

Die Öko-Feldtage im nordhessischen Frankenhausen waren vergangene Woche ein Publikumsmagnet und gleichzeitig ein Abbild des Wandels in der Landwirtschaft und im Ökolandbau. Die Unterschiede werden geringer, konventionell und Bio nähern sich einander an. Viele konventionell wirtschaftende Betriebsleiter interessieren sich für Verfahren, die bisher fast allein im Ökolandbau genutzt werden, wie die mechanische Unkrautbekämpfung. Das hat nicht unbedingt mit der Erkenntnis zu tun, dass die mechanische besser ist als die chemische Bekämpfung, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass immer weniger Wirkstoffe und Mittel zur Verfügung stehen. Allerdings werden die kamera- und computergestützten Hacken immer effizienter und dadurch zu echten Alternativen. Alternativen für konventionelle Betriebe gibt es auch bei Sorten- und Artenmischungen bei den Kulturpflanzen. „Ich wäre ein schlechter Betriebsleiter, wenn ich nicht durchrechnen würde, was eine Umstellung bringt“, sagte ein Besucher und unterstrich damit die (mittlerweile) sehr nüchterne Herangehensweise vieler Besucher aus der konventionellen Landwirtschaft.

Auf der anderen Seite hat sich auch die ökologische Landwirtschaft gewandelt, insbesondere durch das starke Anwachsen ihrer Zahl. So nehmen auch hier die Spezialisierung, die Schlaggrößen und die Tierbestände zu. Reine Ackerbaubetriebe ohne Viehhaltung – für die Pioniere der Ökobewegung, die eine betriebsinterne Kreislaufwirtschaft nach wie vor für die reine Lehre halten, undenkbar. Auch die Vermarktung wird „konventioneller“: Große Handelshäuser wie Agravis oder die Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein Main gehen in die Öko-Getreidevermarktung oder Bioland kooperiert mit dem Lebensmitteldiscounter Lidl.

Für beide Anbaurichtungen gilt, dass sie sich am Markt behaupten müssen. Es ist eigentlich eine Binsenweisheit, dass Landwirte, egal ob ökologisch oder konventionell, Geld verdienen müssen. Doch angesichts der politischen Marschroute in Hessen von 25 Prozent Ökolandbau bis 2025 sind auch viele Biobauern skeptisch, ob ein staatlich stimuliertes, zusätzliches Öko-Angebot auf die entsprechende Nachfrage trifft.

Cornelius Mohr – LW 28/2019