Digitalisierung im Weinbau – Chancen und Risiken

Weincampus Neustadt zeigt Wege der Zukunft

Zum zweiten Mal haben sich rund 120 Fachleute aus der Weinbranche auf dem Weincampus Neustadt in der Aula des DLR Rheinpfalz getroffen, um über die Möglichkeiten, Grenzen, Chancen und Risiken der Digitalisierung zu diskutieren. Elf Betriebe aus der Weinbranche und Zulieferunternehmen stellten in kurzen Filmen ihre Digitalisierungsstrategien und Visionen vor. So wurde ein Einblick in die Gegenwart und Zukunft von Weinbau 4.0 ermöglicht.

Das Digi-Wein-Forum war wieder gut besucht.

Foto: Weincampus Neustadt

Die Digitalisierung in der Weinbranche bietet viele Chancen, aber auch Risiken. Lohnt sich die Investition in neue Technologien und ist die Digitalisierung tatsächlich eine Entlastung oder eine zusätzliche Belastung für die Betriebe?

Austausch von Entwicklern und Praxis fördern

Auch dieses Jahr wurde das einzigartige Forum in Neustadt intensiv genutzt, zu dem Vertreter aus der Weinbranche sowie aus den Bereichen Maschinenbau, Software-Entwicklung, Cloud-Technologie, Drohnen-, Sonden- und Sensorikhersteller sowie Experten aus Forschung, Marketing und wichtige politische Vertreter zusammenkamen. Insgesamt elf Betriebe aus der Weinbranche und Zulieferunternehmen haben in Stand-Up Pitches ihre Sicht zur Digitalisierung dargelegt.

„Heute fangen wir an, die Zukunft der Weinbranche neu zu schreiben“. Mit diesen Worten begann Studiengangsleiter Prof. Dr. Dominik Durner vom Weincampus die Vorstellung des Innovationsnetzwerks für Weinbau und Wein. Die SmartWinery vereint die Innovations­treiber aus Weinbranche, Zulieferunternehmen und Hochschule und kurbelt den Technologietransfer aus und in die Branche an. Neben der Lobbyarbeit für Innovationen in der gesamten Weinbranche sind die Aufgaben der SmartWinery Forschungs- und Entwicklungsthemen zu initiieren, projektübergreifend zu koordinieren und neue Geschäftsfelder zu erschließen.

Lese, Transport und Verarbeitung der Trauben, energiewirtschaftliche Aspekte im Außenbetrieb sowie im Keller und innerbetriebliche Informations- und Belegflüsse sind für alle Weinbaubetriebe von außerordentlicher Relevanz für ihren Erfolg. In den genannten und vielen weiteren Bereichen der Weinerzeugung muss eine sorgfältige Planung vorausgehen, die Prozesse bedürfen einer akkuraten Steuerung und Kontrolle. Digitale Instrumente, die genau das unterstützen, sollen entwickelt werden, um die Wettbewerbsfähigkeit der Weinbranche langfristig zu sichern.

„Digitalisierung ist Demokratisierung“, meinte Kilian Moser vom Start-Up Unternehmen Oculyze, das zum Beispiel einen Zellzähler entwickelt hat und mit Cloud-Datensystemen arbeitet. Durner stimmte dieser These zu und hob hervor, dass die Weinbranche nur durch Zusammenarbeit stark bleiben könne. Er empfahl den Winzern „Wir müssen uns vernetzen und gemeinsam an Innovationen arbeiten. Nur so können auch kleine Winzerbetriebe mit der Digitalisierung Schritt halten.“

Am Ende der Diskussion stand der Konsens der Teilnehmer, bei allen weiteren Entwicklungsschritten offene Schnittstellen einzuplanen, die die unterschiedlichen Systeme miteinander verbinden und einen einfacheren Datenaustausch über die Wertschöpfungskette hinweg ermöglichen können. Zu viele Medienbrüche erschweren bisher die Nutzung von erhobenen Daten. Dr. Matthias Nachtmann, Leader Digital Farming BASF, betonte die Notwendigkeit, über verschiedene Fachbereiche hinweg den Austausch zu stärken. Der Weinbau könne viel von den Erkenntnissen aus anderen landwirtschaftlichen Bereichen profitieren. Hier müsse eine Achse für den Wissenstransfer geschaffen werden. Das jährlich stattfindende Digi-Wein-Forum wurde im Rahmen der Veranstaltung „Aus der Forschung für die Praxis“ durchgeführt, die gemeinsam vom DLR Rheinpfalz, Weincampus Neustadt, BWV Rheinland-Pfalz Süd sowie der LWK Rheinland-Pfalz ausgerichtet wurde.

wcn – LW 37/2019