Clevere Kombination oder fauler Kompromiss?
Agri-Photovoltaik in der Diskussion
Kaum einer stellt noch in Frage, dass für den Solarenergie-Ausbau landwirtschaftliche Flächen benötigt werden – trotz Nebenwirkungen wie veränderter Landschaftsbilder und einem aus den Fugen geratenden Pachtmarkt. Agri-Photovoltaik-Anlagen sollen nun verstärkt kommen und die Flächenkonkurrenz auflösen. Doch die Vorgaben sind streng.
Um die Klimaziele zu erreichen, möchte die Berliner Ampelregierung der Freiflächen-Photovoltaik alle Wege ebnen. Einige Erleichterungen gibt es schon, weitere sollen mit dem „Solarpaket 1“ folgen. Das führt zu einem Ansturm auf Agrarflächen von Solarprojektierungs-Firmen – der durch das Prinzip der Agri-Photovoltaik entschärft werden könnte. Mit der brisanten Frage, ob die Agri-PV das Problem der Flächenkonkurrenz lösen kann, beschäftigten sich zuletzt verschiedene Veranstaltungen4 ha Agri-PV in Althegnenberg
Thomas Rebitzer, Fachoberschullehrer aus Merching mit Leidenschaft für erneuerbare Energien, und seine Tochter Laura konzipierten auf einem 4 ha großen Feld in Althegnenberg eine 2 Megawatt große Agri-PV-Anlage und stellten ihre Erfahrungen bei einem AbL-Abend bei Augsburg vor. Für Laura war die im Jahr 2020 gebaute Anlage die Initialzündung zur Gründung der auf Agri-PV spezialisierten Projektierungsfirma Doppelernte GmbH, deren Geschäfte sie zusammen mit einem Partner führt. „Wir haben ein interdisziplinäres Team aus Finanzexperten und Ingenieuren aufgestellt. Zurzeit bearbeiten wir sieben Agri-PV-Projekte“, sagte sie.
Beide stellten die verschiedenen Möglichkeiten und Varianten von Agri-PV vor. Entsprechend der einschlägigen DIN SPEC 91434 lassen sich zwei Kategorien unterscheiden:
- hoch aufgeständerte PV-Systeme, bei denen die Landwirtschaft unter den Modulreihen stattfindet, und
- bodennahe Systeme mit Bewirtschaftung zwischen den Modulreihen.
Während die erste Kategorie im Obst-, Beeren- und Weinbau gute Dienste leisten kann, sind für die großflächige Landwirtschaft 5 bis 6 m hohe Systeme zum Unterfahren mit Traktoren oder Feldhäckslern äußerst aufwändig, was Materialeinsatz und Statik betrifft. „Für uns ist das keine Option“, sagte Thomas Rebitzer.
Christian Dany – LW 14/2024