Bienenvölker in Hessen eher schlecht überwintert

Varroa-Milbe nach wie vor Haupt-Schadursache

Die hessischen Bienenvölker haben den zurückliegenden Winter eher schlecht überstanden. Grund dafür war hauptsächlich die Varroa-Milbe. Welche Umstände noch Einfluss auf die aktuelle Situation der Bienen genommen haben und was Landwirte beachten sollten, um die Bienenvölker zu schonen, beantwortete auf Anfrage des LW Christian Dreher vom Bieneninstitut Kirchhain des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH).

Blühstreifen begünstigen die Nahrungssuche der Bienen. Sie werden in Hessen unter anderem über das HALM-Förderprogramm gefördert.

Foto: Landpixel

„Die Corona-Krise schränkt auch in diesem Bereich die Kommunikation erheblich ein“, so Dreher. Genaue Zahlen und Fakten gebe es deshalb zurzeit noch nicht, er schätze die Verluste des zurückliegenden Winters bei den Bienenvölkern auf etwa 15 Prozent. Hauptursache hierfür sei nach wie vor die Varroa-Milbe. Der warme Winter und die Temperaturschwankungen hätten direkt keine negativen Auswirkungen auf die Bienen, allerdings führten die milden Temperaturen dazu, dass die Brutphase verlängert würde: „Die Bienen brüten länger und brauchen dadurch mehr Nahrung. Das kann sehr vereinzelt zu Problemen führen. Hauptsächlich begünstigt es aber die Varroa-Milbe, die als Brutschädling davon profitiert“, sagte er.

Sorgfältige Kontrolle der Befallshöhe fehlt oft

Im Herbst 2019 gab es laut Dreher in Hessen einen starken Varroa-Befall, der aber nicht von allen Bienenhaltern ausreichend kontrolliert und bemerkt wurde. Dadurch seien die Winterbienen bereits vorbelastet gewesen: „Man muss die Schadschwelle bemerken, ganz frei von Varroa-Milben ist kein Bienenvolk, aber ab einer gewissen Befallshöhe gibt es Verluste.“ Die derzeit frühlingshaften Tagestemperaturen begünstigten die Flugaktivität der Bienen, ab etwa 10°C seien sie unterwegs. Dies ist aber in Hessen sehr unterschiedlich ausgeprägt, so Dreher. Im südlichen Gebiet blühten zum Teil schon die Kirschbäume und bei einigen Rapsbeständen brechen erste Knospen auf, wohingegen in Nordhessen noch mitunter kühlere Temperaturen herrschten: „Wir haben dadurch in Hessen eine Differenz von etwa zwei bis drei Wochen“, sagte Dreher. Auf die Frage, was Landwirte tun können, um die Bienen zu fördern, betonte er die Wichtigkeit von Blühstreifen und Blütenschonungen. Diese könnten im Rahmen der HALM-Förderung angelegt werden, aber auch bei Ausgleichsmaßnahmen beim Stallbau könne man eine solche Anpflanzung erwägen. Auch Streuobst-Bestände sind laut Dreher günstig für die Bienen.

Milder Winter: Probleme durch Pflanzenschutz

Ein Problem gebe es durch den milden Winter aber schon: Die Winter-Zwischenfrüchte oder auch blühende Unkräuter seien nicht richtig abgefroren. Dadurch würden im Rahmen der Frühjahrsbestellung manchmal Total-Herbizide eingesetzt. Auch wenn sich der Einsatz nicht direkt in einem für die Bienen toxischen Bereich bewege, könne es aber vermehrt zu Rückstands-Höchstmengen-Überschreitungen im Honig kommen. „Hierdurch entstehen Probleme auf beiden Seiten“, so Dreher, „Man muss beachten, in welchem Zeitraum Herbizide eingesetzt werden, ob die Bienen dann schon aktiv sind und ob blühende Pflanzen getroffen werden.“

Insgesamt mehr Bienenhalter in Hessen

Die Zahl der Bienenhalter ist in Hessen in den letzten 10 Jahren kontinuierlich gestiegen. Man habe einen deutlichen Aufwärtstrend bei den Bienenhaltern und einen moderaten Anstieg bei den Bienenvölkern verzeichnen können, sagte Dreher zur Entwicklung der Bienenhaltung in Hessen.

LW – LW 14/2020