Digitale Lösungen für alle in der Landwirtschaft
Digitales Experimentierfeld Südwest gestartet
Ob im Ackerbau, Weinbau, Gemüsebau oder Obstbau, alle Betriebe können von der Digitalisierung profitieren, vorausgesetzt, es gibt passgenaue und an die jeweiligen Betriebstypen angepasste Lösungen. Hieran arbeitet das Digitale Experimentierfeld Südwest in Rheinland-Pfalz (EF-Südwest) und entwickelt ein branchenübergreifendes und überbetriebliches Datenmanagement.

Foto: BMEL/Felix Zahn
Gleich in neun Anwendungsfällen geht es zur Sache: So gilt es die Lese und den Transport von Trauben in Winzergenossenschaft digital mit der Kapazitäten in Traubenannahme und Pressung abzugleichen, insbesondere weil der Klimawandel immer wärmere und kürzere Ernteperioden bringt. Im Gemüsebau sollen in verschiedenen Kulturen mittels Bilderkennung Roboter die Nutzpflanzen von störenden Bewuchs befreien, ganz ohne Herbizide. Noch weiter geht der Obstbau, wo Pflückroboter ebenso gezielt und schonend Äpfel ernten sollen wie bisher die Arbeitskräfte, die kaum mehr zu finden sind. Umwelt- und Ressourcenschonung stehen im Fokus, wenn eine App dem Winzer die für den Standort passende Begrünungsmischung vorschlägt oder die Ausbringung von Wirtschaftsdünger mittels digitaler Sensordaten im Ackerbau oder heimischen Anbau von Viehfutter optimiert werden unter Berücksichtigung der neuesten rechtlichen Auflagen.
Ob Weinkeller oder Kuhstall – digital wird es
Im Weinkeller wird direkt und digital der Stromverbrauch erfasst, um so die Stromfresser zu identifizieren und durch sparsamere Prozesse zu ersetzen. Besonders dankbar werden die Winzer für die Erleichterung beim Transport und In-Verkehr-Bringen von Wein sein, wenn digitale online-Angebote die lästigen und fehlerbehafteten Formulare ersetzen werden. Aber auch die Imker in Rheinland-Pfalz profitieren von der Digitalisierung, wenn ihnen die Blühzeiten von Trachtpflanzen über ein enges Messnetz übermittelt werden, ebenso wie kritische Wetterdaten zur effizienteren Milbenbekämpfung im Bienenstock.
Es gilt nicht nur die digitale Infrastruktur für neuentwickelte Lösungen zu nutzen, gerade bei den kleinen und meist bäuerlichen Betrieben bedarf es der intensiven Vermittlung des neuen digitalen Wissens durch Angebote in der Beratung und des Coachings. Neben der großen Vielfalt der landwirtschaftlichen Kulturen liegt die besondere Stärke des Experimentierfeldes Südwest in der besseren Vernetzung der unterschiedlichen Produktionsbereiche. Hierzu verbindet das neu geschaffene Living Lab alle Anwendungsfälle und nutzt die breite Palette an Softwarewerkzeugen und gemeinsame Schnittstellenstandards der GeoBox-Infrastruktur. Gleichzeitig bietet das rheinland-pfälzische Living Lab den privatwirtschaftlichen Unternehmen des Agrarsektors ein offenes Experimentierfeld, um eigene Digitalisierungslösungen einzubinden und auszutesten.
Ministerium gibt 4,35 Millionen Euro
Dieses Gesamtpaket aus anwendungsorientierter Forschung, Coaching und Umsetzung in der Praxis wird geschnürt von den praxisnahen Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Eifel, Westerwald-Osteifel, Rheinpfalz), Hochschulen (TH Bingen, TU Kaiserslautern) und außeruniversitären Forschungseinrichtungen (DLR Rheinpfalz, Weincampus Neustadt, RLP-AgroScience, LVAV Neumühle). Den Startschuss für das Experimentierfeld Südwest gab Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner am 9. März 2020 in Berlin, als sie den Projektverantwortlichen die Förderbescheide über 4,35 Millionen Euro übergab.
ef-südwest – LW 15/2020