Beltie-Züchter beim Hessentag 2016 in Herborn
Mit Belted-Galloways durch Hessen und Deutschland
Im oberhessischen Oberweimar weiden inzwischen keine Milchkühe mehr. Aber rund um das Dorf grasen nun Belted Galloways von Manfred Möller. Er züchtet die Rasse sehr erfolgreich und hat preisgekrönte Rinder. Nun steht ein neues Projekt an.
Das idyllische Dorf im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist von Hügellandschaften umgeben. Landwirt und Gastronom Manfred Möller hält dort rund 40 Belted Galloways in vier Herden auf den Weiden um Oberweimar. In erster Linie setzt er sie zur Grünlandpflege ein: Sie beweiden Landschaftsschutzgebiete. Einige dieser Schutzgebiete sind Ausgleichsflächen für die Ortsumgehung von Oberweimar. „Dafür muss eine Rasse geeignet sein“, erklärt Möller. Robust muss die Rinderrasse sein und sich auf Feuchtwiesen wohlfühlen. Eine große Weide Richtung Kehna etwa wird von einem See dominiert. Seine kleine Bullenherde brachte er aus dem Winterquartier im Stall dorthin.Möller hat sich auch der Zucht verschrieben. Er hat die Zucht vor fünf Jahren mit einem Deckbullen und drei Färsen begonnen und sei dazu durch ganz Deutschland gefahren, habe Tiere ausgewählt, die vielversprechende Nachzuchten erwarten lassen.
Der weiße „Belt“, der sich um den Bauch schließt und den Rindern ihr imposantes Aussehen verleiht, muss geschlossen sein; an keiner anderen Stelle im schwarzen Fell darf ein weißes Haar wachsen. Der Kopf soll eine typische kleine, dreieckige Form haben. Heute hat er vier Deckbullen in der rund 40 Rinder starken Herde. „Mindestens zwölf Kälber werden dieses Jahr noch geboren“, erklärt er.
Züchter bei regionalen und nationalen Wettbewerben
Zwei haben schon das Licht der Welt erblickt, darunter ein sehr vielversprechendes „Athena“ vom Bullen „Jodok.“ Es ist der „Mister Beltie Deutschland“ Reservesieger 2015. Athena stammt von Anna vom Lindenhof, die Miss Beltie Deutschland Reservesiegerin 2015.

Foto: Patricia Grähling
Gemein ist den beiden Galloway-Arten nur, dass sie aus der Region Galloway in Schottland kommen. Dorthin reist Möller im Herbst mit 20 anderen Beltie-Züchtern aus ganz Deutschland. „Wir werden uns dort eine große Versteigerung der Belties anschauen und Betriebe besichtigen“, sagt Möller. Er ist sich sicher, dass er in Schottland auch gute neue Kühe für seine eigene Zucht findet. Von Tinkerbell aus der Schweiz verspreche er sich viel. Sie ist die Schwester eines Schweizer Champions. Dafür verkauft er Nachfahren seiner besten Tiere in ganz Europa. Möller legt nicht nur Wert auf die Zucht, sondern auch darauf, dass es seinen Tieren gut geht und sie zutraulich sind: Jeden Tag geht er auf die Weiden, sieht nach den Tieren, striegelt sie und sucht Kontakt. Im Winter hält er sie in Offenställen.

Foto: Patricia Grähling
Von der Kalbung bis auf den Tisch aus einem Betrieb
Manchmal ist der Belt nicht geschlossen oder zu schmal am Rücken. Manchmal ist das Skelett nicht gut, die Kopfform nicht optimal. „Diese Belties lasse ich dann schlachten“, erklärt Möller. Das Fleisch zerteilt er selbst und bietet es dann im Gutsstübchen an, dem familieneigenen Restaurant auf dem alten Rittergut. Für Feiern fragen viele Kunden gezielt nach Beltie-Fleisch. Von der Geburt bis auf den Tisch komme es aus einem Betrieb. Die Gäste wüssten genau, woher ihr Essen komme: von den Belties, die auf den Weiden um das Rittergut gegrast haben.
Grähling – LW 21/2016