Begrünungswalzen lösen zunehmend Mulchgeräte ab

Weinbautechnische Innovationen zur Begrünungspflege

Ein wichtiges Thema auf der Intervitis in Stuttgart war dieses Jahr die Technik zur Begrünungspflege. Die klassischen Mulchgeräte werden zunehmend durch Begrünungswalzen verdrängt. Der Messebesuch der Intervitis hinterließ bei den Winzern viele neue Eindrücke. Neben den vorgestellten technischen Möglichkeiten im Bereich Laubwandpflege gab es bei der Entlaubungstechnik keine nennenswerten technischen Fortschritte. Erwähnenswert ist die große Auswahl an akkubetriebenen Geräten zum Biegen, Schneiden und Ausbrechen.

Abb. 1: Rolojack-Walze der schweizerischen Firma Baertschi – auffällig ist die geschwungene Form der Walze mit stumpfen Klingen.

Foto: Petgen

Am Stand der schweizer Firma Baertschi Agrartecnic AG (www.baertschi.com) wurde die Begrünungswalze „Rolojack“ vorgeführt (Abb. 1). Herzstück des Gerätes ist eine mit geschwungenen, stumpfen Klingen ausgestattete Walze, die durch einen einstellbaren hydraulischen Druck die Begrünungspflanzen abknicken lässt, ohne dabei die Halme zu zerstören oder von der Wurzel zu trennen. Somit kann der Auflagedruck des Gerätes an wechselnde Begrünungs- und Bodenarten angepasst werden.

Durch eine am Gerät montierte Vorlaufrolle wird der Begrünungsaufwuchs abgelegt, bevor die eigentliche Walze die Pflanzen klein hält.

Der Vorteil des Systems liegt darin, dass die Begrünungspflanzen mit den Wurzeln im Boden verankert bleiben, ohne sofort wieder auszutreiben. Die gewalzte Begrünung bietet einen idealen Verdunstungsschutz, sodass wertvolle Wasservorräte im Boden erhalten bleiben. Gleichzeitig wird ein guter Erosionsschutz erreicht und die Befahrbarkeit verbessert. Erweiterungsmöglichkeiten für Zusatzgeräte wie Düngerstreuer, Striegel und so weiter werden auf Nachfrage angeboten. Ähnliche Systeme gibt es seit längerem bei der Firma Clemens aus Wittlich (www.clemens-online.com). Die „ECO-Roll“ wird in Arbeitsbreiten von 40 cm bis 200 cm angeboten (ECO-Roll 400 – ECO-Roll 2000). Als Option gibt es eine Ausführung mit zwei hintereinander laufenden geschlossenen Walzen, bei de­nen eine Breitenverstellmöglichkeit be­steht.

Im Gegensatz dazu hat die pfälzische Firma Braun (www.braun-maschinenbau.de) aus Burrweiler ihre offene Mulch­­walze „Acti-Roll“ vorgestellt (Abb. 2). Durch die offene Bauweise, so der Firmeninhaber, kann die Walze nicht verstopfen und es kann sich keine Erde festsetzen. Die einfachste Ausführung wird im Heck- oder Frontbereich in die Unterlenker eingehängt. Daneben gibt es Doppelwalzen mit einem starren Rahmen, bei denen im vorderen Bereich zwei kleinere Walzen angeordnet sind und im Anschluss eine größere Walze angebaut ist. Beide Walzen sind vom Anstellwinkel variabel einstellbar. Die dritte Va­rian­te ist hydraulisch breitenverstellbar. An den Grundrahmen der X-Form-Scheibenegge werden anstelle der Scheibeneggen die Begrünungswalzen montiert.

Bereits auf der Maschinenausstellung in Nieder-Olm hatte die Firma Infacto (www.infaco.com) ihre elektrische Rebstammbürste EPA ausgestellt, die jetzt in Stuttgart den Intervitis/Interfructa Innovationspreis erhalten hat. Die akkubetriebene Rebstammbürste arbeitet mit Schwingketten und Metallnoppen, durch die die Stocktriebe entfernt werden können. Laut Hersteller wiegt das Gerät 3750 g und hat eine Gesamtlänge von 1,55 m. Die Akkulaufzeit wird mit 2,5 bis 3 Stunden angegeben. Der Akku kann gleichzeitig mit der elektrischen Rebschere Electro­coup verwendet werden.

Innovationen beim Laubwandmanagement

Die italienische Firma Vignetinox (www.vignetinox.com) arbeitet bereits seit 1979 im Bereich der Drahtrahmenerstellung für den Wein- und Obstbau. Mittlerweile werden über 15 000 verschiedene Artikel, vom Drahtspanner bis zu Eisenpfählen, vertrieben. Erwähnenswert sind die Spannfedertypen aus Edelstahl (AISI 302 und 304), die die Heftarbeiten vereinfachen sollen. Diese werden in dem neuartigen Heftsystem „Dynamic“ verwendet (Abb. 3), welches unter anderem für den ERO-Cane Pruner Viteco entwickelt wurde.

Abb. 2: Mulchwalze „Acti-Roll“ der Firma Braun – durch die offene Bauweise sollen weniger Verstopfungen des Begrünungsaufwuchses entstehen.

Foto: Petgen

An beiden Reihenendbefestigungen ist ein vertikal ausgerichteter Regulierungsstab angeordnet, an dem mithilfe einer flexiblen Aufhängung der Biegedraht sowie die beiden Heftdrahtpaare in der Höhe verstellbar sind. Über eine Rolle können die einzelnen Drahtstationen in der Höhe variiert werden. Nach dem manuellen Vorschnitt können die Drähte mithilfe der flexiblen Einrichtung nach oben geschoben werden. Kommt der Cane pruner zum Einsatz, kann dieser die Drähte eigenständig aufnehmen und damit bereits zum Zeilenbeginn das zu entfernende Holz häckseln. So kann ein Nachteil des Cane pruners bei regulären Spalier-/Drahterziehungen vermieden werden, indem die Flächenleistung wesentlich gesteigert wird.

Zum Biegen wird der Biegedraht anschließend nach unten gezogen. Gleichzeitig können auch die beiden Heftdrahtpaare in die untere Position geschoben und an den Reihenpfählen befestigt werden, um in der folgenden Vegetationsperiode bei Handlungsbedarf im Rahmen der anstehenden Heftarbeiten wieder entsprechend des Laub­zuwachses hochgesetzt zu werden. Dadurch bietet das System eine hohe Flexibilität und die Heftdrähte können auch exakt an die Wuchsgeschwindigkeit der Sommertriebe angepasst werden, wodurch die Heftqualität verbessert wird.

Von der gleichen Firma wurde ein neuartiges maschinelles Heftverfahren vorgestellt, welches ohne Schnur arbeitet und ohne Klammermechanismus ausgestattet ist. Der „Basilia“ der Firma Vignetinox besteht aus einem Ãœberzeilengestänge, welches die Heftdrähte über beidseitige Führungsschienen aufnimmt (Abb. 4).

Über zwei Tastsensoren erkennt das Gerät den Pfahl. Nachdem der erste Tastarm auslöst, wird das Gerät samt Drahtpaar angehoben, um beim Auslösen des zweiten Tasters dieses in die jeweilige Heftstation am Pfahl einzuhängen. Dies funktioniert nur bei Pfählen mit offenen Haken.

Die Arbeitshöhe beträgt 140 cm bei einer Gesamthöhe von 270 cm. Gleichzeitig sind verschiedene Einstellmöglichkeiten ausführbar. Neben der Höheneinstellung über den Anbaumast kann auch eine seitliche Verstellung des Heftappa­rates realisiert werden, um in Flächen mit Seitenhang diesen auszugleichen.

Ideale Arbeitsbedingungen des „Basi­lias“ werden erreicht, wenn im Drahtrahmen das flexible System „Dynamic“ des gleichen Herstellers verwendet wird. Somit können bereits bei Reihenbeginn die Drähte aufgenommen und in den ersten Pfahl eingehängt werden. Inwieweit das System für den deutschen Weinbau geeignet ist (Länge der Rebzeilen, Sortenfrage), muss noch in Versuchen geklärt werden. Anschauungsmaterial zum „Dynamic-System“ sowie dem Hefter „Basilia“ bietet der YouTube-Channel von Vignetinox.

Dr. Matthias Petgen und Sebastian Hörsch, DLR Rheinpfal – LW 25/2013