Endlich echter Regen

Das Erntegeschehen der letzten Tage spiegelt den gesamten Verlauf der diesjährigen Ackerbausaison wider: Es gibt regional gewaltige Unterschiede. Während im südlichen Rheinland-Pfalz, im Hessischen Ried oder auch in der Wetterau die Wintergerstenernte quasi durch ist, wartet man in eini­gen Gemarkungen Nordhessens noch immer darauf, endlich damit beginnen zu können. Denn dort fiel der geplante Erntestart in die jetzt zu Ende gehende Regenperiode.

Der bitter benötigte Regen kam jetzt zwar zur Getreideernte ungelegen, aber für Mais und Rüben gerade recht. Die Trockenheit über den Winter bis ins Frühjahr hinein war enorm, und die Niederschläge der letzten Wochen fielen fast nur in Form von teils heftigen Gewittern. Echter, ergiebiger und flächendeckender Regen war also Mangelware, was rekordverdächtige Niedrigststände vieler Grundwasserpegel und Stauseen belegen.

Wie die Erntegespräche der Bauernverbände in Rheinland-Pfalz und Hessen zeigten, ist unter diesen Voraussetzungen nur eine leicht unterdurchschnittliche Ernte zu erwarten – die ersten Ergebnisse aus den Regionen zeigen dies auch. Und das mit großen Spreizungen: Bei der Wintergerste wurden Erntemengen von 4,5 bis über 8 t/ha gedroschen, je nach Vorfrucht, Bodengüte und Niederschlag. Bei den Obstbauern schlug der Frost zu, und bei Kirschen und Erdbeeren mussten deutliche Ertragseinbrüche hingenommen werden.

Aber wie in der Landwirtschaft üblich, geht der Blick schon jetzt, mitten in der Ernte, nach vorne, denn schon im August steht die Rapsaussaat bevor. Und zur anstehenden Herbst­­bestellung sind die Vorgaben der novellierten Düngeverordnung zu beachten, die eine schlaggenaue Düngebedarfsermittlung fordert. Diese wiederum bezieht unter anderem organische Düngegaben und den Umgang mit Ernteresten in die Berechnungen ein. Was hierbei im Hinblick auf die anstehenden Düngungsmaßnahmen und bei der Rapsbestellung zu beachten ist, lesen Sie in dieser Ausgabe in der Rubrik Pflanzenbau ab Seite 9.

Karsten Becker – LW 30/2017