Biodiversität im artenreichen Grünland wird erfasst

Erneute Grünlandkartierung des Landesamts für Umwelt in Rheinland-Pfalz

„Wiesen und Weiden sind Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten und Hotspots der Biodiversität. Mit der angelaufenen Grünlandkartierung wird als Teil des landesweiten Biotopkatasters systematisch unser gesetzlich geschütztes Grünland und die dort auffindbare Flora erfasst“, sagte Umweltministerin Ulrike Höfken in der Nähe von Zilsdorf in der Vulkaneifel, wo sie den Kartierern über die Schulter schaute.

Nicht jede Grünlandfläche ist gleich geschütztes Grünland. Nur die mageren Wiesen oder Weiden haben die Chance, in die Kartierung zu kommen.

Foto: LfU

Die Kartierung werde sukzessive in den kommenden sieben Jahren in ganz Rheinland-Pfalz vor der Heuernte durchgeführt, indem pro Jahr jeweils mehrere Landkreise bearbeitet werden. Derzeit ist die Vulkaneifel in Arbeit, im Jahr 2021 sind die Landkreise Mainz-Bingen und die kreisfreie Stadt Neustadt an der Weinstraße vorgesehen.

Die Eigentümer der Flächen werden nicht einzeln benachrichtigt, sondern in den Mitteilungsblättern der Verbandsgemeinden wird über das Betreten der Flächen durch Kartierer im Frühjahr informiert.

Artenreiche Wiesen haben Chance, kartiert zu werden

Bei der Kartierung rücken Flachland- und Bergmähwiesen, Magerweiden und alle weiteren für den Naturschutz wertvollen Grünlandausprägungen in den Fokus. So gehören die Mageren Flachland-Mähwiesen zu den Glatthaferwiesen. Glatthafer, Wiesen-Margerite, Wiesensalbei oder Wiesen-Glockenblume sind typische Kennarten dieser Wiesen und werden daher beispielsweise als „Indikatorarten“ für die Kartierung verwendet. Die vollständigen Artenlisten für die Kartierung der Wiesen, befinden sich in den amtlichen Kartieranleitungen. Diese sind zu finden unter www.naturschutz.rlp.de.

Sabine Riewenherm, Präsidentin des Landesamtes für Umwelt (LfU), bemerkte: „Diese für die Artenvielfalt so wichtigen Flächen sind von einem Rückgang betroffen, sei es durch Nutzungsaufgabe oder durch Intensivierung der Bewirtschaftung.“ Die Grünlandkartierung durch das LfU sei eine wichtige Bestandsaufnahme der Grünland­arten und damit Ausgangspunkt für die zukünftigen Maßnahmen zum Erhalt der noch vorhandenen Flächen und ihrer Arten.

„Das Land unterstützt die Sicherung dieser Biotope mit vielfältigen Angeboten im Rahmen des Vertragsnaturschutzes, aus Mitteln der Biotopbetreuung und durch Ankauf wertvoller Flächen, so wie bei den heute besichtigten Bergmähwiesen“, sagte Höfken in Zilsdorf. Für die Sicherung der Biodiversität als einem zentralen Zukunftsthema sei die Kooperation mit geeigneten Bewirtschaftern Voraussetzung. „Die Bewirtschaftung, die zur Entstehen des artenreichen Grünlandes geführt hat, kann ohne Einschränkungen fortgeführt werden“, so Höfken. Die Kenntnis über die im Land vorhandenen Flächen unterstütze somit die gemeinsamen Bemühungen von Naturschutz und Landwirtschaft zur Sicherung der wertvollen Wiesen, aber auch die Möglichkeit produktionsintegrierte Maßnahmen als Kompensation durchzuführen.

Aktion Grün für den Artenschutz

„Das Artensterben ist direkt vor unserer Haustür im Gange. Daher müssen wir vor Ort handeln, um die Artenvielfalt zu erfassen und sie im nächsten Schritt dann auch bestmöglich zu schützen“, betonte Riewenherm. Viele Arten seien bedroht, da ihnen Lebensraum und die Nahrung fehle.

Hier wurde zu früh gemulcht. Das fördert die Gräser. Um mehr Blüten zu bekommen, müsste der Streifen frühestens Mitte Juli gemäht werden.

Foto: Setzepfand

Artenreiche Grünlandstandorte sind Hotspots der Biodiversität. Knapp ein Drittel aller heimischen Pflanzenarten, das sind rund 1 250 Arten, kommen hauptsächlich im Grünland vor. Fast die Hälfte der nach der Roten Liste gefährdeten Pflanzenarten sind Grünlandarten, stellte Umweltministerin Höfken fest. „Extensiv genutzte Grünlandbiotope sind CO2-Senken,

spenden Sauerstoff, sorgen für saubere Luft und kühlen die Umgebungstemperatur.“ Auch deshalb werde laut Höfken in Rheinland-Pfalz fortwährend in Artenschutz-Projekte investiert: „Mit der Aktion Grün hat die Landesregierung im Jahr 2017 ein Förderprogramm für den Erhalt der Biodiversität gestartet. Insgesamt stehen neun Millionen Euro für vier Jahre zur Verfügung. Unterstützt werden Verbände und Institutionen, Kommunen, Schulen und Kindergärten, die sich mit Projekten für den Schutz der Biodiversität einsetzen.“

Die Grünlandkartierung durch das LfU erfasst als Teil des landesweiten Biotopkatasters systematisch das nach § 15 Landesnaturschutzgesetz und § 30 Bundesnaturschutzgesetz gesetzlich geschützte Grünland. Darüber hinaus gibt die europäische Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) vor, dass Grünlandlebensraumtypen in den FFH-Gebieten erhalten werden müssen.

Nach Abschluss der Kartierung in einem Landkreis stehen die Daten für mögliche Auswertungen und Bilanzierungen im Landschaftsinformationssystem der Naturschutzverwaltung RLP (LANIS) unter naturschutz.rlp.de frei zur Verfügung. Das LfU wird jährlich eine Auswertung der Ergebnisse der in dem jeweiligen Jahr kartierten Landkreise durchführen und auf den Seiten des LfU zur Verfügung stellen unter www.lfu.rlp.de/de/naturschu....

mueef – LW 27/2020