Billige Bioenergie auf Kosten der Dezentralität

Der Referentenentwurf aus dem Bundesumweltministerium von Norbert Röttgen zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zeigt, wo die Regierung ihre Schwerpunkte in der von ihr angekündigten Energiewende setzt: Industrie und Großkonzerne werden bevorzugt, Dezentralität, Umweltschutz und Wertschöpfung in der Fläche beziehungsweise bei landwirtschaftlichen Familienbetrieben bleiben auf der Strecke.

In dem Papier, das die Förderung vereinfachen und die Stromkunden entlasten soll, wird un­ter anderem vorgeschlagen, den Güllebonus zu halbieren, den zur Kraft-Wärme-Kopplung zu streichen und in die Grundförderung zu integrieren sowie den Maiseinsatz in der Anlage zu begrenzen. Schon diese Punkte gehen zu Las­ten von bäuerlichen Biogasanlagen und Umwelt, denn gerade Gülle und Wärme sind bei dezentralen Kleinanlagen sehr effektiv zu nutzen und Mais bringt die meiste Energie/ha.

Noch deutlicher wird die Stoßrichtung beim Bonus für nachwachsende Rohstoffe: Er soll für Kleinanlagen bis 500 kW abgesenkt und für größere angehoben werden, so dass dann beide 6 ct/kWh erhalten würden.

Dem gegenüber steht – zum Glück – ein Positionspapier aus dem Agrarressort von Minis­terin Ilse Aigner. Sie möchte kleine Bio­gasanlagen auf den Höfen gefördert sehen, zum Beispiel durch eine Senkung des NaWaRo-Bonus für Anlagen über 500 kW und eine verstärkte Gülleförderung für kleine landwirtschaftliche Biogas-Erzeuger.

Bis zum Kabinettsbeschluss am 6. Juni müssen sich die Minis­ter einigen. Röttgen sollte auch bedenken, dass Großanlagen, die sehr viel Substrat aus der weiteren Umgebung benötigen, genauso auf Widerstand stoßen werden wie höhere Strom­preise. Guter Strom kostet eben gutes Geld und wird so auch den Verbrauch senken. Der Öko-Strom sollte daher nicht gleich zu Beginn der „Energiewende“ unter Preisdruck geraten und so in seiner Wirkung verwässert werden.

Karsten Becker