Effiziente Düngung für Erträge und N-Bilanzen

Zuckerrüben: Nährstoffe an der Wurzel platzieren

Der Zuckerrübenanbau steht 2019 vor großen Herausforderungen. Durch das Auslaufen der Quote und die weltweit hohe Produktion sind die Zuckerpreise regelrecht abgestürzt. Von Oktober 2016 bis Oktober 2018 hat sich der Weltmarktpreis mehr als halbiert. Doch inzwischen scheint sich der Kurs wieder vorsichtig zu erholen. Trotzdem sind das noch keine rosigen Aussichten für die heimischen Produzenten. Gleichzeitig wird der Anbau durch den Wegfall der systemisch wirksamen insektiziden Beizen und die Auflagen der Dünge-Verordnung erschwert. Wie sollen sich die Landwirte auf die schwierige Situation einstellen?

Nur optimal ernährte und gesunde Bestände können das Ertragspotential der leistungsstarken Sorten voll ausschöpfen.

Foto: H. Becker

Sicherlich verdient die Rübe als Sommerung weiterhin einen festen Platz in der Fruchtfolge, zumal sich in der aktuellen Situation kaum lohnendere Alternativen aufdrängen. Zum anderen kann die Rübe aufgrund ihrer langen Vegetationszeit besonders gut den im Laufe des Sommers aus der organischen Substanz freigesetzten Stickstoff verwerten und entlastet auf diese Weise die Stickstoffbilanz der Betriebe.

Wie das Saatbett, so die Ernte

Damit die Rübe ihre ackerbaulichen Vorzüge auch ohne die bisher wirksamsten Beizen ausspielen kann, sind ein zügiger Aufgang und eine optimale Jugendentwicklung anzustreben. Auf diese Weise können die Rüben das empfindliche Jugendstadium schnell überwinden. Eine trockene, dem Rübenanbau angepasste Bodenbearbeitung ist die Voraussetzung für einen gleichmäßigen Aufgang und eine gute Bestandsentwicklung.

Dabei sollte man zunächst über eine Spatenprobe einen Blick in den Boden werfen. Locker, aber gut rückverfestigt sollte der Boden sein. Zur Stabilisierung der Struktur trägt eine Kalkung bei. Einerseits um die Lebendverbauung der Bodenaggregate zu fördern, und andererseits um die Verfügbarkeit von Phosphat und anderen Nährstoffen zu verbessern.

Auch wird durch eine Kalkung die Kalzium-Aufnahme der Rüben gefördert. Kalzium fördert ein stabiles, gesundes Zellwachstum und sorgt so für robuste und widerstandsfähige Rüben. Innerhalb der Fruchtfolge sollte daher die Kalkung stets zu den Zuckerrüben als anspruchsvollster Kultur erfolgen.

Auf einen Blick

Für den Rübenanbau wird die neue Düngeverordnung nur geringe Auswirkungen haben. Die in der Verordnung festgelegten Bedarfswerte und Bilanzen erfordern jedoch eine hohe Effizienz des eingesetzten Stickstoffs und Phosphors.

Voraussetzung dafür ist eine ausreichende Versorgung mit allen anderen Nährstoffen sowie ein optimaler Kalkzustand des Bodens. Zudem kann die platzierte, wurzelnahe Düngung bei einer Reihenkultur wie der Zuckerrübe die Effizienz der Düngung weiter verbessern.

Bei einer solchen Unterfuß-Düngung bietet Kalkstickstoff aufgrund seiner besonderen Nährstoffform und seiner bodenhygienischen Nebenwirkung zusätzliche Sicherheit.

Biebinger

Die Grunddüngung muss passen

Mit ackerbaulichen Maßnahmen kann der Rübenanbauer zwar nicht die Witterung überlisten, aber doch deren Risiken minimieren. Gerade für die „Königin der Ackerfrüchte“ ist auf eine ausreichende Versorgung mit den Grundnährstoffen zu achten. Entzieht doch ein Rübenbestand für 80 t Rüben dem Boden rund 600 kg K2O, 150 kg P2O5 und 120 kg MgO. Das Kalium sorgt für eine gute Wasserregulierung der Pflanzen und mindert den Trockenstress. Dies konnte man im „Jahrhundert-Sommer“ 2018 häufig bei benachbarten, aber unterschiedlich versorgten Rübenschlägen beobachten.

Bei der Phosphatdüngung müssen die Vorgaben der Düngeverordnung beachtet werden. Auf Böden mit Versorgungsstufe C kann der Entzug gedüngt werden. Bei besser versorgten Böden sind Abschläge notwendig, bei schlecht versorgten Böden kann auch über den Entzug gedüngt werden.

Zu beachten ist, dass sich Phosphor im Boden nur relativ wenig bewegt. Eine Phosphatdüngung sollte daher räumlich nahe an der Wurzel erfolgen, um eine frühzeitige und ausreichende Aufnahme sicher zu stellen. Das wirkt sich vor allem auch auf die innere Qualität der Rüben aus. Bei Phosphat sollte daher eine Einarbeitung oder wenn technisch möglich, eine gezielte platzierte Düngung zur Saat als Unterfußdüngung erfolgen. Als Abstand zur Reihe sind mindestens 5 cm einzuhalten. Eine gute Ablagetiefe des Düngerbandes (ca. 10 cm) fördert das Wurzelwachstum und einen gestreckten Rübenkörper. Die höchste Wirksamkeit ist bei Phosphatdüngern mit einem hohen Anteil an wasserlöslichem oder ammoncitratlöslichem Phosphat gegeben.

Stickstoffdüngung gemäß Düngeverordnung

Für die Stickstoffdüngung ist gemäß der Düngeverordnung eine Bedarfsermittlung gefordert. Als Berechnungsbasis ist der Ertragsdurchschnitt der letzten drei Jahre zu ermitteln. Aus diesem ergibt sich dann ein Stickstoffbedarfswert. Nach Berücksichtigung der Nmin-Werte, der Zu- und Abschläge für Vorfrucht, Zwischenfrucht und Humusgehalt des Bodens errechnet sich dann der Stickstoffdüngungs-Bedarf.

Der Stickstoffbedarfswert für einen Ertrag von 65 Tonnen Rüben liegt bei 170 kg N. Bei höheren Erträgen können Zuschläge von 10 kg N pro 10 Tonnen Rübenertrag erfolgen. Andererseits sind bei niedrigeren Ertragserwartungen Abschläge von 15 kg N pro 10 Tonnen Rüben notwendig. Bei einem Ertragsniveau von 80 Tonnen Rüben kann somit ein Bedarfswert 185 kg Stickstoff angesetzt werden. Davon geht der Nmin-Wert ab und je nach Humusgehalt des Bodens nochmals bis 20 kg N für die Nachlieferung. Die Vorfrucht, die Zwischenfrucht und die organische Düngung des Vorjahres können zu weiteren Abschlägen von beispielsweise 30 kg N führen.

Das heißt, bei einem Nmin-Gehalt von 50 kg N und den zuvor genannten Abschlägen können in diesem Beispiel immer noch 85 kg Stickstoff gedüngt werden. Zu Rüben wurde allerdings dank der intensiven Beratung schon bisher sehr ertrags- und qualitätsorientiert gedüngt. Die Düngeverordnung wird daher auf die Stickstoffdüngung bei Rüben keine großen Auswirkungen haben.

Platzierte Düngung bietet Vorteile

Dennoch sollte über eine weitere Optimierung der Mineraldüngung zu Rüben nachgedacht werden. Denn je effektiver die Düngung, desto geringer fallen die Bilanzüberschüsse bei Stickstoff in der Fruchtfolge aus. Als klassische Reihenkultur mit 50 cm Reihenabstand und verhaltener Jugendentwicklung können die jungen Rüben über viele Wochen nur die Nährstoffe im Reihenbereich erschließen. Der größte Teil der Nährstoffe liegt zwischen den Reihen und ist für die Wurzeln zunächst nicht erreichbar.

Deshalb liegt der Gedanke nah, die Effizienz der Düngung durch eine Platzierung der Nährstoffe im wurzelnahen Bereich zu erhöhen. Dies lässt sich durch eine Unterfuß-Düngung mit Stickstoff und Phosphor erreichen. Dabei sollten stets gut verfügbare Phosphatformen kombiniert mit Stickstoff zum Einsatz kommen.

Ein klassischer Unterfußdünger ist daher das Diammonphosphat (DAP). Auf bereits gut mit Phosphor versorgten Standorten ist allerdings der hohe Phosphatgehalt des DAP limitierend. Das Düngerband sollte etwa fünf bis zehn Zentimeter unter dem Saathorizont liegen. Es wird von den Wurzeln rasch erschlossen und ermöglicht den Rüben eine zügige Jugendentwicklung. Insbesondere in Jahren mit kühler Frühjahrswitterung springen die „unterfußgedüngten“ Bestände aufgrund ihrer besseren Entwicklung sofort ins Auge.

Kalkstickstoff durch Extrawirkungen interessant

Aufgrund des absehbaren Wegfalls der Neonicotinoid-haltigen Beizen wurde in den letzten Jahren verstärkt die Kalkstickstoff-Düngung bei Rüben getestet. Die Nebenwir-kung des Kalkstickstoffs gegen eine Reihe von tierischen und pilzlichen Schädlingen ist seit langem aus anderen Kulturen bekannt.

Moderne Sätechnik ermöglicht auch bei Rüben eine Unterfußdüngung. Das verspricht eine bessere Effizienz bei N und P. Besonders geeignete Dünger sind DAP, Kalkstickstoff oder stabilisierte N-Dünger.

Foto: E. Ebert

Eine breitflächige Vorsaatdüngung mit Kalkstickstoff erfordert bei Rüben allerdings eine Wartezeit von etwa 14 Tagen. Sie zeigte aber in Versuchen oftmals deutliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Düngern. In Jahren mit einem späten Frühjahr wie in 2018 möchten die Landwirte aber keine Wartezeit hinnehmen. Daher wurden in den letzten Jahren auch Versuche mit einer Kalkstickstoff-Unterfußdüngung in Rüben gemacht.

Die Pflanzenverträglichkeit war dabei voll gegeben und die Rüben zeigten einen deutlichen Entwicklungsvorsprung, der sich am Ende auch im Zuckerertrag widerspiegelte. Ob das konzentrierte Kalkstickstoff-Düngerband auch bei den Rüben eine Nebenwirkung gegen tierische Schädlinge hat, wird sich in diesem Jahr erweisen, wenn auf die Neonicotinoid-haltigen Beizen verzichtet werden muss.

Im Zuge der Versuche wurden erstmalig auch kleinere Kalkstickstoffgaben von 200 bis 300 kg auf den Rübenbestand im 4- bis 8-Blattstadium geprüft. Diese wurden von den Rüben nicht nur gut vertragen, sondern bewirkten auch beachtliche Befallsminderungen bei Cercospora-Blattflecken beziehungsweise bei der Rübenkopffäule. Für eine allgemeine Empfehlung der Kopfdüngung ist es aufgrund der erst einjährigen Ergebnisse noch zu früh. Diese müssen erst noch in weiteren Versuchen bestätigt werden.

Kurt Biebinger, AlzChem Trostberg, Landesarbeitskreis Dügung Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland – LW 11/2019