Erfolgreiche Beratung beruht dem Prinzip der Freiwilligkeit

Informationsforum zur EU-Wasser-Rahmenrichtlinie

Eine reichhaltige Informationsquelle zum Thema Wasserschutz bot sich den Teilnehmern des dritten Waldeck-Frankenberger Forums zur EU-Wasser-Rahmenrichtlinie in der vergangenen Woche in Korbach. Rund 120 Besucher, zumeist Landwirte, informierten sich über die Ergebnisse der ersten Auswertungen.

Dr. Matthias Peter (r.), Ingenieurbüro „Schnittstelle Boden“, erläuterte rund 120 Landwirten aus der Region beim Wasser-Rahmenrichtlinie-Forum in Korbach die Ergebnisse der ersten Auswertungen.

Foto: Thomas Kobbe

Die Wasser-Rahmenrichtlinie (WRRL) der Europäischen Union trat im Jahr 2 000 in Kraft. Sie legt die Umweltziele für alle europäischen Oberflächengewässer und das Grundwasser fest, die möglichst bis Ende 2015 erreicht sein sollen. Wesentliches Element des Programms zum Trinkwasserschutz ist es, auf freiwilliger Basis und in Kooperation mit den Landwirten den Nährstoff­eintrag ins Wasser zu verringern.

Die in der Landwirtschaft und im Gartenbau verwendeten Dün­ge- und Pflanzenschutzmittel setzen vor allem Stickstoffverbindungen wie Nitrat und Phosphor frei, die in das Grund- und Oberflächenwasser gelangen. Oft sind diese Belastungen auf Erosion und Abschwemmung von landwirtschaftlichen Flächen zurückzuführen.

Um diese Einträge zu reduzieren und eine dauerhaft gewässerschonende Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen zu erreichen, wurden zahlreiche unterstützende Beratungsangebote eingerichtet und etabliert. Für die Gebiete rund um Korbach und Bad Wildungen bis Bad Zwesten bietet das Ingenieurbüro „Schnittstelle Boden“ aus Ober-Mörlen die Beratung an. Den Auftrag, die Was­ser-Rah­menrichtlinie auf diesem Weg umzusetzen, gaben die Projektträger und Wasserver­sor­ger, in der Region sind das die Energie Waldeck-Frankenberg (EWF) und die Bad Wildunger Kraftwagen- und Wasserversorgungsgesellschaft (BKW) dem Ingenieurbüro im Herbst 2011. Dessen Leiter, Dr. Matthias Peter, führte zusammen mit Karl-Heinrich Bickel die Teilnehmer des Forums in die unterschiedlichen Themenbereiche ein.

Langfristigen Erfolg ins Auge haben

„Uns ist es besonders wichtig, dass die Beratung auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruht. Wir wollen niemanden zu etwas zwingen“, sagte Dr. Peter. „Kooperation statt Konfrontation“ laute deshalb das Motto. Und Friedrich Wilke fügte hinzu: „Nur so ist die Langfristigkeit und der Erfolg der Umsetzung – nämlich das Grundwasser zu schützen – am besten gewährt.“ Die Ausstellung im Vortragsraum der EWF in Korbach umfasste Schautafeln und Informationsmaterialien ebenso wie die neuesten Untersuchungsergebnisse aus den einzelnen Einzugsräumen des Gebietes. Es umfasst insgesamt 36 Gemarkungen in neun beteiligten Städten und Ge­meinden. Fachlich ging es dabei in erster Linie um Fragen zur Vermeidung von Erosion, zum grundwasserschonenden Maisanbau, zur Verwendung von Gärsubstrat oder um unterschiedliche Verfahren der Bodenbearbeitung. An Karten der Kooperationsprojekte erläuterte Peter die Nitratwerte der einzelnen Brunnen. Die Grafiken zeigten sowohl die Entwicklung der Stickstoff-Bilanzsalden der Anbaufrüchte als auch den Stickstoffgehalt der Ackerflächen nach verschiedenen Früchten. Zu den Wasserschutzgebieten wurden die Ergebnisse ebenfalls ausgestellt.

Erste Ergebnisse wurden erläutert

Beim Nitratgehalt des Grundwassers sei in allen untersuchten Gebieten in der Region ein rückläufiger Trend festzustellen, fasste Dr. Peter die aktuellen Resultate zusammen: „Allerdings sinken die Werte nur sehr langsam.“ Die Belastung habe sich innerhalb der vergangenen 15 bis 20 Jahre aufgebaut. Vermutlich müsse daher mit einem ähnlich langen Zeitraum gerechnet werden, bis von einem „guten Zustand“ die Rede sein könne. Diese Kategorie sei aber bei der Zielvorgabe der Rahmenrichtlinie entscheidend. Peter hält es deshalb auch nicht für möglich, diesen Zustand bis zum Ende des ersten Bewertungszeitraums (Ende 2015) zu erreichen. Analog zu den meisten Gebieten in Hessen und Deutschland müsse vermutlich mindestens der zweite Bewertungszeitraum (2016 bis 2021) oder womöglich auch der dritte (2022 bis 2027) in Anspruch genommen werden.

Maßstab bei der Beurteilung ist ein ökologisch und chemisch „guter Zustand“. Dieser ist definiert als ein Zustand, der von einem „sehr guten“ (das heißt weitgehend unbeeinflussten) Zustand nur geringfügig abweicht. Der „gute ökologische Zustand“ der Oberflächengewässer ist in erster Linie auf die Vielfältigkeit vorhandener Pflanzen- und Tierarten ausgerichtet. Die Bewertung des ökologischen Zustandes erfolgt innerhalb eines fünfstufigen Klassifizierungsschemas.

Der „gute chemische Zustand“ des Grundwassers ist gegeben, wenn die Schadstoffkonzentrationen die geltenden Qualitätsnormen nicht überschreiten und die vom Menschen verursachte (anthropogene) Belastung mit Schadstoffen nicht zur beträchtlichen Schädigung von Oberflächengewässern oder Feuchtgebieten führt.

Weitere Gastredner hielten Vorträge

Auf dem Vortragsprogramm des Forums standen zwei Referate zu korrespondierenden Themen. Professor Dr. Tamas Harrach, ehemaliger Leiter des Instituts für angewandte Bodenkunde der Universität Gießen, sprach zum Thema „Der Boden als wichtigste Produktionsgrundlage – wie kann der Landwirt die Ertragsfähigkeit und den Kulturzustand des Bodens erhalten und verbessern?“

Doris Ebert, Ministerialrätin im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, informierte über die ab kommenden Jahr geltenden Veränderungen in der EU-Agrarförderung.

Kobbe  – LW 50/2014