Claas erweitert die stufenlose Traktoren-Familie

Eigenes Getriebe in Paderborn entwickelt und gebaut

Seit gut einem Jahr sind die neuen Arion-500/600-Baureihen als CIS- (Claas Informationssystem) und CEBIS- (elektronische Bord-Informationssystem) Versionen mit Hexashift-Getriebe auf dem Markt. Zur Agritechnica hat Claas seine stufenlose Familie um den Arion 500/600 CMATIC in der Leistungsklasse 140 bis 184 PS ergänzt.

Die Jaguar-Feldhäcksler verfügen über einen mechanischen Schnellkuppler und hydraulische Flachkuppler. Damit haben jetzt beide Baureihen eine einheitliche Schnittstelle für Vorsatzgeräte, die schnell und bequem gewechselt werden können.

Foto: Becker

Die Vorteile stufenloser Getriebe zeigen sich vor allem dann, wenn Traktoren vielseitig eingesetzt werden – von langsamen Pflegearbeiten über schwere Bodenbearbeitung oder Zapfwellenarbeiten bis hin zu Transportfahrten. In den Arion 500/600 CMATIC wird jetzt das neue stufenlose Claas-Getriebe EQ 200 verbaut, so der Sprecher der Geschäftsführung Dr. Theo Freye. Das Getriebe wurde gemeinsam von Claas Industrietechnik (CIT) und Claas Tractor (CT), Frankreich, für den Einsatz in Traktoren der Mittelklasse entwickelt, wird in Paderborn gebaut und dort in modernen Erprobungs- und Validierungszentren gestestet.

Mittelklasse-Traktoren mit der Technik eines Großen

„Bekannte Getriebebauteile wurden im EQ 200 so intelligent miteinander kombiniert, dass das Getriebe über einen besonders hohen Wirkungsgrad verfügt und das über alle Geschwindigkeiten nahezu konstant“, hieß es bei einer Pressekonferenz in Paderborn. Zu den Komponenten gehörten ein Stufenplanetengetriebe, eine Hydrostateinheit und zwei Lamellenkupplungen.

Beim automatischen Wechsel der Fahrstufe ändere sich nicht nur die Übersetzung, sondern auch der Kraftfluss durch das Aggregat. Die Drehzahlen der beiden Kupplungswellen nähern sich beim Beschleunigen immer weiter einander an, bis sie die gleiche Geschwindigkeit erreicht haben. Exakt im Synchronpunkt schalten dann die Lamellenkupplungen.

Auf diese Weise erfolge der Fahrstufenwechsel auch unter Last ohne Drehzahl- und Drehmomentsprung und führe zu einem durchgehend gleichmäßigen Beschleunigungsverhalten von 0 bis 50 km/h. Auch der Fahrer bemerke diesen automatischen Fahrstufenwechsel nicht. Hinzu komme: 50 km/h Höchstgeschwindigkeit können mit kraftstoffsparenden Motordrehzahlen von nur 1500 U/min gefahren werden.

Eine Fehlbedienung des Getriebes ist unmöglich

Bei der Bedienung der Arion 500/600 CMATIC setzt Claas auf den gleichen hohen Komfort wie schon beim großen Bruder Axion 900 CMATIC. Den Wechsel zwischen Vorwärts- und Rück­wärtsfahrt kann der Fahrer einfach über den Revershift-Hebel am Lenkrad oder den Fahrhebel auf der Armlehne vornehmen. Ein manuelles Schalten der ersten oder zweiten Fahrstufe ist beim Arion 500/600 CMATIC nicht erforderlich. Das Getriebe fährt automatisch immer in der richtigen Stufe, was den Fahrer zusätzlich entlastet und vor allem eine Fehlbedienung des Getriebes unmöglich macht.

Die Einstellungen von Getriebe und Fahrzeug erfolgen wie bei Claas-Traktoren in der höchsten Ausstattung über CEBIS. Der Fahrer wählt während der Fahrt per Knopfdruck die Fahrmodi und fährt über Pedal oder CMOTION-Multifunktionsgriff. Der Arion 500/600 CMATIC wird ab Sommer 2014 verfügbar sein.

2-Baureihen-Strategie bei Feldhäckslern

Claas setzt seine 2-Baureihen-Strategie mit den neuen Jaguar 800 und 900 fort und bietet mit insgesamt elf Modellen ein breites Leistungsspektrum an Feldhäckslern an. Neuheiten in den Bereichen Bedienung, Wartung und Effizienz präsentierte das Unternehmen ebenfalls in Paderborn.

Mit ihrem runderen Design wird die neue Jaguar-800er-Baureihe den Formen der 900er angeglichen – und biete damit ebenfalls eine hocheffiziente Luftführung für das Kühlsystem und eine gute Übersicht für den Fahrer. Zu mehr Übersicht, vor allem aber deutlich mehr Komfort für den Fahrer, tragen zudem die große Komfortkabine und das CEBIS-Bedienkonzept im neuen Jaguar 800 bei.

Neu ist auch, dass die Jaguar 800 optional mit dem Multi-Crop-Cracker und einer mechanischen Beschleunigerspalteinstellung zur Gutflussoptimierung ausgerüstet werden können. Darüber hinaus haben sie einen mechanischen Schnellkuppler und hydraulische Flachkuppler zur schnellen Adaption der Vorsatzgeräte bekommen.

Als exklusive Neuheit für den Jaguar 980 bietet Claas außerdem die automatische Vorfahrtsregelung Cruise Pilot – bisher vom Großtraktor Lexion bekannt – an. Sie sorgt dafür, dass der Häcksler in dicken und dünnen Beständen immer mit der optimalen Motorauslastung im Einsatz ist. Die Motorsolldrehzahl kann im CEBIS vorprogrammiert werden. Der Fahrer kann zwischen den drei Strategien Tempomat (konstante Geschwindigkeit), Leistung (konstanter Durchsatz) und maximale Motorauslastung wählen.

Vorpressung und stufenlose Schnittlängeneinstellung

Eine weitere Neuerung beim Jaguar 900 betrifft die Vorpresswalzen: Hier zieht jetzt ein Zylinder die hintere obere Walze mit konstantem Druck auf das Erntegut und sichert so eine Schichthöhen-unabhängige Vorpressung. Damit könne gerade bei dünnen Schwaden eine optimale Vorpressung und damit Häckselqualität sichergestellt werden.

Dank stufenloser Schnitt­län­gen­einstellung (Comfort Cut) entfällt jetzt beim 900er die Schaltstelle am Einzugsantrieb. Die Anpassung ist jetzt über den gesamten Schnittlängenbereich möglich. Dies bedeute wiederum mehr Leistung am Einzugskanal und volle Flexibilität bei der trockenmasseabhängigen Schnittlängenwahl für den Anwender.

Größere Tanks und neues Wartungskonzept

Obwohl die neuen Motoren den Abgasvorschriften genügen und sparsamer sind, wird der Jaguar mit noch größeren Dieseltanks (bis zu 1500 l) ausgerüstet, um die Tank­intervalle zu verlängern.

Eine weitere Gemeinsamkeit der Jaguar-800er und -900er-Baureihen ist das neue Wartungskonzept, das zu deutlichen Zeiteinsparungen führt. Um den Corncracker aus- und einzubauen, lässt sich die aufgestellte Seitenklappe zusätzlich um 90° nach hinten öffnen. Das erleichtert den Zugang deutlich, um das Aggregat zum Beispiel per Gabelstapler ein- und auszubauen. Auch der Beschleuniger lässt sich jetzt auf diese Weise seitlich aus der Maschine herausheben und könne so innerhalb einer Stunde getauscht oder gewartet werden. Vorher habe dies etwa einen halben Tag in Anspruch genommen.

Der steigenden Bedeutung des Siliermitteleinsatzes speziell im Gras begegnen die neuen Jaguar-Baureihen mit einem großen Tankvolumen von 375 l und einer Dosierleistung von bis zu 400 l/h beziehungsweise 2 l/t. Die Jaguar 800 und 900 werden ab Januar 2014 verfügbar sein.

LW – LW 46/2013